Vor dem Eingang wurden die Besucher mit leckerer Nervennahrung empfangen.

Vor dem Eingang wurden die Besucher mit leckerer Nervennahrung empfangen.

Als ich am Donnerstag gegen 10.45 Uhr durch die Türen der Leipziger Buchmesse trat, war es erstaunlicherweise recht entspannt – der größte Ansturm war entweder schon in den Hallen oder trottete noch weit hinter mir durch den Schnee. Dadurch konnte ich ohne eine einzige Sekunde Wartezeit die Kontrolleingänge passieren. Das kam mir ganz gelegen, wollte ich doch bereits 11 Uhr die erste Veranstaltung wahrnehmen. Daher ließ ich die Stände in der Glashalle  auch links liegen und begab mich schnurstracks zum ARD-TV-Forum in Halle 3, um das Autorengespräch mit Götz Aly über sein für den Leipziger Sachbuchpreis nominiertes Werk „Die Belasteten. Euthanasie 1939-45. Eine Gesellschaftsgeschichte“ wahrzunehmen. Da ich dann doch etwas früher ankam, als erwartet, konnte ich sogar noch den letzten Sätzen des Gesprächs mit Schauspieler Heiner Lauterbach lauschen. Einen Blick auf ihn erhaschte ich jedoch nicht, da das ARD-TV-Forum an diesem Vormittag durchgängig gut besucht war. Bevor das Gespräch mit Götz Aly begann, gelang es mir jedoch, in die erste Reihe zu schlüpfen und so hatte ich genug Platz, um mich mit Kamera und Notizblock auszubreiten. Das Gespräch selbst war sehr interessant und hat bei mir die Neugierde auf das nominierte Buch geweckt. Mehr sei vorerst jedoch nicht verraten.

Mein Messetag war von zwei Schwerpunkten geprägt: der NS-Zeit und den Graphic Novels. Bei meiner zweiten Veranstaltung, zu der ich mich auch mit Sindy traf, waren beide Themen sogar vereint. Gemeinsam besuchten wir die Präsentation zu Daniel Daemgens und Robert Kriegs Graphic Novel „… und über uns kein Himmel“, die die Thematik der Kinderheime während und nach des Nazi-Regimes behandelt.

Anschließend ging es dann etwas lustiger zu: Von 13 bis 14 Uhr diskutierten der Zeichner Flix, Michael Groenewald von REPRODUKT, Ralf Keiser von Carlsen und Brockhaus-Verlagsleiter Detlef Wienecke-Janz über Graphic Novels, insbesondere über die Bedeutung der Comic-Adaptionen literarischer Klassiker. Die von Christian Schlüter (Frankfurter Rundschau) moderierte Diskussion war nicht nur gut besucht, sondern auch sehr interessant, informativ und humorvoll. Ich persönlich hätte noch Stunden zuhören können. Allen Graphic Novel-Liebhabern bzw. -Interessierten hätte ich diese Veranstaltung daher nur ans Herz legen können.

"Faust" signiert von Flix

„Faust“ signiert von Flix

Direkt im Anschluss musste ich – genau wie Flix – schnell von Halle 5 zurück in den Eingangsbereich der Glashalle. Dort gab der Zeichner („Faust“, „Don Quijote“) gemeinsam mit Ralph Ruthe eine Signierstunde. Als ich ankam, war die Warteschlange bereits lang, sodass ich erst kurz vor 15 Uhr (dem geplanten Ende der Signierstunde) an die Reihe kam, während sich hinter mir zunehmend mehr Leute sammelten. Gegenüber Flix musste ich dann aber gestehen, dass ich die mitgebrachte „Faust“-Graphic Novel selbst nicht gelesen habe: Da mein Liebster prüfungsbedingt nicht zur Messe konnte, bat er mich, sein Exemplar signieren zu lassen. Daher stand ich nun ganz uneigennützig eine Stunde in der Warteschlange bei fast sommerlichen Temperaturen. Sommerliche Temperaturen? Ja, denn pünktlich zum Beginn der Leipziger Buchmesse wichen die trüben Wolken der strahlenden Sonne, die die Glashalle sehr schnell aufwärmte, sodass man für die Zeit seines Aufenthaltes die winterliche Kälte ganz vergaß. Erst als Sindy und ich gegen 18 Uhr die Messe verließen, mussten wir uns notgedrungen wieder den eisigen Temperaturen stellen. Doch bis dahin genossen wir beide – mal gemeinsam, mal getrennt – die Messe. Für mich war der diesjährige Messebesuch deutlich angenehmer und entspannter als in den Vorjahren. Da jedes Jahr mehr oder weniger die gleichen Verlage, Unternehmen und Hochschulen vertreten sind, musste ich dieses Mal nicht auf Entdeckertour gehen. Stattdessen suchte ich zielgerichtet die Stände von Jacoby & Stuart, REPRODUKT und Splitter auf. Zwar ließ ich den Rest nicht völlig links liegen, aber für mich irrelevante Bereiche sparte ich aus und viele Stände sah ich nur kurz im Vorbeigehen an. Eingekauft habe ich natürlich auch – für meine Lieben ebenso wie für mich. Außerdem tauschten Sindy und ich untereinander medienpädagogische Bücher aus, die wir doppelt hatten.

Meine diesjährige Buchmessen-Ausbeute

Meine diesjährige Buchmessen-Ausbeute

Insgesamt kam mir die Buchmesse am Donnerstag weniger überfüllt vor als in den Vorjahren. Dabei fiel mir insbesondere auf, dass es dieses Mal recht wenige Cosplayer gab: Sah man sie in den Vorjahren sonst überall, lief mir während des diesjährigen Besuchs eine sehr überschaubare Menge über den Weg. Mehr Verlass war dagegen auf den Leiter unserer Lieblingsbuchhandlung: Jedes Jahr treffen wir ihn auf der Messe. Bedenkt man die Menschenmassen während dieses Ereignisses, finde ich es immer wieder erstaunlich, dass man sich dort über den Weg läuft. Etwas enttäuscht wurde ich hingegen am Abend: Eigentlich sollte es 17 Uhr im Hörzelt von Auditorix eine Präsentation zu interaktiven Spielen rund um die Hörspielproduktion geben. Als ich dort ankam, musste ich jedoch feststellen, dass die Veranstaltung ausfiel. Für mich als (angehende) Medienpädagogin wäre die Präsentation wirklich interessant gewesen, weshalb ich mich ein wenig ärgerte, dass dieser Programmpunkt so kurzfristig gestrichen wurde.

Fazit: Ein insgesamt 11-stündiger Tag, der so entspannt war wie nie zuvor auf der Buchmesse – mit Altbewährtem ebenso wie mit Neuem. Nun bleibt nur die Frage: Ab wann kann ich das Programm für 2014 einsehen? ;)

Ausführliche Artikel über das Autorengespräch mit Götz Aly, die Präsentation von „… und über uns kein Himmel“ sowie natürlich zur Diskussion über „Weltliteratur in Graphic Novels“ folgen im Verlauf der kommenden Wochen.