Wer mir seit Jahren folgt, hat gemerkt, dass ich seit der Pandemie viel weniger lese und blogge. Mir fällt es nach wie vor schwer, nach täglich rund 9 Stunden im Homeoffice noch konzentriert auf Texte oder Bildschirme zu schauen. Aber es geht aufwärts. Die Neugier, Geschichten zu entdecken, ist zurückgekehrt und sogar größer als vor der Pandemie, als mich rund vier (Hör-)Bücher und Comics im Monat begleiteten. Ich habe sogar festgestellt, dass ich beim Lesen eine ganze neue Bewusstheit für die Figuren, Themen, Rhetorik habe – Sätze, Botschaften, Charaktereigenschaften wirken auf mich so stark, wie ich es seit den ersten Blogjahren nicht mehr erlebt habe. Das langsamere, seltenere Lesen kann ich also viel mehr genießen. Genau deshalb möchte und werde ich mich auch nicht unter Druck setzen, so viel zu lesen und zu bloggen wie früher. Was ich außerdem zu schätzen gelernt habe: die Rückkehr zu Vertrautem: Lieblingsautor*innen und -künstler*innen, Klassiker, Fantastisches und Märchen. Ich habe es vermisst, mir von Stephen King die menschlichen Abgründe zeigen, mich von Benjamin Lacombes Illustrationen verzaubern zu lassen, mit Tolstoi und Hugo durch ein ganzes Jahrhundert zu reisen oder mit Taniguchi Japan zu entdecken. All das soll daher 2022 den Schwerpunkt meines Lesens bilden.

Schauriges

Es gab Zeiten, in denen ich mich in einem Jahr gleich mehreren Titel von Stephen King widmete. Manche las ich im englischsprachigen Original, andere ließ ich mir bei Autofahrten oder vorm Einschlafen von David Nathan vorlesen. Und jetzt? Jetzt habe ich eine seit Jahren pausierende „Dark Tower“-Reihe herumstehen und eine endlose Wunschliste auf Audible. Im Dezember wurde mir bewusst, dass ich 2021 kein einziges Buch von King gelesen habe, nicht mal eine Kurzgeschichte. DAS GEHT SO NICHT! Während andere in friedlicher Weihnachtsstimmung waren, freute ich mich auf albtraumhafte Szenarien, die ich im neuen Jahr erlesen würde. Passenderweise suchte kurz darauf Marc von Lesen macht glücklich Mitlesende für „Misery“ / „Sie“. Wie könnte ich da widerstehen?! Und für seine edle Ausgabe von The Folio Society war ich auch direkt Feuer und Flamme. Nun liegt mein eigenes Exemplar hier und es kann losgehen mit dem ersten Schauer des Jahres.

Auch die Reihe um den Dunklen Turm möchte ich endlich fortsetzen – was nach so langer Pause sicher nicht einfach wird (zum Glück gibt’s für Erinnerungslücken ein Wiki). Auf dem Kindle schlummert außerdem „Shining“, das ich trotz seines Kultstatus noch nie gelesen oder gesehen habe.

Abseits des Kingschen Universums möchte ich gerne wieder in die Geschichten Edgar Allan Poes eintauchen, aber mich trotzdem auch ein paar aktuelleren Titeln widmen, beispielsweise „Das Dorf“ von Ben Kohler, der mich bereits mit seinen Kurzgeschichten überzeugt hat.

Zeitloses

Je älter ich werde, desto mehr weiß ich Klassiker zu schätzen. Am liebsten sind mir die 1.000-Seiter der Franzosen und Russen. Im Frühjahr geht es nach langer Pause zurück zu Tolstoi. Diese Reise wird eine Mischung aus Re-Read und Neuem, denn auf mich wartet die Urfassung von „Krieg und Frieden“. Die gängige Version zählt zu einem meiner All-Time-Favourites. Nun bin ich gespannt, wie die ursprüngliche Version ist. Für den direkten Vergleich lese ich im Rahmen einer Leserunde von Steffi und Jana, die sich der „klassischen“ Version widmen werden.

Aber auch zu „Les Misérables“ möchte ich gerne zurückkehren: Susan Fletcher hat vor Jahren mit „A Little in Love“ die Geschichte von Éponine in einen eigenen Roman verpackt. Da Éponine neben Jean Valjean meine Lieblingsfigur „der Elenden“ ist, möchte ich diese Interpretation nun endlich lesen.

Auf der Wunschliste stehen natürlich noch weitere Klassiker aus der Feder Victor Hugos, Lew Tolstois sowie Alexandra Dumas. Wobei für diese vermutlich in diesem Jahr doch nicht genug Zeit sein wird.

Gezeichnetes

Comics, Mangas und Bilderbücher werden nach wie vor einen großen Stellenwert haben. Mit Neuerscheinungen werde ich mich allerdings weitestgehend zurückhalten. Stattdessen möchte ich mich auf Titel von Jiro Taniguchi und Benjamin Lacombe konzentrieren. Außerdem stehen die Fortsetzung von „20th Century Boys“ und „Das Goldene Zeitalter“ auf dem Plan sowie die Mangareihe „Die Stadt, in der es mich nicht gibt“.

Fantastisches und Vorausgedachtes

Noch ohne konkrete Titelpläne, aber fest eingeplant: Science Fiction und Fantasy. Auf dem SUB liegen unzählige Romane und Kurzgeschichten aus der Zeit, als ich noch mehr Fantasy und Science Fiction las, beispielsweise von Emely St. John Mandel, Octavia E. Butler, Stanislaw Lem oder Aldous Huxley. Gleichzeitig sehne ich mich danach, nach vielen Jahren wieder in „Die unendliche Geschichte“ zurückzukehren – ein Buch, das ich früher mindestens einmal pro Jahr las, bis ich mit dem Bloggen begann. Für die Herbst- und Wintermonate sind außerdem Märchen vorgesehen, wobei mich hier weniger die Grimmschen Märchen reizen. Viel lieber möchte ich die Märchen von Hauff und Andersen lesen. Neugierig bin ich zudem auf russische Märchen geworden, nachdem ich im Dezember „Väterchen Frost“ las. Über Empfehlungen eurerseits freu ich mich!

Habt ihr Lesepläne für 2022 oder wartet ihr lieber, was das Bücherjahr für euch bereithält?