Im Frühjahr entdeckten wir auf der Leipziger Buchmesse das Bilderbuch „Der Waldlauf“, das uns nicht nur mit den Fuchsjungen Milchzahn und Stinkefuß vertraut machte, sondern uns vor allem mit seinen atemberaubenden Bildern in den Bann zog. Vor Kurzem erschien mit „Milchzahn und Stinkefuß – Der Hühnerdieb“ die Fortsetzung, die zeitlich zwar nahtlos an die Ereignisse aus „Der Waldlauf“ anknüpft, aber gleichzeitig ein vollkommen eigenständiges Abenteuer erzählt.

Dieses Mal sorgt ein tierisches Verbrechen für Trubel: Irgendwer oder irgendetwas hat sich in den Hühnerstall geschlichen und nun sind sämtliche Hühner und der Hahn verschwunden. Klar, dass das die Neugier unserer Fuchsjungen weckt. Auf dem Bauernhof finden sie auch schnell eine heiße Spur, die eine rasante Verfolgungsjagd nach sich zieht. Doch werden Milchzahn und Stinkefuß den Hühnerdieb wirklich fassen und die Hühner unversehrt zurück in den Stall bringen? Das müssen die kleinen (und großen) Leser natürlich selbst herausfinden.

Auf insgesamt 88 Seiten erstreckt sich das neue Abenteuer – und damit auf 32 Seiten mehr als die Ereignisse in „Der Waldlauf“. Dieses Mehr an Seiten ist eine wahre Bereicherung! Nicht nur können die Leser auf diese Weise viel mehr von Daniel Bauers wunderschönen, detailreichen Bildern genießen, auch die Geschichte kann sich dadurch noch mehr entfalten. So erhalten beispielsweise Milchzahn und Stinkefuß individuellere Züge – der eine ist der vorsichtige, auch etwas ängstliche der beiden Brüder, der andere stürzt sich gerne waghalsig von einem Abenteuer ins nächste.

So erlebnisreich wie Milchzahns und Stinkefuß‘ Jagd nach dem Dieb wird auch das Vorlesen mit diesem Buch, in dem es schier unendlich viel zu entdecken gibt. Hier, angekuschelt an den Hirsch, schlummert der Igel; dort lauscht ein Hase mit seinen langen Löffeln; und da auf dem Dachbalken ist das nicht …? Schnell wird aus dem (Vor-)Lesen ein regelrechtes Suchspiel – selbst beim zweiten und dritten Stöbern entdeckt man noch immer Neues und kommt so nur schwer aus dem Staunen heraus. In seinen Bildern hat Daniel Bauer dabei auch immer wieder sehr geschickt kleine Verweise auf seine beiden Söhne eingeflochten, denen die Abenteuer der Fuchsjungen gewidmet sind. Zusätzlich zu all den Details, die es zu entdecken gilt, muss das Buch hin und wieder auch gedreht werden, was für weitere Lebendigkeit und Aktivität in der Vorlesestunde sorgt.

Fast schon filmisch und zum Teil sogar magisch wirken Daniel Bauers Illustrationen immer wieder durch das gekonnte Spiel mit Schärfentiefe, Bewegungsunschärfe, Lichtreflexionen und Perspektiven. Mir persönlich haben es in dem zweiten Abenteuer von Milchzahn und Stinkefuß vor allem die Nachtszenen angetan, aber auch die Feinheiten des Fells und Gefieders beeindrucken immer wieder aufs Neue. Das macht das Buch – wie auch schon seinen Vorgänger – zu einer wunderschönen Hommage an die Natur. Es öffnet kleinen und großen Lesern die Augen für den Zauber der Wälder und die kleinen Wunder des Lebens, sodass man nach der Lektüre am liebsten sofort in die Wanderschuhe schlüpfen und einen Ausflug in die Wälder unternehmen möchte.

 

Innenansicht von "Milchzahn & Stinkefuß - Der Hühnerdieb"
Innenansicht von "Milchzahn & Stinkefuß - Der Hühnerdieb"
Innenansicht von "Milchzahn & Stinkefuß - Der Hühnerdieb"

Die perfekte Erweiterung zu diesen Bildern bildet der Text, der dieses Mal aus der Feder von Holger Lindemann stammt. Lindemann überzeugt dabei mit einem sehr bildlichen, atmosphärischen Schreibstil, der die Natur in nur wenigen Worten zum Leben erweckt und das Kopfkino dort weitermachen lässt, wo die Illustrationen enden. Bild und Text sind dabei nie gegenseitig austauschbar, sondern ergänzen sich durchweg so, dass sie im Zusammenspiel am besten wirken können: Was über das eine Medium nicht erzählt werden kann, wird über das andere vermittelt und umgekehrt. Auch versteht Holger Lindemann es, immer nur genau so viel zu verraten, dass die Neugier junger Leser und Zuhörer weiter angekurbelt wird. Abgerundet wird das durch das direkte Ansprechen und Fragen der Leser, was in Vorlesestunden für einen zusätzlichen Austausch zwischen Vorlesenden und Zuhörern sorgt.

Als ich „Milchzahn & Stinkefuß – Der Hühnerdieb“ nach der Lektüre – und einem zweiten Stöbern in den Bildern – zuklappte, kam mir plötzlich „Bullerbü“ in den Sinn. Bullerbü? Ja, in der Tat, das Abenteuer der beiden jungen Füchse auf dem Bauernhof hat mich zuweilen doch an das Lindgren’sche Dorf erinnert – nur dass unsere Protagonisten in diesem Fall keine Menschenkinder sind, sondern Tiere.

Fazit:

Ein umwerfend schönes Bilderbuch für kleine und große Entdecker!

Signierte Ausgabe von "Der Hühnerdieb"

Ihr wollt eine signierte Ausgabe des Buches?

Dann nehmt einfach über die Facebook-Seite von Milchzahn und Stinkefuß Kontakt zu Daniel Bauer auf.