Resümees über vergangene (Lese-)Jahre ziehe ich genauso selten wie ich mir Vorsätze mache. Gerade was das Lesen angeht, bemesse ich Erlebtes auch nicht in Jahresspannen. Jahresrückblicke gab es daher bislang nie auf meinem Blog – und es soll nun auch kein klassischer, an Monate oder Genre gebundener Rückblick folgen. Vielmehr möchte ich einige Themen und Bücher ansprechen, die mein Lesejahr 2013 besonders geprägt haben sowie einen kleinen Ausblick auf 2014 geben.
Les Misérables
Es war für mich DIE Geschichte des Jahres! Victor Hugos „Les Misérables“ begleitete mich vom Jahresbeginn bis zum Sommer. Im Februar hatte ich die Möglichkeit die grandiose Musicalverfilmung vor dem offiziellen Kinostart zu sehen und war so begeistert, dass der Film direkt nach Erscheinen auf Blu-Ray gekauft und nochmals gesehen werden musste! Noch immer ist „Les Misérables“ für mich der beste Film, den ich 2013 gesehen habe und ich frage mich immer wieder, warum Hugh Jackman für seine Interpretation des Jean Valjean keinen Oscar erhielt.
Ebenfalls im Februar erreichte mich mein mit Auszügen aus „Les Mis“ bedruckter Schal von „storiarts“, der so weich ist, dass ich ihn am liebsten rund um die Uhr tragen würde.
Im Sommer endete mein „Les Mis“-Halbjahr schließlich mit dem Besuch der Open Air-Inszenierung des Musicals in Magdeburg – vor der Kulisse des Magdeburger Doms und mit dem großartigen Thomas Borchert als Jean Valjean. Meine Eindrücke zur Inszenierung hielt ich zwar nicht hier auf dem Blog fest, dafür aber in der „Blickpunkt Musical“. Wer Interesse an dem Artikel hat, der kann die Ausgabe hier downloaden oder per E-Mail mit mir in Kontakt treten (die E-Mail-Adresse findet ihr im Impressum). Für mich war das Stück eine der besten Aufführungen, die ich je gesehen habe und es ist zu schade, dass „Les Misérables“ nur wenige Wochen im Rahmen des Magdeburger DomplatzOpenAir zu sehen war.
Den Roman von Victor Hugo habe ich bislang jedoch nicht gelesen, da ich mich (noch) weigere, die bisherigen Übersetzungen zu lesen! Denn bisher gibt es keine ungekürzte deutsche oder englische Übersetzung des Werkes. Hierbei wurden nicht nur ein paar Textstellen oder Seiten gestrichen, sondern in jeder Übersetzung mehrere hundert Seiten! Zwar soll der Roman auch in dieser stark gekürzten Form noch etliche Längen und Ausschweifungen aufweisen, nichtsdestotrotz möchte ich aber ALLES lesen, was sich Victor Hugo erdacht hat – mit allen spannenden wie langatmigen Stellen. Ich hoffe daher, dass es irgendwann eine Neuübersetzung von „Les Misérables“ geben wird, die auf Kürzungen verzichtet.
Benjamin Lacombe
Hach, Benjamin Lacombe – meine Vorliebe für die Werke des französischen Künstlers muss ich euch nicht mehr erläutern. Natürlich begleiteten mich seine Bücher auch 2013: Den Auftakt bildete das im Frühjahr erschienene „Undine“, für das mir mein Liebster zum Geburtstag einen Gutschein in Form einer kleinen Bücher-Flaschenpost schenkte. Nachdem ich hin und weg war von den wunderbaren Bildern und Pergamentseiten, die mich tief in die magische Wasserwelt hineinzogen, ließ ich mich ein paar Monate später von „Das Elfen-Bestimmungsbuch“ verzaubern. Zum Jahresende schließlich bereicherte „Swinging Christmas“ meine ansonsten recht spärliche Kollektion von Weihnachtsbüchern.
Für 2014 hoffe ich nun, dass „Madame Butterfly“ – das sich auf eine Länge von 10 Metern ausklappen lässt – in Deutschland erscheinen wird. Und natürlich träume ich weiterhin davon, dass die beiden von Benjamin Lacombe illustrierten „Notre Dame de Paris“-Bände eines Tages in deutscher Sprache erhältlich sein werden.
John Boyne
Wer mich ebenfalls das ganze Jahr über begleitete, war John Boyne, der seit Jahren zu meinen Lieblingsautoren gehört. Zum Jahreswechsel 2012/2013 las ich „The Absolutist“ – ein Buch, dessen Eindrücke ich anfangs nicht in Worte fassen konnte und dessen Rezension im Laufe der Monate zwar nicht vergessen, aber immer wieder verzögert wurde. Erst im Dezember 2013, also nach fast einem Jahr, konnte ich mein Leseerlebnis in Worte fassen – und habe noch immer das Gefühl, nicht alles Wichtige zu dieser Geschichte geschrieben zu haben. Wie bereits John Boynes „The House of Special Purpose“ im Jahr 2011 war auch „The Absolutist“ ein Buch, dass mich so stark prägte, dass ich selbst ein Jahr später noch eine genaue Erinnerung an die Geschichte und vor allem an das beim Lesen Empfundene hatte! So etwas passiert mir – zugegebenermaßen – eher selten.
Aber natürlich vergeht auch kaum ein Lesejahr ohne ein Kinderbuch aus Boynes Feder und so las ich 2013 „Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket“, dessen Rezension leider noch aussteht. Daneben verbrachte ich Weihnachten mit einer Kurzgeschichte John Boynes: Das als E-Book erhältliche „Rest Day“ war eine Weihnachtslektüre jenseits von Weihnachtsmännern, Tannenbäumen und Geschenken.
Leipziger Buchmesse
Wie nahezu jedes Jahr ging es auch 2013 zur Leipziger Buchmesse. Und erstmals habe ich auf das ziellose Stöbern und Ständebesichtigen verzichtet – lediglich eine Hand voll Verlagsstände suchte ich auf, an denen ich dann auch etwas länger verweilte. Dieser Verzicht auf das ziellose „Stände-Bummeln“ war für mich eine wirklich positive Erfahrung: Ich hetzte nicht ständig hin und her und hatte ausreichend Zeit, Lesungen, Präsentationen und Diskussionen zu lauschen. Alle Beiträge zur LBM 2013 findet ihr hier.
Ob ich auch in diesem Jahr zur Leipziger Buchmesse fahren werde, weiß ich aktuell noch nicht: In den kommenden sechs Monate schreibe ich meine Masterarbeit und werde daher entsprechend wenig Zeit für die wunderbare Welt der Bücher finden. Sollte ich es jedoch zur LBM 2014 schaffen, werde ich wieder dem Messebesuch-Verhalten des letzten Jahres folgen, um alles stressfrei genießen zu können.
Verlosungen
Eine Premiere war im vergangenen Jahr die Durchführung von Verlosungen. 2013 feierte mein Blog sein 3-jähriges Bestehen und obwohl ich Gewinnspielen auf Blogs immer etwas zwiespältig gegenüberstehe, gab es im vergangenen Jahr drei Gewinnspiele, bei denen ich signierte Bücher (u.a. von Benjamin Lacombe), Exemplare des Kinderliteraturführers Kilifü sowie zwei mit Gastrezensionen verbundene Bücher verloste.
Stephen King
Während Stephen Kings erster Deutschlandbesuch heiß ersehnt und viel besprochen wurde, gab ich mich im letzten Quartal 2013 mit zwei Büchern aus seiner Feder zufrieden. Jedes von ihnen sollte für mehrere Monate mein Wegbegleiter werden. Los ging es mit „Under the Dome“, dass ich nach der zugehörigen TV-Serie einfach lesen musste. Obwohl Buch und Verfilmung unterschiedlicher kaum sein könnten, finde ich beides gleichermaßen gelungen und es sogar spannend, dass die Serie den Roman nur oberflächlich als Basis nutzte, da man die Geschichte der unter einer Kuppel gefangenen Stadt Chester`s Mill so in beiden Medien neu erfahren kann. Kings Roman hat mich jedoch deutlich stärker geprägt als die Serie: Während des Lesens hatte ich so viele unterschiedliche Empfindungen und Gedanken, die sich immer wieder weiterentwickelten oder gar ins Gegenteilige verwandelte – all diese Eindrücke konnte ich bis heute nicht in Worte fassen, weshalb sich auch keine Rezension zu „Under the Dome“ findet. Nichtsdestotrotz ist der Roman eines der besten Bücher, die ich 2013 gelesen habe und ich kann den über 1000 Seiten umfassenden Wälzer nur empfehlen! So manche Szene spielt sich noch heute immer wieder vor meinem geistigen Auge ab. Besonders nahe ging mir das Schicksal von Samantha Bushey (wer das Buch gelesen hat, wird wissen, was ich meine). Beeindruckt hat mich auch, dass es nicht die Hauptcharaktere waren, deren Taten und Schicksale mich am meisten fesselten, sondern mich vorwiegend bestimmte Nebencharaktere interessierten. Letztlich war es jedoch vor allem die generelle Entwicklung Chester`s Mills, die mich faszinierte bzw. schockierte.
Der zweite Roman Kings ist „Der Anschlag“, der mich seit geraumer Zeit als Hörbuch bei meinen Autofahrten begleitet. Obwohl die Geschichte anders ist, als ich sie mir ursprünglich vorstellte, liebe ich sie. Dazu trägt nicht zuletzt Sprecher David Nathan bei! Einen Ohrwurm habe ich dank des Buches auch: Ein in „Der Anschlag“ wiederkehrendes Lied ist nämlich Glenn Millers „In the Mood“.
Der Hobbit
Die Verfilmung von J.R.R. Tolkiens „Der Hobbit“ ist seit 2012 regelmäßig in aller Munde. 2013 erschien aber auch eine Hörspieladaption des Buches auf Vinyl! Wir hatten damals ein Exemplar vorbestellt, das pünktlich zum Erscheinungstag eintraf. Bislang sind wir allerdings nicht über die zweite Platte hinaus gekommen, obwohl die Produktion – bis auf den viel zu hohen Zwergengesang – wirklich gut ist. Großartig ist vor allem auch die Aufmachung! Doch hierauf werde ich in einem ausführlicheren Beitrag eingehen, sobald das Hörspiel gehört wurde ;)
Graphic Novels
Graphic Novels liebe ich zunehmend. Besonders zum Jahresende entdeckte ich zwei großartige Werke: „Der Affe von Hartlepool“ ist eine der besten Graphic Novels, die ich bis dato gelesen hatte und „Jim Curious“, konnte ich aus Kontaktlinsenmangel erst dieses Wochenende lesen, doch habe ich mich bereits beim ersten Durchblättern in dieses Buch verliebt! Näheres zu „Jim Curious“ gibt es in den kommenden Tagen ;)
Ausblick auf 2014
Gegen Ende des vergangenen Jahres hatte ich leider weniger Zeit zum Lesen und Bloggen als gewünscht, da ich durch Änderungen in der Prüfungsordnung meines Studiums Zusatzleistungen erbringen und mir diverses im Selbststudium aneignen musste, wodurch wenig Zeit für Privates blieb. 2014 wird sich dieser Zeitmangel zumindest bis zum Sommer fortsetzen, da ich durch meine Masterarbeit und zwei noch bevorstehende Prüfungsleistungen in den kommenden Monaten wohl überwiegend für die Uni leben werde. Wundert euch also nicht, wenn es hin und wieder für mehrere Wochen ruhig bleibt.
Literarische Veranstaltungen sind in diesem Jahr zu Teilen auch schon geplant: Wie erwähnt, ist ein Besuch der Leipziger Buchmesse zwar noch unklar, doch zum Glück gibt es auch andere spannende Events. Das erste erwartet mich in wenigen Wochen: Am 25. Januar findet in dem Erfurter Café und Klub „Franz Mehlhose“ eine Prima Vista-Lesung mit den Synchron- und Hörbuchsprechern David Nathan und Simon Jäger statt. Prima Vista bedeutet, dass Besucher der Veranstaltung selbst gewählte Texte mitbringen werden, die die beiden Sprecher dann ohne jegliche Vorbereitung vortragen müssen. Ich bin gespannt und freue mich vor allem, David Nathan – dessen Stimme mich aktuell ja auf meinen Autofahrten begleitet – live erleben zu können. Vorgemerkt ist zudem der 28. März: Dann wird nämlich Zeichner Flix nach Erfurt in die Buchhandlung Peterknecht kommen.
Ansonsten lasse ich mich überraschen, was 2014 literarisch für mich und euch bereithält. Ich freue mich jedoch, dass die „Gesammelte Schätze Challenge“ nun das vierte Jahr in Folge stattfindet, auch wenn Initiatorin Tanja den gemeinsam mit ihrem Freund Olli betriebenen Blog „Zu den Sternen“ 2013 geschlossen hat und ich ihre Beiträge auf meinen regelmäßigen Reisen durch die Buchblogwelt sehr vermisse.
Mein Blogprojekt „The Ozian Year“ werde ich 2014 ebenfalls fortsetzen. Mein Ziel, alle Oz-Bücher im Jahr 2013 zu lesen, wurde leider nicht erreicht, da mich nach „The Wonderful Wizard of Oz“ lediglich zwei von neun gelesenen Bänden fesseln konnten. Vielleicht kann ich meine Oz-Reisen aber in diesem Jahr beenden?!
So oder so wird mich die Literatur täglich begleiten – nicht zuletzt dank des oben abgebildeten Zamonienkalenders, der mich an sämtliche zamonische Feiertage erinnert und mich über alles Wichtige aus der zamonischen Welt informiert.
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