Ich weiß nicht, wie es möglich war, aber inmitten all der Menschenmassen des Buchmesse-Samstags entdeckte ich aus der Ferne plötzlich Britta Teckentrups Bilderbuch „Mutig“ und wusste: „Dieses Buch muss ich haben“. Als ich dann am Stand darin blätterte, fühlte ich mich zwischen den Seiten sofort geborgen. Nennt es Schicksal, nennt es Glück oder einfach nur Zufall: Es war das letzte Exemplar am Stand und so zögerte ich natürlich nicht.

Gestern Abend nun begab ich mich zu dem kleinen Mädchen im Wald. Das Mädchen fühlt sich hier mitten im dunklen und dichten Wald unwohl. Sie spürt, dass dieser Ort nicht der richtige für sie ist. Doch sie traut sich nicht, diesen Ort zu verlassen: Wer weiß, was dann kommt, was sie dort erwartet? Hier im Wald ist es zwar unangenehm, aber dieser Ort ist ihr zumindest vertraut. Mit der Angst in Form eines riesigen Bären im Nacken irrt sie stattdessen immer im Kreis – bis der Bär sie dazu ermutigt, innezuhalten, ihn anzusehen und gemeinsam den Weg aus dem Wald anzutreten.

Es ist eine wunderbare, zeitlose Geschichte, die Britta Teckentrup in „Mutig“ erzählt – mit einer wichtigen Botschaften wie: Mut und Angst gehören zusammen, gehen Hand in Hand. Nur wenn uns etwas Angst macht, können wir auch mutig werden. Mutig zu sein, heißt nicht, sich sofort und bedenkenlos in alle Abenteuer zu stürzen, sondern sich den eigenen Ängste zu stellen und sie vielleicht sogar zu überwinden.

Dabei geht es weniger um generelle Ängste wie Höhenangst oder Angst vor bestimmten Tieren, sondern vielmehr um ereignisbezogene Ängste: ein Umzug in eine andere Region, der Wechsel vom Kindergarten in die Schule, ein beruflicher Neuanfang oder andere Situationen, die mit Ungewissheit verbunden sind. In „Mutig“ zeigt Britta Teckentrup, dass am Ende doch alles gut wird, wenn wir den Schritt ins Unbekannte wagen.

Die Illustrationen unterstützen dabei regelrecht metaphorisch den Inhalt: Die Angst, die als großer Bär dem Mädchen auf Schritt und Tritt folgt und immer kleiner wird, je weiter sich das Mädchen ins Unbekannte vorwagt; der Wald, der zunächst dicht, düster und voller kahler Bäume ist, dann aber freundlicher wirkt, wenn er von Vögeln und Sonnenschein durchzogen und in goldgelbes Licht getaucht ist.

Überhaupt sind Britta Teckentrups Illustrationen wundervolle Kunst für Augen und Herz: herbstlich-warme Farbtöne, ein Spiel mit Schriftgrößen, Figuren und Landschaften, die eine Collage aus verschiedenen Materialien und digitaler Bearbeitung sind. Davon möchte ich nun gerne noch mehr in meinem Regal haben!

Fazit:

​„Mutig“ ist optisch und inhaltlich ein absolutes Wohlfühlbuch mit wichtigen Botschaften über Angst und Mut – nicht nur für junge Lesende, sondern für alle, die vor einer Veränderung oder wichtigen Entscheidung stehen.

Britta Teckentrup: „Mutig“, Prestel Verlag 2024, ISBN: 978-3-7913-7575-5