Limitierter Schube_Die Tribute von PanemNachdem ich Suzanne Collins‘ „Die Tribute von Panem“ nun gelesen habe, muss ich euren Meinungen durchweg zustimmen. Den Hype um die ersten beiden Bücher kann ich dabei ebenso nachvollziehen wie die Enttäuschung über den dritten Band.

„Tödliche Spiele“ habe ich gierig verschlungen. Es war eine Lektüre, bei der ich nur dann Lesepausen einlegte, wenn es wirklich sein musste; ich verspürte keinen Hunger, zwang mich zu Essenspausen und vergaß alles andere um mich herum – ein solch intensives Leseerlebnis habe ich seit Jahren nicht mehr gehabt! Klar, dass ich sofort mit Band 2 weitermachen musste. „Gefährliche Liebe“ hat mir zu Beginn jedoch einen kleinen Dämpfer verabreicht: Die Tour der Sieger fand ich irgendwie unspektakulär und hätte meiner Meinung nach ruhig stärker zusammengerafft werden können. Die erste Hälfte des Buches plätscherte daher relativ spannungsarm vor sich hin. Das änderte sich erst, als die 75. Spiele angekündigt wurden. Die Arena und vor allem das Ende in Band 2 empfand ich als unglaublich genial. Besonders gefielen mir auch die Entwicklungen hinsichtlich Finnick und Johanna.

Doch dann kam leider Band 3 und hinterließ einen sehr schlechten Beigeschmack für die ganze Reihe. „Flammender Zorn“ – ein Titel, der nach Action und Dramatik klingt. Beides suchte ich vergeblich. Daher habe ich irgendwann nur noch gehofft, mit dem Buch so schnell wie möglich durch zu sein! Bis zum letzten Drittel passierte zu wenig bzw. immer nur ähnliche, unspektakuläre Dinge. Zudem störte ich mich irgendwie an Distrikt 13. Allerdings nicht aufgrund der Lebenssituationen dort, sondern weil mir der Distrikt nicht greifbar genug war: Katniss verbrachte einen Großteil ihrer Zeit auf der Krankenstation, in Schränken, Konferenzen oder stand für Propos vor der Kamera – wirklich kennenlernen konnte ich Distrikt 13 daher nicht. Daneben empfand ich all diese strategischen Diskussionen, Krankenstationsaufenthalte und Kriegsführerei schnell ermüdend. Erst im letzten Drittel bekam die Handlung mehr Dynamik und Spannung – und dann verlief alles so schnell, dass man es kaum verdauen konnte. !Spoiler! (Zum Lesen Text markieren): Besonders Finnicks und Prims Tod wurden mir viel zu schnell abgehandelt, sodass ich eine Weile brauchte, um zu begreifen, dass sie wirklich tot sind und es nicht doch noch eine Wendung zum Positiven gibt.

Hinzu kam, dass mir Katniss im dritten Band ziemlich auf den Keks ging. Sie war nie eine fehlerfreie Protagonistin und ich mochte, dass sie ihre Macken und Imperfektionen hatte. Aber in Band 3 war sie mir einfach zu selbstbezogen. Ständig bedauerte sie sich selbst, handelte nur in ihrem eigenen Interesse und rastete wegen jeder kleinen Kritik an ihr aus. Keinerlei Mitgefühl gegenüber anderen, stattdessen nur kurzsichtige Denk- und Handlungsweisen. Natürlich mussten all die Schrecken, die sie durchlebte, ihre Spuren hinterlassen. Allerdings hätte ich gerade deshalb erwartet, dass sie zu mehr Empathie fähig wäre und stärker an andere denkt. Zum Schluss war ich daher der Ansicht, dass sie weder Gale noch Peeta verdient hätte bzw. diese ihr ebenso wenig gut tun könnten, wie sie ihnen. !Spoiler! (Zum Lesen Text markieren): Wie sich die Dreiecksgeschichte auflöste, fand ich  ebenfalls sehr enttäuschend. Anstatt Katniss nun wirklich eine definitive Entscheidung abzuringen, wird Gale einfach in einen anderen Distrikt geschickt und sie beginnt völlig selbstverständlich ein gemeinsames Leben mit Peeta. Leichter hätte sich Suzanne Collins die Entscheidung für Katniss‘ Zukunft nicht machen können.

Das Ende in „Flammender Zorn“ erschien mir insgesamt ziemlich einfallslos und halbherzig. Ich bekam den Eindruck, dass Suzanne Collins einfach schnell einen Abschluss des Ganzen zusammenbasteln wollte/ musste. !Spoiler! (Zum Lesen Text markieren): Ich denke hier neben der Auflösung der Dreiecksbeziehung auch an das Ende von Snow sowie Katniss‘ Prozess: Der Leser wird – genau wie Katniss – nur im Nachhinein mit zwei, drei zusammenfassenden Sätzen abgespeist, was nicht gerade zufriedenstellend ist. Insgesamt hat mich der Ausgang der Geschichte sehr enttäuscht. Ich erwartete kein Happy End. Im Gegenteil: Ein solches hätte für mich gar nicht zum Rest der Trilogie gepasst. Mich hätte nicht mal gestört, wenn jeder – Gale, Peeta und Katniss – ihren eigenen Weg gegangen wären und es am Ende kein Paar gegeben hätte. Auch hätte ich es akzeptabel gefunden, wenn Peeta, Haymitch oder gar Katniss selbst die Ereignisse nicht überlebt hätten. Aber Prims Tod fand ich furchtbar und ungerechtfertigt, da sie sich im Laufe der Trilogie zu einem ganz eigenständigen Charakter entwickelte, den ich unglaublich lieb gewann – ich hätte nie erwartet, dass Suzanne Collins gerade sie sterben lässt. Daneben hätte ich ganz gerne erfahren, wie sich Panem nach Snows Regentschaft entwickelte und wie das Volk im Nachhinein über Katniss, Peeta und die Unruhen dachte.

Was mich im Verlauf des Lesens selbst überraschte war, dass Gale, Katniss und Peeta als Hauptfiguren zwar zu Beginn der Reihe meine ganze Sympathie hatten, im weiteren Verlauf der Geschichte jedoch Prim, Rue, Haymitch, Finnick, Cinna, Effie Trinket und sogar Johanna zu meinen Lieblingscharakteren avancierten.

Nachdem ich die Trilogie nun gelesen habe, kann ich mich auch an die Verfilmung wagen – obwohl ich mir die meisten der Charaktere (z. B. Rue, Prim, Snow und Haymitch) optisch ganz anders vorstellte. Dass nun gerade der dritte und damit schlechteste sowie handlungsärmste Band aus reiner Profitgier in zwei Filmteile gesplittet wird, verdirbt mir allerdings ein wenig die Vorfreude und Neugierde. Ins Kino lockt mich die Leinwandadaption daher nicht. Ich kann warten, bis die Filme auf ProSieben ausgestrahlt werden oder gebündelt erhältlich sind, sodass ich sie zum gleichen (oder geringeren) Preis mehrfach ansehen kann.