Nach der erfolgreichen Schlacht um Vegadeo und der Befreiung der letzten Geisel – Gräfin Diana von Pappenheim -, sind Christoph und Diana in Spanien nun auf sich allein gestellt. Tage und Nächte verbringen sie damit, zur Anlegestelle zu kommen und auf die Rückkehr der „Victory“ zu warten. In diesen Tagen kommen sich die Frau aus dem Jahre 1809 und der Mann aus dem 21. Jahrhundert nicht nur sehr nahe, nein, Diana ist auch die erste Person, der Christoph sein großes Geheimnis – das Zeitreisen – anvertraut. Doch die Zweisamkeit und der Austausch über ihre so unterschiedlichen Leben halten nicht lange an, denn wie erwartet, werden sie von der „Victory“ abgeholt und Christoph erhält einen sehr außergewöhnlichen Empfang: Zunächst umjubelt für seine Heldentat wird er wenige Minuten später als Gefangener unter Deck gebracht.
Die „Victory“ segelt indes weiter nach La Coruna, dem ursprünglichen Ziel ihrer Reise. Hier sollen die Passagiere auf die „Crescent“ übersiedeln. Während dieses Vorgangs begegnet Christoph im Hafen La Corunas zum ersten Mal seit dem Zeitsprung seiner Frau Claudia. Doch so glücklich beide über dieses Wiedersehen auch sind, das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen und so sehen sie sich im weiteren Verlauf der Reise noch großen Gefahren ausgesetzt, die eine Rückkehr in ihre Zeit des Öfteren unmöglich erscheinen lassen. Und nicht selten stellt sich ihnen die Frage, ob sie überhaupt zurück in ihre Zeit wollen. Besonders Christoph muss sich über seine Gefühle im Klaren werden und herausfinden, was ihm wichtiger ist und welche der beiden Frauen – Claudia und Diana – ihm wie viel bedeutet.
Wie schon in den vorangegangen Bänden „Lost in History – Gegenwart“ und „Lost in History – Vergangenheit“ wird es den Protagonisten Christoph und Claudia alles andere als leicht gemacht. Als hielte der Zeitsprung an sich nicht schon genug Veränderungen und Schwierigkeiten für zwei Menschen des 21. Jahrhunderts bereit, gerät das Ehepaar auch noch in lebensbedrohliche Situationen. Dabei ist immer wieder interessant zu erleben, wie beide diese Situationen meistern und es ihnen trotz all des Wissens und der Fortschritte ihrer modernen Zeit selten möglich ist, diese Errungenschaften zu nutzen; dass all die Technik und all das Wissen das Überleben nicht leichter machen und ihnen in der Vergangenheit kaum behilflich sind. Als Leser kommt man dabei nicht umhin, unsere angeblich so tolle, moderne Welt zu hinterfragen – ist unsere Zeit trotz der hohen hygienischen Maßstäbe, Bildung und technologischen Entwicklungen wirklich so viel besser als in vorangegangen Jahrhunderten? Mit dieser Frage sieht sich auch Christoph konfrontiert, als er Diana von Pappenheim von der Welt des 20. und 21. Jahrhunderts berichtet. Denn was er auch erzählt, welche Wunder und Errungenschaften er auch anpreist, Diana hinterfragt alles und entdeckt immer wieder die Nachteile. Sie erkennt, dass es trotz all dieser großartigen Entwicklungen noch immer Kriege, Krankheiten, Hunger und Armut gibt – was also soll an dieser modernen Welt so viel schöner und besser sein als an der Welt des Jahres 1809? Damit trifft Diana bzw. Autor Axel Westerwelle auch den Nagel auf den Kopf und bietet so genügend Gesprächs- und Diskussionsstoff.
Natürlich wird aber auch wieder beste Unterhaltung geboten – für die männlichen als auch die weiblichen Leser: Emotionale Momente wechseln sich mit Actionszenen ab, tiefgründige Situationen treffen auf Witz, es gibt Liebesszenen und Momente, die das harte Gefangenendasein auf dem Schiff schildern. So kommt viel Abwechslung in den dritten Band und die Geschichte bleibt dauerhaft in Schwung. Letzteres wird unterstützt durch die permanent aufrecht gehaltene Spannung, die sich immer wieder mehrfach zuspitzt, um dann am Ende einen gebührenden Höhepunkt zu finden.
Einer der fesselndsten und bewegendsten Momente des Buches ist wohl das erste Zusammentreffen von Christoph und Claudia. Scheint man sich zunächst zu fragen, warum man über so viele Seiten nichts von Claudia hört und brennt man darauf, zu erfahren, wie es ihr erging, macht dieses Auslassen an Informationen das erste Treffen mit ihrem Mann zu einem wahren Highlight – in der ganzen Szene über fragt man sich, ob es wirklich Claudia ist oder nicht. Man fiebert mit und hofft, dass die beiden sich nun endlich wiederhaben, gemeinsam nach Tanger können, um so zurück in ihre Zeit reisen zu können. Dieser Effekt wäre wohl nicht so groß ausgefallen, wüsste der Leser die ganze Zeit, was mit Claudia auf ihrer weiteren Reise geschehen ist. Und kaum hat man diesen spannenden Moment hinter sich gelassen, warten auch schon die nächsten fesselnden Ereignisse – die Schlacht der „Crescent“ gegen die französische „Varsovie“ ist nur eines davon. Nicht selten entsteht der Eindruck, dass das Ende für Christoph naht, dass er und Claudia wohl nie zurück in ihre Zeit können oder zumindest nicht gemeinsam. Der Leser fühlt in jedem Augenblick mit und kann sich bestens in die Personen hineinversetzen. Das gilt selbst für die Liebesgeschichte zwischen Diana und Christoph. Der Verstand will dies verhindern, gleichzeitig sind Christophs Gedankengänge und Handlungen in diesen Momenten für den Leser aber auch sehr nachvollziehbar – so gönnt man ihm auf einer Seite sein (kurzes) Liebesglück, fürchtet aber andererseits sehr um seine Ehe und will ihn davon abhalten, zu weit zu gehen. Und nicht zuletzt wegen Christophs Liebelei sieht man die Möglichkeit der Rückkehr in das 21. Jahrhundert immer mehr dahin schwinden …
Zu loben ist auch die weitere Entwicklung von Maria und Roger, deren Geheimnis sich am Ende des Buches endlich lüftet und überrascht, gleichzeitig erklärt diese Antwort so vieles und man betrachtet beide nun mit neuen Augen. Sie scheinen nur durch diese eine Wendung so viel Tiefe gewonnen zu haben und man schließt sie dabei ins Herz und hofft auf ein Wiedersehen in den Folgebänden.
Fazit:
„Lost in History – Rückkehr“ ist ein gelungenes Ende von Christophs erster Zeitreise. Das Buch hält für die unterschiedlichsten Interessen etwas bereit: Gefühl, Spannung, Action, historische Hintergründe, Tiefgang, ein tolles Setting, überraschende Wendungen und eine sehr gut aufgebaute Atmosphäre – von der ersten Seite bis zum gelungenen Finale. Und wie auch bei den Vorgängebänden bleiben am Ende einige Fragen offen, die hoffentlich Band 4 beantworten wird.
Geplauder