Neil Young Greendale_Graphic Novel Greendale Graphic Novel

2003 veröffentlichte Sänger Neil Young das Konzeptalbum „Greendale“. Basierend auf dem Album folgten unter anderem eine Live-Rockoper, ein Off-Broadway-Musical sowie ein Film, bei dem Young unter dem Pseudonym Bernard Shakey selbst Regie führte. Ich kannte, zugegebenermaßen, bislang weder das Album noch eine der Adaptionen. Doch um die Graphic Novel-Adaption schlich ich immer wieder herum, was nicht zuletzt an der großartigen Aufmachung des Buches lag: Als Hardcover mit in Leinen gebundenem Rücken, imprägnierter Schrift sowie aufgeklebten Coverbild und Klappentext stach „Neil Young: Greendale“ optisch wie haptisch deutlich aus der Masse hervor. Nachdem also mein Blick bei jedem Buchhandelsbesuch auf die Graphic Novel fiel, konnte ich irgendwann nicht anders, als das Buch zu kaufen. Und obwohl „Neil Young: Greendale“ nicht perfekt ist, habe ich die Lektüre sehr genossen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 18-jährige Sun Green, die auf einer Farm in der kalifornischen Kleinstadt Greendale lebt. Sun ist ein sehr naturverbundener, politikinteressierter Mensch – etwas, das sie mit den anderen Frauen ihrer Familie gemeinsam hat. Doch die Green-Frauen verbindet noch mehr: Mehrere sind spurlos verschwunden und jede von ihnen hatte Visionen. Nun, im Jahr 2003, kämpft auch Sun ständig mit unheimlichen Träumen, in denen ihr stets ihre Tante Sea begegnet und ihr den kryptischen Hinweis „Sei der Regen“ gibt.

Kurz vor Ausbruch des Irakkriegs taucht in Greendale schließlich ein Fremder auf, den Sun aus ihren Träumen wiedererkennt und der ihr Leben in den kommenden Tagen verändern wird. Gleichzeitig beschäftigen Sun die Pläne der US-Regierung zur Nutzung von Ressourcen in Alaska. Neben dem Erwachsenwerden und der ersten Liebe versucht die 18-Jährige also, die Rätsel ihrer Familie und das Geheimnis um den Fremden zu lüften und gleichzeitig etwas gegen den zunehmenden Kampf um Ressourcen zu unternehmen. Manchmal ist dieser Appell an die ökologische Verantwortung etwas zu plakativ, das macht das Anliegen der Geschichte jedoch nicht weniger wichtig, ist die Thematik heute doch mindestens ebenso aktuell wie vor einem Jahrzehnt.

Ein wenig enttäuschte mich in „Neil Young: Greendale“ die Auflösung der Familiengeheimnisse und die Rolle des mysteriösen Fremden – nicht zuletzt auch, weil ich all das Übernatürliche für den Ausgang der Geschichte als weniger relevant empfand bzw. hätte sich Suns ökologisches Engagement, ihr ganzes Denken und Handeln auch ohne übernatürliche Elemente darlegen können. Nichtsdestotrotz erzählen Texter Joshua Dysart und Zeichner Cliff Chiang die Geschichte sehr gekonnt – sie tragen den Leser  förmlich durch die Ereignisse in Greendale. Besonders hervorzuheben ist die Kolorierung durch Dave Stewart, die die Stimmung und das jeweilige Tageslicht perfekt durch sehr naturnahe Farbtöne einfängt und die Zeichnungen dadurch so lebendig macht, dass man als Leser das Gefühl bekommt, nicht außenstehender Beobachter zu sein, sondern ebenfalls durch Greendales Straßen und den Redwood National Park zu wandern.

Fazit:
Die von Joshua Dysart, Cliff Chiang und Dave Stewart entwickelte Graphic Novel „Neil Young: Greendale“ ist eine Art modernes „Hair“ – ohne die Musik, aber dafür festgehalten in atmosphärischen Bildern. Zwar ist das Ende nicht 100-prozentig zufriedenstellend und auch die Bedeutung der übernatürlichen Elemente lässt sich in Frage stellen, doch wie „Neil Young: Greendale“ erzählt ist, macht die Graphic Novel sehr lesenswert – selbst dann, wenn man kein Fan von Neil Young ist.