Für alle, die nicht zur Frankfurter Buchmesse fahren, gibt es wundervolle Alternativen, das Lesen zu zelebrieren: Jess von primeballerina’s books lädt jährlich zur mehrtägigen Leseparty und Mina von Aig an taigh zu ihrem Lesemarathon, dem Minathon. Auch ich bin mit am Start, da ich aber erst Zeit für Lektüren habe und ich vermeiden möchte, dass das Folgen der Twitterposts der Teilnehmenden mich vom Lesen abhält, beschränke ich mich auf die Teilnahme am Minathon, der heute um 18 Uhr startet und am Sonntag zur gleichen Zeit endet. Wer spontan mitmachen möchte, meldet sich einfach bei Mina.
Ursprünglich wollte ich – wie bei den meisten Lesemarathons – meine Reisen in die Bücher ausschließlich via Twitter dokumentieren. Da ich in diesem Monat aber quasi gar nicht zum Lesen und Bloggen gekommen bin, werde ich euch auch hier am Minathon teilhaben lassen, damit auch diejenigen, die Twitter nicht nutzen möchten, trotzdem über meine aktuellen Lektüren auf dem Laufenden bleiben.
In großer Vorfreude auf 48 Stunden geballte Lesepower, aber realistischem Blick auf schaffbarer Bücher, habe ich mir folgende drei Titel auf die Leseliste gesetzt:
- „Die Wormworld Saga. Band 2: Der Hort der Hoffnung“ von Daniel Lieske:
Daniel Lieskes Online-Comic-Serie ist von einem Geheimtipp zu einem international erfolgreichen Großprojekt geworden. Erschreckenderweise ist es schon DREI Jahre her, seit ich den Auftaktband begeistert gelesen habe – Zeit, die Reise in die Wormworld fortzusetzen! - „The Hobbit“ von J. R. R. Tolkien:
Zwei meiner liebsten Blogger, Tanja und Olli von Lese-Leuchtturm, sind aus der Sommerpause zurück – mit viel neuer Motivation, Leidenschaft und einer wundervollen Liebeserklärung an Tolkiens „Hobbit“. Das weckte mein schlechtes Gewissen, das Buch (trotz mehrerer Ausgaben im Regal) noch immer nicht gelesen zu haben. Und die Neugier auf die Geschichte brach sich wieder Bahn. - „König Arthurs Untergang“ von J. R. R. Tolkien:
Einmal im Tolkien-Fieber möchte ich mich an diesem Wochenende auch gerne seiner Interpretation der Artus-Sage widmen. Das Buch musste ich damals (natürlich!) sofort bei Erscheinen haben. Zwar bin ich mit der Geschichte rund um König Artus nur sehr dürftig vertraut, aber so kann ich zumindest ohne bestimmte Erwartungen Tolkiens Erzählung herangehen. „König Arthurs Untergang“ ist in Versen verfasst – bei Tolkiens Version des Nibelunglieds („Die Legende von Sigurd und Gudrún“) habe ich diese Form sehr geliebt und gestaunt, wie großartig Tolkien diese umgesetzt hat. Nun bin ich gespannt, ob mich „König Arthurs Untergang“ ebenso packen wird.
Den Auftakt in meinen heutigen Leseabend macht „The Hobbit“ – natürlich stilecht mit Ring und Bilbo-Lesezeichen.
Live-Updates zu meinen Lektüren und denen der anderen Teilnehmende gibt es auf Twitter unter dem Hashtag #minathon. Aller paar Stunden werde ich auch hier jeden Tag ein paar gebündelte Eindrücke und den aktuellen Lesestatus teilen.
Freitag, 21.10.2016
18.00 Uhr: Startschuss
„In a hole in the ground there lived a hobbit.“
(J. R. R. Tolkien: „The Hobbit“, Harper Collins 2006, S. 3)
21.30 Uhr: „Far over the misty mountains cold / To dungeons deep and caverns old“ (S. 18)
Hinter mir liegen 64 Seiten voller Essen, Trinken, Reiten und – nun ja – überleben. Mit Bilbo, Gandalf, Thorin und Co. bin ich auf dem Weg zu den Nebelbergen. Wir sind den nimmersatten Mündern der Trolle entkommen und sind just zu Gast bei Elrond und den Elben gewesen. Während Bilbo zu Beginn unserer Geschichte fast verzweifelt wäre, konnte ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen! Doch nicht nur lustig und abenteuerlich ist die Zeit mit dem kleinen Hobbit, den Zwergen und dem Zauberer, sondern auch eindrucksvoll: Tolkien verzaubert mich mit seiner Welt und hat mich in Bilbos Heim so einladend herumgeführt, dass ich mich sofort wohlgefühlt habe und am liebsten dort eingezogen wäre. Auch der Rest von Mittelerde bringt mich immer wieder ins Staunen und nicht einmal habe ich mich wie eine Fremde oder Reisende gefühlt; alles schien so schnell vertraut und die Bilder, die ich in meinem Kopf abgespeichert habe, regen an zu weiteren Geschichten und Entdeckungsreisen.
Allerdings müssen diese ein wenig warten. Denn bereits gegen 19.30 Uhr überkam mich eine plötzliche Müdigkeit und mittlerweile fällt es mir schwer, die Augen offen zu halten oder nachzudenken. Daher gönne ich mir und meinen Gefährten aus Mittelerde eine ausgiebige Rast – morgen reisen wir mit neuer Energie weiter.
Allen anderen Marathonlesern wünsche ich noch spannende Stunden und ausschließlich tolle Lektüren!
Samstag, 22.10.2016
8.25 Uhr: Guten Morgen ihr magischen und nicht-magischen Welten!
Den gestrigen Abend habe ich nach meiner Verabschiedung aus den Social Media noch mit ein wenig Lauschliteratur verbracht. Da ich mich nie – egal, wie müde ich bin – einfach ins Bett legen und sofort schlafen kann, gibt es allabendlich noch ein paar Minuten Hörbuch oder Hörspiel. Also lud ich mir spontan über die Onleihe „Das Rosie-Projekt“ von Graeme Simsion herunter, da mir Kerstin vom Blog Wörterkatze so oft davon vorgeschwärmt hat und ich Robert Stadlober als Sprecher und Schauspieler sehr schätze. Zwar habe ich auch schon sehr kritische Meinungen zum Buch gehört, aber neugierig bin ich trotzdem geblieben. Rund eine Stunde lang lauschte ich also gestern Robert Stadlober, bevor ich letztlich ins Traumreich übersiedelte. Ein konkreteres Urteil zum Buch habe ich mir bisher noch nicht machen können (das wäre nach so kurzer Zeit auch eigenartig). Der Autor treibt die üblichen Eigenarten (und zum Teil auch Klischees) von Autisten ganz schön auf die Spitze, die Geschichte ist allerdings auch sehr unterhaltsam, beispielsweise wenn der Protagonist einen recht wissenschaftlichen Vortrag vorbereitet und sich das Publikum dann als Kinder mit Asperger-Syndrom und deren Eltern entpuppt. Ich bin gespannt, was das Hörbuch noch für mich bereithält …
Doch nun: Neuer Tag, neue Lesefreuden! Das Katerchen hat mich kurz nach 6 Uhr geweckt und jegliche Versuche, noch einmal etwas Schlaf zu finden, scheiterten, sodass ich eine Stunde später die gemütliche Decke zur Seite schlug und in die Küche tapste, während die Welt um mich herum noch im Dunkeln und im Schlafe lag. Immerhin habe ich auf diese Weise nun genug Lesezeit für den Minathon! Und so breche ich nun mit Bilbo und dem Rest der Truppe wieder auf; vor uns liegt noch ein langer Weg.
10.15 Uhr: Verschnaufpause!
Mann, war das ein turbulenter Morgen! Eine Gefahr reihte sich an die nächste: Erst gerieten wir in einen Sturm und zwischen das Spiel von Riesen, dann wurden wir von Orks verschleppt und schließlich wurden Bilbo und ich vom Rest der Gruppe getrennt. Durch tiefste Dunkelheit schlichen wir langsam voran und mussten schließlich um unser Leben rätseln – nur knapp entkamen wir Gollum!
Herr Tolkien geht dabei an keiner Stelle behutsam mit uns um, sondern lässt uns jede Sekunde die Gefahr spüren. Mit bildgewaltiger und kraftvoller Sprache sorgt er für die unheimlichsten Atmosphären und bringt mein Kopfkino auf Hochtouren:
„More terrible still are thunder and lightning in the mountains at night, when storms come up from East and West and make war. The lightning splinters on the peaks, and rocks shiver, and great crashes split the air and go rolling and tumbling into every cave and hollow; and the darkness is filled with overwhelming noise and sudden light.“ (S. 67)
Jedes Geräusch, aber auch jede bedrückende Stille, jeder grelle Blitz und jede alles verschlingende Dunkelheit halten mich in permanenter angespannter Habachtstellung und ich traue mich kaum zu atmen. Nach so vielen lebensbedrohlichen Momenten brauche ich nun, da ich vorerst der größten Gefahr entkommen bin, eine kurze Pause.
Zu dieser Pause kommt mir Minas aktueller Minathon-Beitrag sehr gelegen: Flandern und die Niederlande sind dieses Jahr Gastländer der Buchmesse und passend dazu regt Mina an, die Leseproben zu Ilja Leonard Pfeijffers „Das schönste Mädchen von Genua“ und Arnon Grünbergs „Muttermale“ zu lesen. Ob diese mich neugierig auf die Bücher machen werden, verrate ich euch später an dieser Stelle.
12.05 Uhr: Zurück aus Genua und Amsterdam
Die beiden Leseproben liegen hinter mir und hinterließen ganz unterschiedliche Eindrücke. Der Anfang von „Das schönste Mädchen von Genua“ konnte mich leider nicht neugierig auf mehr machen. Lauter winzig kleine, belanglose Fragmente aus dem Alltag in Genua, die nur lose aneinandergeknüpft sind und durch die ich mich Leserin irgendwie gehetzt fühlte. Mit gerade einmal sechs Seiten Text ist die Leseprobe allerdings auch sehr dürftig, was einen genaueren Eindruck von Ilja Leonard Pfeijffers Buch schwer macht – vielleicht hätte ich mich nach zehn weiten Seiten doch besser in die Lektüre hineingefunden?!
Die Leseprobe zu Arnon Grünbergs „Muttermale“ war da mit rund 40 Seiten deutlich umfang- und aufschlussreicher. Dennoch steh ich dieser Geschichte ein wenig zwiespältig gegenüber: Anfangs konnte mich die Leseprobe fesseln, ich mochte diese unterschwellige Stimmung, die irgendwie traurig, aber auch komisch war; auch vereinzelte Charaktere fand ich interessant, wenngleich Protagonist Otto „Oscar“ Kadoke schon sehr speziell und kein klassischer Sympathieträger ist. Den Sex mit der Krankenpflegerin seiner Mutter fand ich dann aber doch irgendwie klischeehaft und das verlieh meiner frisch gewonnenen Neugier aufs Buch prompt einen gehörigen Dämpfer.
Mina und ihr anderen Minathon-Lesenden, wie sind eure Eindrücke zu den Leseproben?
18.25 Uhr: Halbzeit!
Die ersten 24 der insgesamt 48 Stunden des Minathons sind vorüber und etwa zwei Drittel meiner Reise durch Mittelerde liegen hinter mir. Die letzten Stunden waren dabei nicht einfach: Ich musste mich wieder einmal meiner Arachnophobie stellen und zwischendurch musste ich die Reise kurz unterbrechen:
Insgesamt kann ich aber auf einen erfolgreichen und spannenden Lesetag zurückblicken. Bevor ich zurück zu Bilbo & Co. gehe, möchte ich mich aber noch Minas heutiger Frage nach den Tops und Flops des bisherigen Lesejahrs widmen:
Meine Favoriten:
• Kekla Magoon „How It Went Down“: Ein sehr wichtiges und aufwühlendes Buch zu Gewalt und Rassismus in den USA, darüber, wie Familie, Freunde, Nachbarn, Justiz und Medien den Mord an einem schwarzen Jugendlichen aufarbeiten und darüber, wie leicht das, was wir erlebt haben wollen oder sollen, unsere Erinnerung trübt. Ich hatte es direkt nach den rassistischen Gewalttaten in Baton Rouge, Falcon Heights und Dallas gelesen, was die Lektüre von Kekla Magoons Roman sehr intensiv machte. Meine Eindrücke könnt ihr im Detail >>hier<< nachlesen.
• Ivar Leon Menger „Monster 1983. Staffel 1“: Ich weiß nicht, ob bzw. inwieweit ein Hörspiel, das nicht auf einem Buch basiert, im Rahmen dieser Liste überhaupt auftauchen „darf“, aber „Monster 1983“ ist ganz großes Kopfkino und großartig erzählt. Nicht selten erinnerte mich das Hörspiel an Geschichten aus der Feder Stephen Kings – und ich finde, damit hat Ivar Leon Menger sich mit seiner Hörspielserie (Staffel 2 erscheint am 31. Oktober!) zweifellos einen Platz in der Jahres-Top-Liste mehr als verdient! Außerdem hat bisher noch keine Buch- oder Hörspielserie je einen derart großen Suchtfaktor gehabt, dass ich monatelang so ungeduldig darauf warte wie ein Kind auf die weihnachtliche Bescherung.
Meine Frustverursacher:
• Lucy Holliday „Und dann saß Audrey Hepburn auf meiner Couch“: Ein Klischee reiht sich ans andere. Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht sagen, oder?!
• James Dashner „Maze Runner. Die Auserwählten im Labyrinth“: Was finden alle nur an dieser Reihe? Ich habe mich beim Hören schrecklich gelangweilt und die Charaktere waren mir vollkommen schnuppe. Selbst der beste Hörbuchsprecher aller Zeiten, David Nathan, konnte die lahme Story mit ihren künstlich in die Länge gezogenen Geheimnissen nicht für mich retten.
• Adam Gidwitz „Eine dunkle und grimmige Geschichte“: Anfangs fand ich die Umsetzung und Aufarbeitung der Märchen ganz clever und unterhaltsam, aber leider strapaziert der Autor seine Stilmittel durch ständige Wiederholung über, was das Buch nicht nur vorhersehbar und langweilig macht, sondern auch dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr ernst nehmen konnte und mich als Leserin regelrecht verar***t fühlte.
Das Gute an den Flops? Ich habe in diesem Jahr endlich gelernt, Bücher ganz ohne schlechtes Gewissen einfach abzubrechen. Die Frust-Titel waren daher schnell aus meinem Lesealltag verschwunden.
Und ihr? Was sind eure bisherigen Highlights und Flops des Buchjahres 2016?
Sonntag, 23.10.2016
11.05 Uhr: Waaas – schon so spät?
Der heutige Start in den Tag war nicht gerade gut – die Nacht über habe ich schlecht bzw. kaum geschlafen und am Morgen musste ich mich gegen halb 10 förmlich zum Aufstehen zwingen. Gestern hatte ich um diese Zeit bereits mehr als zwei Stunden gelesen. Ich hoffe, dass ich „The Hobbit“ heute trotzdem zu Ende lesen kann, bezweifel es aber.
13.30 Uhr: Konzentration verzweifelt gesucht
Nicht einmal 20 Seiten habe ich in den letzten Stunden geschafft – und diese auch nur mit Mühe und wiederholtem Lesen von Passagen. Meine Konzentration spielt heute nicht mit und ich erfasse oft nicht, was ich lese, muss zurückspringen und kann mich dadurch kaum auf die spannende Welt Mittelerdes einlassen. Aber auch Bilbo muss heute mit Enttäuschungen klar kommen:
„The Lonely Mountain! Bilbo had come far and through many adventures to see it, and now he did not like the look of it in the least.“ (S. 219)
In der Hoffnung, mich nachher gleich nach einer kleinen Stärkung besser konzentrieren zu können, nutze ich die Zeit bis zum Mittagessen mit der Beantwortung von Minas heutigen Fragen:
1. Auf welche Neuerscheinungen freut Ihr Euch dieses Jahr noch ganz besonders?
Eigentlich sind fast alle Neuerscheinungen, die ich sehnlichst erwarte habe, bereits erschienen: die von Benjamin Lacombe illustrierte Ausgabe von „Alice im Wunderland“, die Neuübersetzung von Tolstois „Auferstehung“ und die neue Penguin Orange Collection (moderner) Klassiker. Nun gibt es eigentlich nur noch zwei Neuerscheinungen, die ich mit großer Freude erwarte: Die zweite Staffel von „Monster 1983“, von dem ich euch ja gestern schon erzählt habe, sowie das „Weihnachtskochbuch“ von Jamie Oliver. Beide Titel sind bereits vorbestellt.
2. Welches Buch auf Eurem SuB wollt Ihr unbedingt dieses Jahr noch lesen?
Ich muss gestehen, da habe ich mir nichts mehr vorgenommen – von den zum Jahresbeginn vorgenommenen Büchern sind manche zu umfangreich, um damit jetzt noch anzufangen (z. B. „Moby Dick“). Außerdem komme ich momentan nicht allzu oft zum Lesen, sodass ich eigentlich nur bereits begonnene Bücher beenden möchte und ansonsten bei der Lektüreauswahl mein Bauchgefühl entscheiden lasse. Zum Jahresende möchte ich gerne mit Tolstois „Auferstehung“ beginnen, werde die Lektüre aber über den Jahreswechsel hinweg fortsetzen.
18.30 Uhr: Zurück in der gemütlichen Höhle
Ach, was war das aufregend! Wider ursprünglichen Erwartens haben Bilbo, Gandalf, die Zwerge und ich unser Abenteuer heute doch noch beendet. Doch was für ein Kampf das war! Zunächst war da der unheimliche Smaug, der uns quasi im Berg gefangen hielt. Noch jetzt läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, wie bedrückend es war, im Berg eingesperrt zu sein, in ständiger und unmittelbare Nähe des Drachens. Der pure Horror! Ich ziehe noch jetzt meinen Hut vor Bilbo, der sich so nah an dieses mächtige, gefährliche Wesen herantraute. Klar, er war in diesen Momenten unsichtbar – aber Unsichtbarkeit ist nun mal nicht gleichzusetzen mit Unverwundbarkeit. Aber auch diesen Albtraum haben wir überstanden. Wer jedoch meint, danach wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen, irrt sich, denn die Gier ist eine nicht zu unterschätzende, übermächtige, seelenfressende Sucht, auf deren Konto viel zu viele Kriege gehen – so auch die Schlacht der fünf Heere. Und obwohl der Kampf letztlich zugunsten von Zwergen, Elfen und Menschen ausging, kann man – wie in keinem Krieg – von einem wirklichen Sieg sprechen, denn dafür gibt es zu viele Verluste und auch wir mussten heute von lieb gewonnenen Gefährten Abschied nehmen.
Inzwischen sind Bilbo und ich zurück in Beutelsend, genießen die friedliche Ruhe und Unbeschwertheit – wohl wissend, dass dies nicht das letzte Abenteuer von sonst friedliebenden Hobbits gewesen sein wird. Doch das sind andere Geschichten, die ein anderes Mal erzählt werden müssen … Für heute nehme ich Abschied von den Freunden aus Mittelerde und danke Mina für die Organisation dieses tollen Minathons sowie Olli vom Lese-Leuchtturm, denen ich die Lektüre eines so wunderbaren Klassikers zu verdanken habe.
Passend zu meiner Lektüre hat Mina auch noch eine spannende, abschließende Frage:
Wenn Ihr Euch eine Rolle in dem „Herrn der Ringe“ und in „Harry Potter“ auswählen könntet, die Ihr spielen dürftet, welche wäre das?
Ich muss gestehen: Keine leichte Frage! Im Harry-Potter-Universum kenne ich mich nicht gut genug aus, um darauf eine klare Antwort zu geben. Und bei „Herr der Ringe“? Ich persönlich schätze Gandalf sehr: Er ist einerseits ein Einzelgänger, aber doch auch überall zu Hause, er handelt unglaublich vorausschauend und verantwortungsbewusst, begibt weder sich noch andere unnötig in Gefahr und setzt sich durchweg für das Gute ein, auch wenn er damit riskiert, sich mit so mancher Wahrheit bei dem ein oder anderen (kurzzeitig) unbeliebt zu machen. Außerdem ist er durchaus auch für Spaß zu haben, hat seinen eigenen Humor, ohne dabei jedoch den Ernst der Lage zu vergessen, wodurch er auch in plötzlichen Gefahrensituationen einen klaren Kopf behält und schnell reagieren kann. Zugegeben, dadurch ist Gandalf eigentlich schon zu perfekt, aber bewundernswert bleibt er für mich allemal und über so manche seiner Eigenschaften würde ich durchaus auch gern verfügen (und damit meine ich nicht seine legendäre Feuerwerkskunst ;) ).
„‚If more of us valued food and cheer and song above hoarded gold,
it would be a merrier world.'“ (S. 333)
Kathrin…. du hast es getan. Olli sagt: Ist das geil. Cool! Und dann sagt er gerade noch: … denn daheim verblasst und die Welt rückt nah. Du klingst total begeistert und das freut uns total. Vielleicht schließe ich mich euch morgen an. Hab mal wieder Migräne u. bin sozusagen außer Gefecht gesetzt. Ich drück dich, deine Tanja.
Liebe Tanja,
ja, ich bin in der Tat sehr begeistert und schüttel die ganze Zeit über mich selbst den Kopf, wie ich das Buch so lange ungelesen im Regal lassen konnte! Ich hatte ja schon vor ein paar Jahren das Hörspiel auf Schallplatte begonnen, aber dann nicht fortgesetzt (warum, weiß ich selbst nicht). Herr Tolkien hat wunderbare Welten und Charaktere geschaffen – Buch für Buch aufs Neue :)
Ich hoffe, deine Migräne bessert sich schnell! Lesen oder überhaupt irgendetwas machen, ist in dem Zustand ja unmöglich. :( Mich plagen zwar seit Donnerstag auch immer wieder Kopfschmerzen, aber im Gegensatz zu einer ausgewachsenen Migräne lassen sie mir noch genug Konzentration und Energie fürs Lesen. Ich denk an dich/ euch bei meinen Reisen mit Bilbo, Thorin, Kili, Fili, Gandalf und all den anderen.
LIebe Grüße
Kathrin
Huhu!
Das ist ja eine ganz wunderbare Idee, wie Du das alles festhälst, was Du so zum #minathon liest!
Ich wusste gar nicht, dass Tolkien was zur Arthur-Sage geschrieben hat. Hm… Muss ich mal reinschauen. ich habe die Niebelungensage auf Englisch von ihm. Ist mir bisher etwas zu kompliziert gewesen.
Der Hobbit – da muss ich gestehen, dass ich ja doch immer wieder mehr zum „Herrn der Ringe“ tendiere. Mir war der Hobbit zu kindlich geschrieben und das passte für mich nicht in diese doch auch sehr schwere und dichte Welt, die ich aus dem HdR kannte. Hätte ich es anders herum gelesen, wäre mir das womöglich anders ergangen.
Ich wünsche Dir noch viel Lese- und Hörspaß!
Mina
Hallo Mina,
ich bin froh, nicht nur auf Twitter den Minathon festzuhalten – ich genieße es gerade, meine Eindrücke zum „Hobbit“ ausführlicher festzuhalten und so noch einmal alles tiefer „aufzunehmen“ bzw. zu reflektieren. Von „Der Herr der Ringe“ habe ich bisher nur den ersten Band gelesen und sehr gemocht. „Der Hobbit“ mag ich aber genauso und finde ihn gar nicht so kindlich geschrieben – ich lese allerdings auf Englisch. Der Anfang ist zwar noch sehr an der kindlichen Lesewelt ausgerichtet und auch zwischendurch ist der Satzbau unverkennbar auf ein jüngeres Publikum abgestimmt, doch über viele Passagen hinweg erlebe ich auch längere Sätze und eine doch sehr bedrohliche, düstere Atmosphäre. Ich habe in meiner Ausgabe gelesen, dass Tolkien am „Hobbit“ immer wieder Veränderungen vorgenommen hat und es verschiedene Versionen gibt – vielleicht hängt es also auch mit der jeweiligen Ausgabe zusammen?!
Tolkiens Version der Nibelungensage hätte ich auf Englisch nicht gepackt! In der deutschen Ausgabe ist ja zusätzlich die englischsprachige Version enthalten und da verstand ich manche Strophen erst durch mehrmaliges Lesen. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass du diese Lektüre wenig genießen konntest. ;)
Liebe Grüße
Kathrin
Hey!
Es kann gut sein, dass es an der Ausgabe lag, die gelesen habe. Wobei jetzt nicht weiß, auf welche „Urversionen“ sich die jeweiligen Übersetzungen bezogen. Einmal versuchte ich die Übersetzung von Krege, den ich aber generell nicht mag. Und dann die Walter Scherf.
Ah – das ist ja beruhigend. Jetzt fühle ich mich nicht mehr so schlecht, die Nibelungen auf englisch nicht verstanden zu haben.
Liebe Grüße zurück!
Mina
Eine großartige Reise befindet sich in den letzten Zügen! ;) Was bin ich – was sind WIR – gespannt auf dein Fazit!!! Wie echte „Flitzebögen“! Mit der „beutlinischen Ruhe“ ist es dann vorbei. :)
Hallo Olli,
uns steht mittlerweile „nur“ noch der Kampf gegen Smaug bevor. Aber ich glaube, das wird heute nichts mehr – der Kopf will nicht mitmachen. Dabei fühle ich mich so wohl, auch wenn die Stimmung und Umgebung gerade recht trist ist. ;)
Dann erwartet dich jedoch noch eine echte „Achterbahn der Gefühle“! ;) Ich werde auch weiterhin gebannt auf deine Reaktion warten und hoffe, dass diese Reise so wärmend und wohltuend gewesen sein wird, wie eine „Wohlfühldecke“ in kaltnassen Herbsttagen. ;)
Nun habe ich es doch geschafft und bin erschöpft, aber glücklich zurück aus Mittelerde. Es war eine aufregende Zeit, die ich nicht vergessen werde. Danke, dass du mir sozusagen den notwendigen „Tritt in den Hintern“ gegeben hast, mich endlich dem „Hobbit“ zu widmen. Da ist mir bislang ein Schatz von einem Buch entgangen. (Aber etwas anderes hätte ich bei Tolkien eigentlich auch nicht erwartet. ;) )
Ich freue mich gerade tierisch! :) Du hast einen wunderbaren Roman zuende gebracht und am Ende sitzt Du mit einem breiten Grinsen auf dem Sofa. Zufrieden, eine tolle Reise unternommen zu haben, nicht wahr? ;) Auch wenn die Reise erst jetzt richtig beginnt, ist es doch eine gelungene „Auftaktetappe“ geworden – und das freut mich für dich!
Ein gelungener Auftakt war es allemal! Den ersten HdR-Band habe ich zwar vor Jahren gelesen, aber dann hinderten mich ein, zwei, drei, vier Neuerscheinungen am Lesen von Band 2 und inzwischen müsste ich noch einmal mit Band 1 loslegen, bevor ich weitermache – man vergisst ja so viele wichtige Details! Nun habe ich wieder richtig große Lust, dieses „Projekt“ noch einmal anzugehen. :)
Liebe Kathrin,
jetzt habe ich die beiden Leseproben gelesen und meinen Kommentar unter meinem Beitrag festgehalten ( https://aigantaigh.wordpress.com/2016/10/22/minathon-2016-no-2-literatur-aus-den-niederlanden-und-flandern/comment-page-1/#comment-1425 ). Mir ging es im großen und ganzen wie Dir und ich bin von beiden nicht überzeugt. Wie gut, dass es heutzutage Leseproben gibt! Das erspart manchen Fehlkauf!
Du fasst Deine Lesereise durch Mittelerde so wunderbar zusammen! Ich bin ganz hin und weg! Das sollte man viel öfter tun, doch die liebe Zeit rennt einem ja immer wieder davon!
Zu Deinen Tops und Flops kann ich nur sagen, dass ich bis auf Maze Runner, das mich auch nicht packen konnte, KEINES der erwähnten Bücher kenne. Lustigerweise hat mir aber gerade heute audible dieses „Monster…“ empfohlen. Da fällt mir ein, wie fandest Du letztendlich denn eigentlich „Macbeth“? Ich fand die Umsetzung nicht so gelungen. Sie war zu komplex für mich, ich konnte mich nicht einhören und verlor ständig den Faden.
Ich bin gespannt, was ich heute noch so zu lesen hier vorfinde, wauch wenn Du schon angedeutet hast, dass heute nicht so „Dein Tag“ ist!
Alles Liebe Dir!
Mina
Liebe Mina,
da ich mich aufs Buch gerade nicht konzentrieren kann, dreh ich jetzt eine kleine Runde durch die Beiträge der Teilnehmer und schaue zuallererst, was du zu den Leseproben sagst.
Ich freue mich, dass dir meine Eindrücke aus Mittelerde so gefallen. Wenn ich Lektüren in dieser Form auf dem Blog festhalte, frage ich mich manchmal, wer sie überhaupt liest – sie werden lang und durch die Aktualisierungen müssen die Leser öfter von sich aus vorbeischauen. Aber mir persönlich hilft diese Form der Dokumentation irgendwie mehr beim späteren Erinnern und Wieder-Wach-Rufen von Lektüren – und ich habe festgestellt, dass auch das Lesen an sich dadurch für mich intensiver wird als beim „herkömmlichen“ Lesen mit anschließender Rezension. Doch wie du schon sagst: Die Zeit ist das Problem und hindert daran, jedes Buch auf diese Weise zu lesen und festzuhalten.
„Macbeth“ fand ich von der Umsetzung an sich ganz gut, aber hin und wieder fiel es mir schwer, der Handlung zu folgen oder die Charaktere einzuordnen, sodass ich etliche Stellen mehrfach hören musste. Da ging es mir also ähnlich wie dir. Ich habe auch Shakespeares Original noch nicht gelesen und bin daher ganz ohne Vorwissen an die Geschichte ran – vielleicht war das ein Fehler?! Ich bin aber ein wenig beruhigt, dass es nicht nur mir so ging. :)
Liebe Grüße und dir noch einen gemütlichen, lesereichen Sonntag!
Kathrin
Oh – ich kannte Macbeth sogar in mehrfacher Hinsicht. Ich habe es gelesen und gesehen und als psychoanalytische Deutung in einem Kurs gehabt. Also daran lag es nicht, dass ich zu diesem Hörspiel keinen Zugang fand. Ich erinnere mich jetzt aber auch noch, dass ich die Art der Darbietung der Hexen nicht mochte. Die fand ich übertrieben.
Ich lese sie! lach
Es ist schon toll, zu lesen, wie sehr jemand von einem Buch, einer Geschichte mitgerissen wird.
Hach ja, der liebe Gandalf! Wirklich eine der bemerkenswertesten Figuren im Herrn der Ringe. Aber mir wäre seine Rolle zu allmächtig, glaube ich. Viele die mich persönlich gut kennen, sagen ja immer, ich sei der Ringträger. Ich glaube sogar, dass das stimmt. Aber wenn ich mich frei entscheiden dürfte, wäre ich lieber Aragorn. :)
Wie Du kennst Dich im Harry Potter Universum immer noch nicht aus? lach
Schön, dass Du den Hobbit beenden konntest, auch wenn es ja mit Sicherheit ein trauriger Abschied war! Ich liebe und hasse gleichzeitig, wenn gute Bücher enden. Seufz.
Einen feinen Abend Dir noch!
Hiho zusammen! Ich wollte mich mal in diese spezielle Frage „einklinken“ und gern etwas dazu schreiben. ;) Da ich den Herrn der Ringe über alles schätze und die Charaktere so mag, ist es schwer für mich eine Entscheidung zu fällen. Aber es wäre wohl Boromir! Er will seinem Vater und seinem Volk dienen und es mit allen Mitteln beschützen. Die Liebe zu seinem Bruder und seinem Vater erklärt auch sein feuriges Temperament. Wir alle wollen wie Aragorn sein. Erhaben, voller Weisheit und Weitblick! Doch schlussendlich werden die meisten unter uns als Boromir ihrem Schicksal entgegentreten. Ich finde diesen Charakter unglaublich stark und sein Ende steht sinnbildlich für alle, die großes (und Gutes) vollbringen möchten, doch an der riesigen Aufgabe scheitern. In Boromir kann ich mich persönlich am besten erkennen.
Harry Potter? Das ist ja zuuuu einfach! ;)
Severus Snape ist großartig! Ich liebe diesen Charakter, der auf der einen Seite so undurchschaubar zu sein scheint. Auf der anderen Seite zeigt er jedoch immer wieder, wie sehr er Potter und seine Freunde schützt. Wie im Nachwort des siebten Bandes, kann ich mich nur Harry anschließen: Er war der mutigste Mann, den ich jemals kannte! ;)
Hallo Olli,
Boromir ist wohl eine Figur, die die wenigsten nennen würden. Interessante Wahl! :)
Ich finde es gerade sehr spannend zu lesen, wer was an welchem Charakter schätzt bzw. sich wie mit wem identifizieren kann. Gerade das zeigt aber nur, wie nah Tolkien seine Charaktere an den wirklichen unterschiedlichen Wesenszügen und Idealen ausgerichtet hat – ein bisschen von dem, was uns ausmacht oder wonach wir streben, steckt auf ganz vielfältige Weise in den einzelnen Figuren. Und du hast ja Recht: In der Realität würden viele wohl ähnlich wie Boromir handeln bzw. ein ähnliches Schicksal erfahren.
Abgesehen davon mag ich auch Merry und Pippin sehr – sie sind beide auf ihre Art Helden und wachsen genau wie Frodo und Sam über sich hinaus, bleiben aber trotzdem bescheiden und freuen sich für andere, obwohl (so zumindest immer mein Eindruck) doch der Großteil der Ehre Frodo und Sam zuteil kommt.
Viele Grüße
Kathrin
Liebe Mina,
der Ringträger möchte ich wiederum nicht sein – da habe ich doch zu viel Respekt vor der Verantwortung und Bedeutsamkeit der Aufgabe. Wenn wegen meines Fehlers/ Scheiterns andere leiden müssten, das könnte ich nie mit meinem Gewissen vereinbaren bzw. mir nie verzeihen.
Aragorn mag ich sehr und in gewissem Rahmen bewundere und beneide ich seine Art zu leben, mir wäre es aber wohl dauerhaft zu einsam, auch wenn ich grundsätzlich jemand bin, der regelmäßig Zeit für sich allein braucht und gut allein sein kann.
Liebe Kathrin,
nun, ich finde nicht, dass es einem schlecht gehen muss, wenn andere auch Leid erfahren, wenn man handelt und das Handeln Leid verursacht. Sofern man es nicht absichtlich tat oder es einen über die Maßen wichtigen Grund hatte. Ich finde, manchmal muss es Menschen/ Hobbits geben, die es wagen, sich dieser Aufgabe zu stellen. Und ich gehöre irgendwie immer wieder zu diesen Menschen, die sich da stellen und bereit sind, das zu tragen.
Findest Du Aragorn lebt einsam? Ich finde ihn so frei… hm…
Liebste Grüße zum Abend.
Mina
Liebe Mina,
du hast natürlich Recht damit, dass man kein schlechtes Gewissen haben muss, sofern keine böse Absicht dahinter steckt. Aber irgendwie würde ich trotzdem eines bekommen. ^^
Und Aragorn … Er ist irgendwie überall zuhause, hat überall Leute, die er kennt und auf die er sich verlassen kann. Aber dennoch ist er ja überall quasi nur zu Besuch und ist von den Leuten, die ihm wichtig sind, oft auch lange getrennt. Für diese Art Leben muss man, denke ich, gemacht sein. Es kann sehr befreiend sein und man ist vollkommen unabhängig, aber mir persönlich würde ein „festes“ Zuhause zu sehr fehlen. Aber das ist ja das Schöne am Leben und an uns Menschen: Jeder kann für sich das Richtige finden. :)