Ihr erinnert euch: Zum Jahresbeginn setzte ich mir für 2016 drei Leseziele. Ich wollte

  1. mehr Klassiker lesen,
  2. bis zur Leipziger Buchmesse keine Bücher kaufen und
  3. mich öfter dazu überwinden, Bücher abzubrechen, wenn diese mich nicht packen.

Das Mehr an Klassikern lässt sich erst zum Jahresende wirklich nachweisen. Aber zumindest habe ich in diesem Jahr schon Émile Zolas „Thérèse Raquin“ gelesen und genieße „Les Misérables“ weiterhin wie ein Gourmetessen – langsam und in kleinen Happen.

Für die beiden anderen Ziele indes kann ich klare Erfolge vermelden!

Keine Buchkäufe bis zur LBM16

Seit Jahresbeginn habe ich tatsächlich kein einziges Buch gekauft. Lediglich Hörbücher gönnte ich mir. Diese zählen jedoch nicht, weil sie sich noch nicht auf einem SUB auftürmen.

Das Verrückte dabei: Mir hat das Kaufverbot fast nichts ausgemacht und es ist mir überraschend leicht gefallen. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht mehr in Erfurt wohne und daher keine Lieblingsbuchhandlung vor der Nase habe. Vielleicht lag es auch daran, dass in diesem Jahr noch kein Buch auf den Markt kam, das in mir das Bedürfnis weckte, unbedingt und sofort gelesen werden zu müssen. Was auch immer der Grund ist, ich bin froh, dass mir das Nicht-Kaufen dadurch leicht gemacht wurde. Dennoch verließ ich Buchhandlungen immer mit einem unguten Gefühl – in ihnen zu schlendern, nur zu schauen und nichts mitzunehmen, fühlte sich für mein Leserherz einfach nicht richtig an. Daher bin ich trotz des an sich leicht durchzuziehenden Kaufverbots froh, ab jetzt wieder neue Bücher kaufen zu können: Morgen startet die Leipziger Buchmesse, heute ist die Eröffnungspressekonferenz und damit ist das Ende des Kaufverbots erreicht. Zur Feier geht es heute nach Erfurt in unsere Lieblingsbuchhandlung, die ich hoffentlich nicht mit leeren Händen verlassen werde. Und ab morgen wird der ein oder andere Euro auch auf dem Leipziger Messegelände gelassen. Diese Käufe werden aber bewusst getan und betreffen konkrete Titel (z.B. das neue Buch von Benjamin Lacombe und Sébastien Perez, auf das ich seit Monaten warte).

Bücher auch mal unbeendet zuklappen

Neben dem knallharten Durchziehen des Kaufverbots bin ich auch weniger nachgiebig beim Lesen geworden. Bereits zwei Bücher habe ich in diesem Jahr abgebrochen: „Das große Heft“ von Ágota Kristóf und „Maurice, der Kater“ von Terry Pratchett. Die beiden Titel sind nicht schlecht, aber haben mich einfach nicht gepackt.

„Das große Heft“ war mir einfach zu abstoßend. Ja, natürlich könnte man jetzt sagen, dass das zur Geschichte bzw. ihren beiden Hauptfiguren passt. Grundsätzlich ist das wahr und ich habe normalerweise auch kein Problem, wenn es in Büchern brutaler oder in anderer Form „heftig“ zugeht, aber in Ágota Kristófs Roman war einfach alles zu negativ und widerwärtig. Es gab absolut nichts, zu dem ich als Leser irgendeine Bindung, Beziehung, Neugierde oder Faszination entwickeln konnte. So etwas brauche ich jedoch, um in eine Lektüre eintauchen zu können. Was mich letztlich bannt, ist egal – das können die Charaktere sein, der Stil, die geschaffene Welt oder der Plot – aber etwas muss da sein, zu dem ich eine positive Assoziation habe. In „Das große Heft“ war das nicht gegeben. Daher habe ich tatsächlich keinen Augenblick gezögert, das Buch nach ca. 60 Seiten zugeklappt und direkt bei Tauschticket an einen anderen Leser weitergereicht. Bereut habe ich es nicht.

Pratchetts „Maurice, der Kater“ dagegen fand ich ganz nett, aber mehr auch nicht. Für ein Kinderbuch war es mir sprachlich stellenweise zu anspruchsvoll, für mich als erwachsene Leserin war mir aber wiederum der Verlauf der Geschichte zu simpel, zu langsam und irgendwie zu fad. Eigentlich schade, denn ich lese gerne Kinderbücher und ich lese auch gerne Absurdes, aber bei „Maurice, der Kater“ wollte der Funke nicht überspringen. Vielleicht war es der falsche Zeitpunkt – direkt davor las ich Walter Moers‘ „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“, das auf mich mit jedem weiteren Kapitel eine größere Sogwirkung entfaltete. Vielleicht enttäuschte Pratchetts Kater- und Rattengeschichte einfach nur resultierend aus dem unmittelbaren Vergleich mit einem anderen Autor herrlich absurder Fantasy?! Eventuell wären Maurice und ich zu einem anderen Zeitpunkt gute Bücherfreunde geworden. Dennoch habe ich kein schlechtes Gewissen über den Abbruch und werde das Buch – entweder über Tauschticket oder im offenen Bücherregal – an andere Leser weiterreichen, die damit hoffentlich mehr Freude haben.

Das Fazit also: Bei aller Liebe zum Buch lässt sich dennoch vieles durchziehen, was dem Leserherz für gewöhnlich einen Stich versetzt. Und wenn man ein Vorhaben einmal umgesetzt hat, fällt das Festhalten daran leichter als gedacht und wirkt darüber hinaus sogar ganz befreiend. Klare Empfehlung zum Nachahmen für euch!