10.55 Uhr
Hallo liebe Lesewelt!
Heute ist der letzte Tag von Wörterkatzes Lesemarathon 2015. Und als ob nicht nur wir Leser dem Ende traurig entgegen blicken, vergießt der Himmel Regen wie Tränen. Zum ersten Mal kann ich daher einen Marathontag nicht im Freien verbringen. Das ist schade, aber wir Leser können uns ja allen Wettersituationen wunderbar anpassen, nicht wahr?! Also rauf aufs Bett und den ans Fenster klopfenden Regentropfen lauschen.
Heinrich Steinfests „Das himmlische Kind“ hat mich seit gestern Abend weiterhin begleitet; ein Viertel des Buches liegt noch vor mir. An meinen Gedanken zum Buch hat sich jedoch nichts geändert. Es ist eine nette Geschichte mit liebenswerten Protagonisten: die zwölfjährige Miriam, die plötzlich die Mutterrolle übernehmen und erwachsen werden muss, die sich aufopferungsvoll um ihren kleinen Bruder Elias kümmert, der mit hohem Fieber und bronchialem Husten kämpft und ein schier unerschöpfliches Vertrauen in seine große Schwester hat. Doch leider zieht mich das Buch trotz der spannenden Handlung, den sympathischen Charakteren und der wunderbar bildhaften Sprache nicht in dem Maße in seinen Bann, wie ich es erwartet hatte. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir die Handlung ursprünglich völlig anders vorstellte: Der Klappentext versprach, dass Miriam ihrem Bruder eine Geschichte erzählt, die ihn am Leben hält – das Erzählen soll quasi eine Rettung, eine Art Therapie sein. Davon ist beim Lesen aber wenig zu spüren. Ja, Miriam erzählt Elias eine Geschichte, aber eher um ihn von Kälte und Hunger abzulenken und vor allem, weil er sich immer wieder wünscht, sie möge ihm erzählen – so wie das Kinder eben gerne tun. Dass die Geschichte aber das ist, was ihn am Leben hält, nein, das ist nicht der Fall. Dabei fand ich gerade diesen Gedanken an die heilende Kraft des Erzählens spannend und ausschlaggebend für diesen Buchkauf. Dass das Erzählen im Buch nun doch nicht von derart entscheidender Bedeutung ist, hat mich leider sehr enttäuscht und trübt das Lesevergnügen ungemein. Das soll nicht heißen, dass „Das himmlische Kind“ schlecht ist – das ist es keineswegs! Doch wer sich dem Buch noch widmen möchte, sollte sich bewusst sein, dass der Klappentext hinsichtlich der Handlung ziemlich zugespitzt formuliert wurde.
Bevor ich mich nun gleich in die letzten Seiten stürze, schulde ich euch noch eine Antwort auf Wörterkatzes Frage vom Mittwoch:
„Habt ihr im Rahmen des #wklm2015 schon Bücher für eure Wunschliste gefunden? Und wenn ja, welche?“
Bei so vielen Marathonteilnehmern mit völlig unterschiedlichen Lesevorlieben bleibt es natürlich nicht aus, dass ich das ein oder andere interessante Buch entdecke. Auf meine Merkliste haben es zwei entdeckt: einmal „Das Jahr des Rehs“, das Wörterkatze Kerstin in dieser Woche gelesen hat, sowie „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“, das ich bei Bücherwürmchens Lesefutter entdeckte. Außerdem steht Kenneth Bonerts „Der Löwensucher“ dank Tanja vom Lese-Leuchtturm auf meiner Wunschliste – allerdings bereits seit zwei Wochen, da Tanja so lieb ist und uns im Rahmen zweier Marathons an dieser großartigen Lektüre teilhaben ließ!
14.40 Uhr
„Das himmlische Kind“ ist beendet und ich weiß einfach nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Der Großteil der Geschichte war trotz der falschen Versprechungen des Klappentextes ganz gut, aber das Ende war nun doch sehr unbefriedigend: Es war unspektakulär, stellenweise sogar unglaubwürdig, wenn ich an das Gespräch zwischen Miriam und ihren Vater denke; dazu wurde das ein oder andere nicht oder nicht überzeugend aufgelöst. Und warum in aller Welt ging es plötzlich ums Dick- oder Dünnsein, Alter und Jugend und die Frage, ob Eltern womöglich aufhören, ihre Kinder zu lieben, wenn diese übergewichtig werden??? Diese Themen fand ich im Kontext der restlichen Handlung so deplatziert wie den sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen. Bei mir bleibt daher nun ein ziemlich schlechter Nachgeschmack an eine Lektüre, die ursprünglich gar nicht so übel begann.
Also geht es nun gleich wieder zu den „Daisy Sisters“ – hier habe ich zwar vorerst noch mit der nervigen Protagonistin Eivor zu kämpfen, aber zumindest weiß ich, dass mich Mankell nur sehr selten enttäuscht. Und diese Gewissheit brauch ich nach den anderen, eher weniger überzeugenden Lektüren der letzten Tage umso dringlicher!
Zuvor aber noch meine Antwort auf die letzte Tagesfrage im Rahmen des #wlkm2015:
„Was habt ihr für euch in dieser Woche mit genommen? Neue Autoren, Bücher, Blogger? Und was habt ihr für heute noch geplant?“
Für mich war es ja erst der zweite Lesemarathon, seit ich vor fünf Jahren mit dem Bloggen über Bücher begann. Erstaunt hat mich, wie unterschiedlich diese Marathons für einen selber ausfallen können: Beim Marathon Ende Juni hatte ich fast nur positive Erfahrungen gemacht – sowohl hinsichtlich der Lektüreauswahl als auch hinsichtlich der Lesefortschritte. Beim #wklm2015 habe ich gleich zweimal zu Büchern gegriffen, die mich nicht völlig überzeugen konnten; außerdem kam ich langsamer als erwartet voran, da ich feststellen musste, welchen bedeutenden Einfluss die eigene Stimmung und physische Verfassung auf das Lesetempo haben. Motivation, Zeit und spannende Lektüre allein reichen eben doch nicht, um ein Buch nach dem anderen zu verschlingen.
Aber ich möchte nicht nur jammern, denn trotz allem hat mir der #wklm2015 viel Spaß gemacht. Interessant finde ich immer zu sehen, was die anderen Marathonteilnehmer so lesen, wie ihre Ansichten ausfallen und welche Erfahrungen sie machen. Und wie ich schon heute Vormittag als Antwort auf die Frage nach neuen Titeln auf der Wunschliste schrieb: Man entdeckt immer das ein oder andere Buch, für das man sich ohne den Marathon vielleicht nicht interessiert hätte oder das einem vielleicht sogar völlig unbekannt geblieben wäre! Ich denke da zum Beispiel an „Der Löwensucher“ von Kenneth Bonert, über das meine liebe Bloggerkollegin Tanja so begeisterte Worte aus dem Lese-Leuchtturm aussandte.
19.45 Uhr
In den vergangenen Stunden wagte ich mehrere Anläufe, wieder in „Daisy Sisters“ einzutauchen. Mehr als eine Handvoll Seiten hielt ich jedoch nie durch. Zu Eivor und ihrem Leben finde ich einfach keinen Zugang und das macht mir den Wiedereinstieg gerade schwer.
Ich habe mich daher nun entschieden, den letzten Abend der Woche nicht mit einer mir unsympathischen Protagonistin ausklingen zu lassen, sondern lieber zu einer anderen Lektüre zu greifen, nämlich die einer anderen Lieblingsautorin: „Zeit der Gespenster“ von Jodi Picoult.
Mina von Aig an taigh hat das Buch damals sehr gemocht, was mich zuversichtlich macht, dass ich mein Griff zu dieser Lektüre richtig war. Außerdem hat mich bereits der erste Satz neugierig gemacht:
„Als Ross Wakeman sich das erste Mal umbrachte, hatte er Erfolg, anders als beim zweiten oder dritten Mal.“
Mit diesen Worte verabschiede ich mich für heute, tauche ein in Picoults Welt und genieße die letzten Stunden der Marathonwoche.
Euch wünsche ich noch einen wunderbaren Sonntagabend! Genießt die letzten Stunden des Wochenendes und kommt morgen gut in die neue Woche!
PS: Ihr seid neugierig, was die anderen Marathonteilnehmer so lesen? Dann schaut einfach >hier< vorbei.
Schade, dass der Steinfest gegen Ende noch so abgefallen ist. Du hast dieses Mal aber auch Pech mit deinen Büchern.
Vielleicht hast du ja Lust im Oktober/November noch einmal an einer kleinen Version vom #wklm2015 teilzunehmen. Von Freitag bis Sonntag, Datum muss ich noch schauen.
Liebe Grüße
Kerstin
Wenn ich es zeitlich einrichten kann, gerne. Ich wollte im Herbst sowieso noch einmal einen Lesemarathon machen – Herbstwetter passt immer so gut zu gemütlichen Leseabenden. :)
Das stimmt. Wenn es draußen dunkel ist, it einer Decke und heißem Tee oder Kakao einkuscheln und dann schmökern.
Genau. Das ist traumhaft :) (Obwohl der Sommer gerne noch ein Weilchen andauern darf,nachdem er dieses Jahr so spät begann.)
Allerdings. Wegen mir braucht es erst im Oktober wieder dunkel zu werden und dann wegen mir auch kühler. Wobei 20° auch nicht gerade heiß ist. ;-)
Auch wenn dich das Buch von Steinfest nciht komplett überzeugen konnte, hast du mich neugierig gemacht. Ich werde es mir mal genauer anschauen. :-)
Ich wünsche dir noch viel Spaß mit Jodi Picoults „Zeit der Gespenster“ – dieses Buch kenne ich zwar nicht, aber andere Bücher von ihr konnten mich schon überzeugen.
Schönen Abend und guten Start in die neue Woche!
LG Sabine
Hallo Sabine!
Du bist also auch eine von denen, die das ein oder andere Buch von Picoult genossen haben :) Ich lese ihre Bücher sehr gern, habe mittlerweile aber so manches noch auf dem SUB rumliegen – die gute Frau bringt ja jedes Jahr ein bis zwei Bücher auf den Markt, so schnell komm ich nicht hinterher (schließlich warten im Bücheruniversum noch so viele anderen spannende Bücher).
Ich freue mich, dass ich deine Neugier auf Steinfests „Das himmlische Kind“ wecken konnte. Im Nachgang des Marathons verlose ich das Buch übrigens auch (zu wenig Platz in meinem Regal ;) ). Vielleicht hast du ja Lust, dein Glück zu probieren?!: https://phantasienreisen.de//2015/07/13/wklm2015-rueckblick-mit-verlosung/
Liebe Grüße
Kathrin