Statue von Laotse in Quanzhou (Zayton) (Bildquelle: Tom@HK [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons)

Statue von Laotse in Quanzhou (Zayton) (Bildquelle: Tom@HK [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons)

Die fünfte große Etappe meiner literarischen Reise beginnt Mitte des 13. Jahrhunderts in Venedig. Von hier breche ich mit den beiden Brüdern Nicolao und Matteo Polo auf, um in Soldadie (dem heutigen Sudak) auf der Halbinsel Krim Handel zu treiben. Die politische Situation vor Ort hindert uns jedoch anschließend daran, zurück nach Italien zu reisen. Durch mehrere verwunderliche Zufälle gelangen wir schließlich bis nach China, wo wir Bekanntschaft mit dem Obersten Herrscher der Tataren machen – eine Begegnung, die unser Schicksal der kommenden Jahrzehnte besiegeln soll!

Der Herrscher beauftragt uns, zum Papst zu reisen und diesen darum zu bitten, 100 christliche Gelehrte zur Verfügung zu stellen, die in China das Christentum verbreiten können. Doch seit unserer Abreise sind neun lange Jahre vergangen und der Papst ist inzwischen verstorben; uns bleibt also keine andere Möglichkeit, als abzuwarten, bis der neue Papst gewählt ist. Wir nutzen die Zeit für einen Besuch in Venedig, wo wir zwei Jahre lang weilen.

Als nach Jahren endlich der neue Papst ernannt ist, ist für uns der Zeitpunkt gekommen, aufzubrechen und den Auftrag des Tataren-Herrschers zu erfüllen. Dieses Mal nehmen wir Marco Polo mit, den 17-jährigen Sohn Nicolaos. Dass diese Reise noch länger dauern wird als die letzte, ahnt niemand: Der Herrscher der Tataren entlässt uns nach Erfüllung des Auftrages nämlich nicht aus seinem Dienst, stattdessen werden wir noch 17 Jahre für ihn arbeiten. 17 Jahre, in denen sich Marco Polo bei dem Herrscher sehr beliebt macht und in seinem Auftrag durch ganz Asien reist. Als wir schließlich im Jahr 1295 wieder in Venedig eintreffen, sind seit unserer letzten Abreise sage und schreibe 24 Jahre vergangen!

Doch trotz dieses langen Aufenthalts in China, führt es mich zu Beginn des 14. Jahrhunderts erneut in das berühmte Reich der Mitte. Dieses Mal begleite ich den Franziskanermönch Odorico da Pordenone. Wir begeben uns nach Südchina, das zu diesem Zeitpunkt noch als Oberindien bekannt ist. Odorico da Pordenone staunt allen Ortes über die niedrigen Preise, die Unmengen und Vielfalt an Lebensmitteln sowie über die uns Europäern unbekannten Tierarten. In Censcala kommt der Mönch zu dem Urteil, dass allein in dieser Stadt mehr Schiffsverkehr als in ganz Italien herrsche. Außerdem erfahren wir, dass eine bestimmte, riesige Schlangenart in Censcala als Delikatesse gilt und es verpönt ist, Gäste einzuladen und ihnen keine Schlange zu servieren. Weitere Stationen unserer Reise sind Fuço und Zayton, wo wir mehrere Klöster besuchen. Anschließend brechen wir zur Stadt Camsay auf. Unterwegs überqueren wir einen Berg, der eine wahrlich seltsame Grenze bildet: Auf einer Seite des Berges scheinen alle Lebewesen schwarz zu sein, auf der anderen alle weiß.

In Camsay angekommen, fühlt man sich direkt wie in einer modernen Metropole: Kein Fleck dieser Stadt ist unbewohnt und es gibt Häuser mit 10 bis 12 Haushalten, was für das Mittelalter wahrlich nicht gewöhnlich ist. Odorico da Pordenone und ich erfahren aber auch viel über das ganz alltägliche Leben: über Schönheitsideale, Fischfangmethoden, Bräuche und den Glauben an Wiedergeburt in Form eines Tieres.

Südchina fasziniert mich – und doch kann ich nicht bleiben, denn das Ende meiner Reisen ist noch lange nicht gekommen!

Mit den Schriftstellerinnen Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart begebe ich mich als nächstes nach Afghanistan. Während der Reise verbringen wir unter anderem viel Zeit bei Nomaden; später schlafen wir in einem Dorf auf dem Lehmdach eines Hauses, über uns nichts als der Sternenhimmel – und egal, wohin wir kommen, ob Stadt oder Land, überall begegnet man uns mit größter Gastfreundschaft und wir sind gefühlt ununterbrochen am Essen! Der Abschied aus Afghanistan fällt daher schwer und kommt viel zu früh; ich habe das Gefühl, viel zu wenig von diesem Land gesehen zu haben, viel zu wenig über seine Menschen zu wissen. Doch ich muss und will weiter, gibt es doch noch so viel zu entdecken: die Südsee, Australien, Neuseeland und Afrika stehen noch auf dem Programm und halten mein Fernweh weiter aufrecht.

Über die literarische Weltreise: Ab Juli 2014 möchte ich mittels des Fischer Klassik-Titels „Weltreisende und Entdecker: Ein Lesebuch“ die ganze Welt bereisen. Geschichten, Aufsätze, Briefe und Tagebucheinträge von Entdeckern, Forschern und Schriftstellern sollen mir dabei Land und Leute nahe bringen. Was ich mit den berühmten Reisegefährten erlebe, lasse ich euch jede Woche per digitaler Flaschenpost wissen.

Literarische Weltreise

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