Geht es um die Adaptionen von Büchern, reden alle immer nur von Verfilmungen – und kritisieren allzu oft, dass das jeweilige Buch besser sei als die Verfilmung. Ein wenig anders ist das dann doch bei Adaptionen für die Bühne: Einige der besten Musicals haben ihren Ursprung in der Literatur und entgehen dabei gleichzeitig dem Buch-versus-Adaption-Dilemma. Einige Beispiele? „Les Misérables“, „Das Phantom der Oper“, „Tarzan“, „Anatevka“/ „Fiddler on the Roof“, „My Fair Lady“ … und nicht zuletzt „Wicked“. Letzteres hat mit der literarischen Vorlage von Gregory Maguire zwar nur seeehr wenig gemeinsam, überzeugt aber auf ganzer Linie – und das bereits seit über zehn Jahren. Hier greift wohl das gleiche Phänomen wie bei der TV-Adaption von Stephen Kings „Under the Dome“: Die Adaption basiert auf dem Buch, ist aber zugleich etwas ganz Neues und macht einen direkten Vergleich inklusive einhergehender Enttäuschung seitens der Fans unmöglich. Im Fall von „Wicked“ ist das Musical sogar erfolgreicher als der Roman, auf dem es basiert.
Ich als Musicalliebhaberin habe früher nie den Hype um „Wicked“ verstehen können – bis ich es vor sechs Jahren selbst in London sah und seither ein wenig süchtig nach Glinda Galinda, Elphaba, Fiyero, Boq und Nessarose bin. Kein Wunder also, dass „Wicked“ gemeinsam mit „LesMis“ um Platz 1 meiner persönlichen Top 3 der auf Büchern basierenden Musicals kämpft.
Während ich nun hier sitze – die Datei mit der Masterarbeit offen, der Blick über den Thüringer Wald schweifend -, gönne ich mir immer wieder kleine, musicalische Kurztrips zurück nach Oz. Längerfristig nach Oz geht es erst ab September, wenn ich mich Gregory Maguires „Wicked Years“-Reihe widme – natürlich wieder mit euch an meiner Seite.
Geplauder