Für die 15-jährige Mayra, die im Jahr 10.210 auf dem hochtechnisierten Planeten Unionia lebt, gibt es nichts Schlimmeres, als ihre Mutter – eine Senatorin des Planeten – zu den unzähligen Empfängen und anderen politischen Anlässen zu begleiten, denn ginge es nach der Senatorin, so sollte Mayra eines Tages in ihre Fußstapfen treten. Daher lässt sie ihrer Tochter auch für die Schulferien keine andere Option, als sie auf ihrer neuen Wahltournee zu begleiten. Doch nach einem Besuch ihres Großvaters, Admiral Rogers, ergibt sich für Mayra eine Möglichkeit, sich den Plänen ihrer Mutter zu entziehen. Rogers lebt und arbeitet auf dem Planeten Terrestra, der vor vielen Jahren den Kontakt zur restlichen Sternenförderation verlor und auf dem die Menschen in mittelalterlichen Zuständen leben. Mayra gelingt es, ihre Mutter unter dem Vorwand einer Schulaufgabe davon zu überzeugen, die Ferien auf Terrestra zu verbringen. Dort eröffnet sich ihr eine völlig neue Welt: In Unionia ist die 15-Jährige stets umgeben von High-Tech, gigantischen Hochhäusern, geschmacklosem Essen, dessen Zutaten nicht erkennbar sind und hochentwickelter Medizin. Werdende Eltern können Embryonen mit genetischen Defekten durch andere Embryonen austauschen, weshalb es kaum noch Menschen mit Behinderungen auf Unionia gibt. Selbst das Gras ist genetisch so manipuliert, dass es eine bestimmte Länge aufweist. Auf Terrestra hingegen erwarten Mayra weite Landschaften, grüne Wälder, ein schlichter Lebensstil, eine Monarchie und eine medizinische Versorgung, die statt auf Chemie auf die Heilkraft der Pflanzen setzt. Mayra ist fasziniert davon und als sie im Wald auf den sympathischen Djuma trifft, taucht sie immer tiefer in diese fremde Welt ein. Sie lernt das alltägliche Leben der Terrestraner kennen, erfährt von ihren täglichen Schwierigkeiten und wird sich der positiven und negativen Seiten der beiden unterschiedlichen Planeten Unionia und Terrestra bewusst. Doch während Mayra Terrestra erkundet und zu Djuma eine tiefe Freundschaft aufbaut, entwickelt sich ein Konflikt zwischen Terrestras König und der Sternenförderation zu einem Krieg …

„Mayra und der Prinz von Terrestra“ ist nicht nur Marita Grimkes Jugendbuchdebüt, sondern auch der erste Band einer Trilogie. Doch bereits hier in diesem ersten Teil hat Marita Grimke eine geballte Ladung an Themen gepackt und lässt ihre Leser die verschiedensten wissenschaftlichen Errungenschaften hinterfragen. Wie weit darf man in ein sich entwickelndes Menschenleben eingreifen? Was ist tatsächlich besser – Krankheiten mit Chemie zu behandeln oder auf die Heilkräfte der Pflanzen zu bauen? Ist ein sicheres, gesundes Leben der Menschen so viel wert, dass man nichts der Natur bzw. dem Zufall überlässt? Darf man anderen einen Lebensstil aufdrängen, wenn sich das Leben desjenigen dadurch verbessern würde?

Trotz dessen wird der Leser nicht mit ethischen Fragen erdrückt. Tatsächlich liest sich „Mayra und der Prinz von Terrestra“ sehr leicht und behandelt die Themen jugendgerecht. Es macht Spaß, die Welten von Unionia und Terrestra zu entdecken und zu erfahren, wie der Alltag auf beiden Planeten ist. Besonders positiv fällt jedoch auf, dass Autorin Marita Grimke keine Schwarz-Weiß-Welten portraitiert. Weder das hochtechnisierte Unionia noch das mittelalterliche Terrestra werden als perfekt dargestellt und auch die Charaktere sind keine Idealmenschen. Mayra ist keine Protagonistin, der alles gelingt – im Gegenteil: Sie ist tollpatschig, wird ständig rot und hat lediglich einen einzigen Freund auf Unionia, der im RollSchwebestuhl sitzt und dadurch regelmäßig Ausgrenzung erfahren muss. All das macht Mayra nur umso sympathischer – insbesondere, da sie sich im Verlauf der weiteren Geschichte stets selbst treu bleibt. So steht Mayra weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit ihrem besten Freund Fredi und verfolgt ihren Traum, Tierärztin zu werden, auch auf Terrestra, indem sie sich von dem Heiler Myrddin unterrichten lässt.

Die Beziehung zwischen Mayra und Djuma wird ebenfalls glaubhaft dargestellt, denn Mayra sieht Djuma nicht durch die rosarote Brille. Sein Verhalten gibt ihr Rätsel auf und macht sie auch wütend; sie erkennt seine Fehler und kritisiert diese ganz offen. Dadurch ist ihre gemeinsame Geschichte von einer authentischen Entwicklung geprägt, die man in vielen anderen Jugendbüchern leider vergeblich sucht. Auch sonst lässt sich „Mayra und der Prinz von Terrestra“ Zeit für die unterschiedlichsten Entwicklungen und Ereignisse. Umso überraschender kommt daher das Ende, bei dem sich die Ereignisse ziemlich schnell überschlagen und dessen Auflösung zu leicht erscheint. Obwohl es keinen Cliffhanger gibt und die Geschichte in sich abgeschlossen ist, bleibt daher das Gefühl, dass Mayra, Djuma und den Terrestranern noch etwas bevorsteht, dass es noch zu einer großen Wende kommen wird. Vielleicht wird sich das ja im zweiten Band der Trilogie bewahrheiten?!

Fazit:

Marita Grimke hat mit „Mayra und der Prinz von Terrestra“ einen Sci-Fi-Jugendroman geschaffen, der spannende Diskussionsthemen aufwirft und sich gleichzeitig locker leicht lesen lässt. Was das Verhalten und die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten Mayra und Djuma betrifft, könnte sich mancher Jugendbuchautor der großen Publikumsverlage sogar ein Beispiel an der Geschichte der Selfpublisherin nehmen.

Herzlichen Dank an Marita Grimke für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!