Mumins Band 2Vor über einem Jahr stieß ich auf der Leipziger Buchmesse auf die gesammelten Comic-Strips von Tove Janssons „Mumins“, die der Reprodukt Verlag in mehreren Bänden veröffentlicht. Band 1 überraschte damals durch ungewöhnlich erwachsene Themen und Motive. Nun habe ich Band 2 gelesen – und noch mehr genossen!

Der zweite Teil der Reihe präsentiert uns vier Geschichten, in denen wir die nilpferdähnlichen Trolle als Sportmuffel erleben, ein überängstliches Hausmädchen kennenlernen, zusehen, wie sie blind spirituellen Trends folgen und Mumins Baukünste überprüfen. Ebenso gibt es wieder überstürzte Verliebtheit und Eifersüchteleien sowie andere kleine und große Sorgen, aber natürlich auch Freuden, die entstehen, wenn die Mumins den Augenblick leben ohne an das Morgen zu denken. Band 2 der gesammelten Comic-Strips führt zudem einen der bekanntesten Charaktere ein: Klein-Mü! Die clevere, freche Göre, die hinter ihrer großen Klappe eigentlich ein ebenso großes Herz für ihre besten Freunde hat, ist seit Kindheitstagen meine Lieblingsfigur der Mumin-Geschichten. Die hier vorliegenden Comics haben mir den damaligen Eindruck nun erneut bestätigt und dafür gesorgt, dass ich das Buch verschlungen habe.

Der Band weist – neben viel Witz – auch eine Weiterentwicklung zu den Geschichten des ersten Teils auf. Optisch wie inhaltlich sind die Mumin-Trolle, ihre Freunde und Umgebung ausgefeilter. So sind beispielsweise die Hintergründe in den Panels viel detailreicher, nachdem sie in den vier Comics des ersten Bandes oft recht leer waren. Insgesamt wirkt alles stimmiger, durchdachter und gekonnter als in den Comics des ersten Teils der Reihe. Die vielen wunderbaren Seitenhiebe auf gesellschaftliche Zwänge, Normen und Phänomene fehlen aber natürlich auch in diesem Band nicht.

Neben den eigentlichen Comics sind die zusätzlichen Informationen zu betonen, die die Leser am Ende des Bandes erhalten. Besonders interessant ist dabei der Aspekt der „Verkindlichung“ der Mumin-Romane: Im Zuge der ersten Übersetzung ins Deutsche wurden Tove Janssons Originalgeschichten einfach an ein kindliches Publikum angepasst, beispielsweise durch Erläuterungen oder eine kindlichere Ausdrucksweise, obwohl sie sich ursprünglich nicht an diese Zielgruppe richteten. Auch die Comics wurden bei einer Veröffentlichung durch den Bastei Verlag in den ’80er Jahren einer solchen Anpassung unterzogen – teilweise änderten sich so ganze Sachverhalte. Zur Veranschaulichung dient beispielsweise ein Comic-Strip aus einem Bastei-Heft, der sich auch im vorliegenden Reprodukt-Band als nicht-verkindlichte Version findet. Nach diesem Vergleich war ich froh, eine originalgetreue Übersetzung der Comics – und somit die wirklichen Geschichten – vor mir zu haben.

Fazit:

Der zweite Band von Tove Janssons Comics ist nicht nur so herrlich amüsant und verrückt, wie man es von der Mumin-Welt gewohnt ist, sondern sogar noch besser als die Bildergeschichten des ersten Bandes. Wenn diese Qualitätssteigerung anhält, sollte man sich auch die weiteren Titel der Reihe keinesfalls entgehen lassen!