Vor einigen Tagen habe ich es endlich einmal geschafft, die Verfilmung von Kathryn Stocketts „The Help“ zu sehen. Da ich den Roman liebte, war ich extrem neugierig auf die Umsetzung. Der Trailer schien schon vielversprechend, erweckte jedoch den Eindruck, dass der Film eine sehr seichte Abwandlung der Geschichte sein könnte. Das Gute: Trotz der warmen Farben und Witz hat der Film die ernste Kernaussage der Geschichte nicht verloren. Die Besetzung der Rollen ist wunderbar, auch wenn ich mir Elizabeth, Aibileen und Mae Mobly beim Lesen anders vorstellte. Der Film ist durchaus sehbar, kurzweilig und man kann es wohl kaum bereuen, ihn gesehen zu haben. Allerdings mussten wie bei fast jeder Romanverfilmung Abstriche gemacht werden. So sind die Charaktere nicht ganz so facettenreich wie im Buch und manches Zwischenmenschliche wurde nicht Roman getreu umgesetzt: So ist die Beziehung zwischen Skeeter und ihrer Mutter im Film deutlich besser und nicht annähernd so gestört wie im Buch, die einzelnen Haushaltshilfen und Skeeter haben mit weniger Ängsten und Selbstzweifeln zu kämpfen und Elizabeth wird nicht ganz so herzlos interpretiert, wie sie im Buch porträtiert wurde. Kurz: Alles, was sehr ins Extreme ging, wurde etwas milder umgesetzt. Dadurch werden die gefährlichen Umstände, denen Skeeter und die Haushaltshilfen ausgesetzt sind, der lange und steinige Weg, den sie gehen müssen, abgeschwächt. Das macht den Film weit weniger aufrüttelnd und entfacht weniger Ärger über die Diskriminierung als dies bei Stocketts Roman der Fall ist.
Hinzu kommt, dass Aibileen, die im Buch – zumindest für mich – die wichtigste Person darstellt und allem einen Rahmen gibt, im Film etwas zu sehr in den Hintergrund gerät. Dafür ist Minny mit ihrer Kuchengeschichte deutlich häufiger der Dreh- und Angelpunkt in der filmischen Umsetzung. Ebenfalls schade ist die Änderung des Filmteams bezüglich des Auslösers von Skeeters Buchidee: Wollte Aibileens verstorbener Sohn ursprünglich ein revolutionäres Buch über die Lebensumstände der schwarzen Bevölkerung schreiben, was Skeeter auf die Idee zu ihrem Buch brachte, stammt die Idee im Film direkt von Skeeter – ohne Impuls. Von Aibileens Sohn Trelore erfahren Skeeter und der Zuschauer erst, als das Buchprojekt bereits im Gange ist.
Yule Mae, die, aufgrund des niedrigen Einkommens, nur einen ihrer beiden Söhne auf das College schicken kann, wird im Film verhaftet, anschließend wird auf ihr Schicksal bzw. das ihrer Kinder nicht weiter eingegangen. Im Roman legt die Gemeinde der afroamerikanischen Einwohner Jacksons Geld aus den Einnahmen der verkauften Bücher zusammen, damit beide Söhne Yule Maes studieren können – diese selbstlose Geste, die so beispielhaft für den Zusammenhalt der Schwarzen in Stocketts Buch ist, fehlt im Film leider und der Zuschauer muss davon ausgehen, dass es für Yule Mae und ihre Söhne eine weniger glückliche Zukunft gibt.
Zusammenfassend kann ich den Film generell empfehlen, doch wer den Film sieht, sollte sich das Buch keinesfalls entgehen lassen! Denn die Verfilmung von „The Help“ sorgt für einen schönen Abend, regt aber nicht zum Nachdenken an und wirkt längst nicht so nach wie die zugehörige Vorlage. Lobenswert ist jedoch, dass „Dreamworks“ Unterrichtsmaterialien zum Film für verschiedene Fächer auf der Film-Website bereitgestellt hat.
Geplauder