Wie ich euch vergangenen Monat berichtete, lief die Verfilmung des Mankell-Bestsellers „Kennedys Hirn“ am Osterwochende auf ARD.
Aufgrund der österlichen Familienbesuche konnte ich den Film am Ausstrahlungstag nicht sehen. Vergangene Woche habe ich dies nun endlich nachgeholt – und war im Großen und Ganzen zufrieden. Die filmische Umsetzung des Buches ist besser gelungen, als ich gedacht hätte.
Sehr gefallen hat mir die internationale Besetzung. Die Darsteller haben toll gespielt, besonders im Gedächtnis geblieben ist mir Michael Nyquist als Lars Hakansson. Der Mann hat wirklich sehr viel Charisma und wer das Buch nicht kennt, ist die ganze Zeit am Spekulieren, auf welcher Seite er denn nun steht – bis zum Schluss schafft Nyquist es, die Spannung um seine Rolle im Film aufrecht zu erhalten. Und selbst als man erfährt, dass er eigentlich zu den „Bösen“ gehört, findet man ihn dennoch weiterhin sympathisch.
Auch Mata Gabin fand ich sehr überzeugend – sie hat der Rolle der Lucinda sehr viel Tiefe verliehen und ich mochte ihre Darbietung sehr, obwohl ich mir Lucinda beim Lesen damals anders vorgestellt hatte (aber so ist das wohl bei Literaturverfilmungen: die im Film dargestellten Charaktere unterscheiden sich immer von der eigenen Interpretation der Figuren, die während des Lesens im Kopf entsteht).

Vom produktionstechnischen Aspekt her braucht sich „Kennedys Hirn“ nicht verstecken – die Orte sind gut gewählt, auch die Kameraeinstellungen und anderen filmischen Gestaltungsmittel. Natürlich ist der Film in dieser Hinsicht nicht mit einer Kinoproduktion zu vergleichen, was logisch ist, da Fernsehproduktionen ein ganz anderes Budget zur Verfügung haben als die großen Kinofilme. Aber im Vergleich zu den üblichen TV-Produktionen, die man immer so geboten bekommt, hat „Kennedys Hirn“ eine hohe filmische Qualität und ist tausendmal besser gelungen als alles, was man derzeit sonst in den allabendlichen Filmen und Serien sehen kann.

Dennoch war der Film nicht perfekt. Der Geschichte hätte man etwas mehr Tempo verleihen können – erst recht, da der Film eine Spieldauer von fast drei Stunden besitzt! Ich meine, dank meiner Vorliebe für Bollywood-Movies bin ich drei- und vierstündige Filme gewohnt, aber bei „Kennedys Hirn“ gab es Phasen, bei denen ich einige Konzentrationsprobleme hatte, weil manches einfach zu langatmig war. Durch die langsamere Erzählweise wird zwar die Atmosphäre des Films gut vermittelt und man bekommt in vieles einen guten Einblick, jedoch leidet darunter wie erwähnt die Konzentrationsleistung – man fiebert nicht so sehr mit, da man sich in Ruhe auf alles einlassen kann. Ein paar Cuts mehr hätten dem Film also wirklich keinen Abbruch getan.

Sieht man von diesem Manko ab, kann man sich jedoch über eine gelungene Literaturverfilmung freuen. Allerdings rate ich jedem, den Film nicht zu sehen, wenn man müde ist.