Zidrou & Arno Monin: „Die Adoption Band 1: Qinaya“
Beinahe wäre mir Zidrous und Arno Monins „Die Adoption“ entgangen. Zwar gewann der Comic in der Programmvorschau des Splitter Verlags schnell meine Aufmerksamkeit und Neugier, aber irgendwie landete der Titel dann doch nicht auf meiner Wunschliste (warum, weiß ich selber nicht). Zum Glück teilen Lars und ich die Liebe zu Comics: Für ihn war „Die Adoption“ ein Must-Have und so zog es kurz nach Erscheinen bei uns ein. Während und nachdem Lars die Geschichte um die kleine Qinaya und ihren Großvater Gabriel las, sagte er mir immer wieder, dass ich „Die Adoption“ unbedingt und sofort lesen müsse. Also las ich. Und nun sitze ich hier und sage euch genau das gleiche, was Lars mir sagte: Lest „Die Adoption“!
Warum? Weil euch eine herzerweichende, unterhaltsame Geschichte über Familie im Besonderen und das Zwischenmenschliche im Allgemeinen erwartet. Weil euch lebendige, detailreiche Bilder voller Wärme, Sonne und Gemütlichkeit erwarten. Und weil ihr Charaktere kennenlernt, die ihr lieben und nicht so schnell vergessen werdet.
Zu diesen Charakteren gehören natürlich an erster Stelle die vierjährige Qinaya, die nach einem verheerenden Erdbeben in Peru von dem französischen Paar Lynette und Alain adoptiert wird, sowie der – auf den ersten Blick – etwas eigenbrötlerische Gabriel, der für Qinaya nun zum Großvater wird. Während die gesamte Familie der niedlichen Qinaya vom ersten Augenblick an regelrecht verfallen ist und aus dem Schwärmen kaum herauskommt, betrachtet Gabriel die ganze Szenerie mit mehr Distanz und Nüchternheit. In seinen Augen ist die Adoption nicht die beste Idee gewesen und von dem ganzen Betüdeln und Herzen hält er rein gar nichts. Doch ausgerechnet er soll sich dann mehrere Stunden lang allein um die Kleine kümmern – er, der sich seines Berufes wegen einst nicht mal um seine eigenen Kinder kümmern konnte und überhaupt nicht weiß, was man mit so einem kleinen Menschen anfangen soll. Und überhaupt: Er hat dafür eigentlich gar keine Zeit, schließlich ist er mit seinen Kumpels, den großartigen „Geges“, verabredet. … Nun, all das Gezeter und die Ausflüchte nützen ihm jedoch nichts und so nimmt Gabriel Qinaya einfach mit zu seinem Treffen mit den Kumpels. In den kommenden Wochen müssen Lynette und Alain ihre Adoptivtochter jobbedingt immer öfter zu den Großeltern bringen und je mehr Zeit Gabriel mit Qinaya verbringt, desto mehr erwachen in ihm die großväterlichen Gefühle und die Liebe zu seiner Enkelin, die wiederum voller Bewunderung zu ihrem neuen Opa aufblickt.
Zugegeben, das Thema des grimmigen, eigensinnigen Seniors, der durch ein Kind neue, liebevolle Seiten an sich entdeckt, ist nicht neu. Doch wie Szenarist Zidrou und Zeichner Arno Monin die Geschichte erzählen, ist berührend, witzig, voller Charme und Seitenhiebe auf die westliche Gesellschaft. Abgerundet wird dies durch atmosphärische Bilder, in denen ich mich als Betrachterin von Anfang heimisch fühlte und deren besondere Kraft in der realistischen, ausdrucksstarken Mimik der Figuren liegt. Da kann man dann auch über ein paar Fehler hinwegsehen (bspw. über die Tatsache, dass ein und dieselbe Hauswand mal ein und mal zwei Fenster aufweist).
Für Lars stellt „Die Adoption Band 1: Qinaya“ eines seiner Jahreshighlights dar. Ich selbst halte mich mit Highlight-Betitelungen zwar in der Regel zurück, sehe in Zidrous und Monins Werk aber einen der besten Comics, die ich je gelesen habe. Nachdem ich die Geschichte beendet hatte, schwirrten mir Gabriel und Qinaya noch die ganze Nacht und den folgenden Tag im Kopf herum – nicht nur, aber auch wegen eines Ereignisses, auf das ich hier aus Spoilergründen nicht weiter eingehen kann. Ich hoffe daher, dass auch ihr Qinaya und Gabriel zu euch einladen werdet und warte in dieser Zeit sehnsüchtig auf Band 2.
Fazit:
„Die Adoption“ von Zidrou und Monin ist ein Muss für jedes Comic-Regal!
Klingt großartig und wandert sofort auf die Wunschliste! :) Wobei ich sagen muss, dass mich immer die Tatsache etwas frustriert, dass es kein Einzelband ist. Ich weiß nicht, irgendwas ist da bei mir konditioniert und anders gepolt – scheinbar kann ich das nur bei Manga akzeptieren, bei allen anderen Medien frustriert es mich irgendwie. Aber ich habe den Eindruck, dass die Geschichten das Warten auf Folgebände wert ist ;)
Ich bin auch kein Fan von Reihen – egal, ob im Comic-, Manga- oder Romanbereich. Bei „Die Adoption“ war mir anfangs nicht einmal bewusst, dass es ein erster Band ist. Laut Verlag ist „Die Adoption“ aber sowieso nur ein Zweiteiler, sodass man hier „nicht noch eine angefangene Reihe“ im Regal stehen hat, auf deren Ende man jahrelang warten muss. ;)