Die besten Entdeckungen macht man bekanntlich immer dann, wenn man nicht sucht. So auch geschehen im Fall von Daniel Bauers und Frank Sandmanns Bilderbuch „Der Waldlauf“. Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse stöberten wir – angelockt von Zdeněk Milers legendären Maulwurf – in den Regalen des Leipziger Kinderbuchverlags leiv, wo zeitgleich eine Signierstunde von Illustrator Daniel Bauer stattfand. Neugierig wie wir sind, mussten wir natürlich einen Blick in sein Buch werfen. Es dauerte keine drei Seiten, bis klar war, dass wir die Messe nicht ohne dieses Buch verlassen würden, denn erstens waren die Bilder einfach atemberaubend und zweitens sind die Helden dieses Kinderbuchs Füchse – und Füchse, das wissen wir alle, sind mindestens seit „Als die Tiere den Wald verließen“ mehr als cool! Wie hätte ich da also widerstehen können?!
Drei Wochen später sind die Buchmessen-Impressionen sortiert, ausgewertet, dokumentiert und verarbeitet; der Kopf ist wieder frei für Lesestoff – und der Frühling taucht die Welt endlich wieder in bunte Farben. Idealer Zeitpunkt für einen literarischen Ausflug in den Wald! Dort treffen wir auf die beiden Jungfüchse Milchzahn und Stinkefuß. So gut sich die beiden Brüder verstehen und vertragen, fordern sie einander doch auch gern heraus, denn jeder von ihnen möchte der Schnellere sein. Und heute wollen die beiden sich und dem jeweils anderen erst recht etwas beweisen, denn die jungen Füchse haben beschlossen, erstmals allein in einer geheimen Höhle fernab der elterlichen Fürsorge und Aufsicht zu übernachten. Den Weg dorthin nutzen die zwei natürlich prompt für einen Wettlauf. Doch Milchzahn und Stinkefuß sind nun einmal nicht die einzigen Bewohner des Waldes und so geraten sie wieder und wieder mit anderen Tieren aneinander, die sich durch die Rennerei der Füchse gestört fühlen. Nicht jeder Waldbewohner lässt sich dabei mit Worten oder Taten beschwichtigen und in so mancher Situation wird es für Milchzahn und Stinkefuß äußerst brenzlig. Doch auf das Glück und die Schnelligkeit der beiden jungen Helden ist Verlass und so bahnen sie sich Stück für Stück ihren Weg zur geheimen Höhle, während sich um sie herum die nächtliche Dunkelheit ausbreitet.
„Der Waldlauf“ folgt in seiner Handlung dem klassischen „Der Weg ist das Ziel“-Motiv: Die beiden Fuchsjungen fiebern ihrer ersten Nacht ohne Eltern entgegen, doch als das eigentliche Abenteuer entpuppt sich die Reise zum Übernachtungsort. Immer wieder werden die kleinen Helden vor neue Probleme und Rätsel gestellt, müssen sich gegenüber anderen Tieren behaupten und nach neuen Lösungen und Auswegen suchen. Mal helfen ihnen ihre körperliche Gewandtheit, mal ihre Cleverness, mal ist jeder von ihnen auf den anderen angewiesen und ein anderes Mal hilft ihnen mehr das Glück als der Verstand aus der Patsche. Das macht die von Frank Sandmann geschriebene Geschichte sehr kurzweilig und kleine Leser können so immer wieder aufs Neue mitfiebern, wie sich Milchzahn und Stinkefuß aus einer riskanten Situation befreien. Dass die jungen Füchse selbst in Momenten der Angst frech und nicht auf den Mund gefallen sind, sorgt für zusätzliche Unterhaltung beim (Vor-)Lesen.
Zu einem regelrechten Schatz im Kinderbuchregal wird „Der Waldlauf“ aber erst durch die umwerfenden Illustrationen, die nicht zur bloßen Untermalung der Handlung genutzt wurden, sondern fast schon eine Art Eigenleben haben. Denn Daniel Bauers Bilder stecken voller Bewegung und Lebendigkeit. Jede Illustration ist dabei in beeindruckend satten Farben gehalten; so wie das Abendlicht in warmen Tönen zwischen den Bäumen hindurch strahlt, hört, riecht und spürt man den spätsommerlichen Wald regelrecht. Und in diesem Wald gibt es schier unendlich viele Dinge zu entdecken! Was Daniel Bauer in den einzelnen Szenen alles festgehalten hat, ist einfach grandios und so lässt sich das Betrachten des Bilderbuches leicht in ein Suchspiel verwandeln – umso mehr da manche Bilder selbst im tiefsten Hintergrund außergewöhnlich detailliert ausgearbeitet sind. Vermutlich würde man selbst nach der zehnten Lektüre des Buches noch etwas Neues im Unterholz entdecken …
Fazit:
Daniel Bauer und Frank Sandmann haben mit „Der Waldlauf“ ein Bilderbuch kreiert, das seine Leser einerseits mit liebenswert-vorwitzigen Helden und einer ereignisreichen Handlung unterhält und andererseits mit einer fulminanten Bilderwelt ins Staunen versetzt. Ein Schatz, der in keinem Kinderbuchregal fehlen sollte!
Hallo Kathrin,
ah, was ein schönes Kinderbuch! Ich habe ja ein Faible für so schön gestaltete Geschichten wie diese. Zwar haben wir selbst keine Kinder aber viele Freunde mit Kindern … und so freue ich mich immer über schöne Tipps zu stolpern, wie diesen. Zudem habe ich tatsächlich bei Osiander auf Facebook das Buch Die kleine Hummel Bommel gewonnen. Kennst Du es? Auch super süß gezeichnet. Das bleibt im Regal, wenn die Freunde samt Kinder zu Besuch kommen … aber ich kann es nur empfehlen, ich hab es selber gelesen.
Liebe Grüße & eine schöne Woche
Kati
Liebe Kati,
da sind wir beide wohl gleich: Keine eigenen Kinder, aber immer einen Tipp für die Familien im Freundeskreis parat … Wobei ich hier auch so manches Kinderbuch hab, dass eigentlich zu schön für grobmotorische, klebrige Kinderhände ist ;)
Falls jemand aus deinem Freundeskreis „Der Waldlauf“ liest, würde ich mich freuen, zu erfahren, wie den Kindern das Buch gefallen hat!
„Die kleine Hummel Bommel“ kenne ich vom Hören-Sagen bzw. aus den diversen Social Media. Das ist doch das Buch von Maite Kelly, oder?! Darüber habe ich schon viel Gutes gehört, aber so ganz auf dem Schirm hatte ich es auch nicht. Dabei kann ich das nicht mal begründen – vielleicht liegt es daran, dass mir das Buch einige Monate lang ständig irgendwo begegnete?! Aber danke für deinen Tipp – ich sollte wohl doch mal zwischen die Buchdeckel schwirren :)
Beste Grüße
Kathrin
Servus Kathrin,
haha, klebrige Kinderhände! Du hast mich gerade zum Lachen gebracht! Ich finde ja man (frau) braucht keine Kinder um Kinderbücher im Haus zu haben ;-) Viele der Bücher sind so unheimlich liebevoll gezeichnet, dass es selbst mir als Erwachsenem (naja vermeintlich erwachsen) viel Spaß macht diese anzuschauen und daraus vorzulesen. Ja, wegen dem Waldlauf gebe ich Dir in jedem Fall Rückmeldung! Und nochmal ja – Bommel ist (auch) von Maite Kelly. Deren Musik war ja nicht so meins – aber kreativ ist sie. Sobald der nächste große Familienbesuch ansteht, wird es ausgepackt …
Danke Dir & viele liebe Grüße – und noch einen sonnigen Sonntag (bei uns hält sich die Sonne leider auf Sparflamme)
LG; Kati
Ach, du sprichst mir aus der Seele! Ich finde ja auch, dass man nie aufhören sollte, sich ein wenig Kindheit zu bewahren und Kinderbücher helfen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen :)
Oh, was für ein zauberhaftes Buch für die ganz kleinen Zwerge. Vielleicht ist das ein schönes Kinderbuch für Ollis Amrum-Grp. Gibt ja auch noch anderes zu entdecken als Watt und Meer. :)
Das Meer ist aber auch außerordentlich schön! (Schwupps, schon hast du bei mir wieder Fernweh entfacht …)
Aber ja: Um den Zauber der Wälder kennenzulernen, dafür ist „Der Waldlauf“ hervorragend geeignet. Ich habe mich in seinen Seiten mehr als wohl gefühlt und die Wanderlust ist geweckt. Bei Kindern sollte das dann erst recht klappen :D