Obwohl ich mit Comics und Animes groß wurde und seit nun mehr drei Jahren verrückt nach Graphic Novels bin, landeten Mangas bislang nicht in meinem Regal. Schon lange wollte ich das ändern, doch schreckten mich die schier endlosen Reihen zu sehr ab (es gibt schließlich noch so viele andere gute Autoren und Geschichten, die gelesen werden wollen, ganz zu schweigen, dass meine Regale nun mal auch nur sehr begrenzten Platz bieten). Letzte Woche stieß ich dann durch Zufall auf die lediglich zweiteilige Reihe „Bluish“ von Abi Umeda und meine erste Manga-Leseerfahrung nahm ihren Lauf.
Im Mittelpunkt von „Bluish“ stehen die drei Waisenkinder China, Rin und Aki, die allein in einem alten Haus wohnen, nachdem ihre Adoptiveltern verstarben. Zwar sind die Kinder nicht (bluts-)verwandt, doch verfügt jeder von ihnen über magische Fähigkeiten: Rin, der älteste der drei, ist der Psychokinese mächtig, Aki kann Telepathie und die kleine China ist in der Lage, sich in andere Menschen zu verwandeln. Was sich im ersten Moment traumhaft anhört, ist für die drei Kinder eher Fluch als Segen, denn bislang haben ihre Fähigkeiten sie immer nur in Schwierigkeiten gebracht und sie zu Außenseitern gemacht. Zudem geht der Einsatz ihrer Kräfte mit Nebenwirkungen einher: China vergisst nach und nach die Menschen, in die sie sich verwandelt hat, Aki hingegen schwächt der Einsatz seiner Kräfte und er wird von einem plötzlichen Ausschlag geplagt, nachdem er die Gedanken anderer Menschen gelesen hat.
Im Laufe des ersten Bandes, der vier kurze Geschichten umfasst, lernen Aki, Rin und China jedoch, dass sie ihre Kräfte durchaus auch einsetzen können, um anderen zu helfen. Sie beginnen, ihre Fähigkeiten zunehmend als Gabe zu betrachten.
Leider steckt im ersten „Bluish“-Band jedoch viel verschenktes Potenzial. Zwar können Abi Umedas Zeichnungen, die zum Teil sehr detailliert ausgearbeitet sind, überzeugen, doch die Handlungen hätte die Mangaka noch ausfeilen müssen. Insbesondere die ersten beiden Geschichten haben mich ziemlich enttäuscht: Umeda führt uns in der ersten Epiosde („Ein nutzloser Schatten“) in das Leben und die Fähigkeiten der drei Protagonisten ein, was ihr auch gut gelungen ist. Doch als es zum eigentlichen Problem kommt und die drei Kinder ihre Fähigkeiten erstmals für etwas Gutes einsetzen können, kommt die Lösung viel zu schnell und einfach, sodass die Spannung, kaum dass sie erzeugt wurde, viel zu schnell wieder fällt. In der zweiten Geschichten tritt dieser Kritikpunkt erneut auf, wenn auch weniger stark: Just hat sich ein Problem angekündigt, ist es auch ohne sonderliche Hindernisse schnell gelöst. Hier hätte Abi Umeda die einzelnen Situationen, in denen die Kinder ihre Fähigkeiten zu gutem Zweck nutzen, durchaus ausbauen und ihnen mehr Zeit zur Entwicklung geben können – insbesondere da die Mangaka in der zweiten Erzählung noch einmal alles über die Fähigkeiten der Kinder wiederholt, was sie uns keine 60 Seiten zuvor schon ausreichend in der ersten Geschichte nahebrachte, wodurch etliche Seiten sinnlos vergeudet wurden. Erst in der dritten und vierten Geschichte gelingt es Abi Umeda, den Fokus wirklich auf die Handlungen zu legen und den Erlebnissen von Aki, Rin und China mehr Raum zu geben.
Fazit:
Ich habe „Bluish“ mit gemischten Gefühlen zugeklappt. Die Zeichnungen und Figuren konnten mich überzeugen, auch gefielen mir Abi Umedas Ansätze, doch hat die Mangaka nur einen Bruchteil dessen herausgeholt, was möglich gewesen wäre. Statt vier kurzer Episoden hätte ich mir daher lieber eine längere Geschichte mit einer detaillierterer, komplexerer Handlung gewünscht.
Geplauder