Vollstrecker der Königin - Das grüne TuchIm vergangenen Jahr fand Angelika Diems Fantasy-Krimi „Vollstrecker der Königin – Der Baeldin-Mord“ viele begeisterte Leser – die Geschichte um die junge und noch unerfahrene Vollstreckerin Caitlynn überzeugte so sehr, dass man in Rezensionen immer wieder den Wunsch nach einer Fortsetzung lesen konnte. Im März veröffentlichte Angelika Diem nun einen Sammelband mit drei weiteren Geschichten über die sympathische Protagonistin. Die in „Vollstrecker der Königin – Das grüne Tuch“ enthaltenen Erzählungen haben dabei ganz unterschiedliche Schwerpunkte, sodass für jedes Leserherz etwas dabei sein sollte: für jene, die gerne fremde Welt entdecken, für die, die Wert auf gut ausgefeilte, vielschichtige Figuren legen und natürlich auch für alle, die gerne Geheimnisse aufdecken und bei einer Geschichte miträtseln und detektivisch kombinieren möchten. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der drei Erzählungen, die keine Fortsetzung zu „Vollstrecker der Königin – Der Baeldin-Mord“ sind, sondern ein Prequel darstellen, machen den Sammelband zu einer Lektüre, die man ungern aus der Hand legt und die mir persönlich sogar noch besser gefällt als der bereits durchweg überzeugende erste Band um die Vollstreckerin Caitlynn. Angelika Diem holt uns in Caitlynns Welt, lässt uns an der persönlichen und beruflichen Entwicklung der späteren Vollstreckerin teilhaben – so nahe, dass die Protagonistin und ihre Freunde den Lesern schnell ans Herz wachsen.

Zu Beginn des Buches begegnen wir in der titelgebenden Geschichte „Das grüne Tuch“ einer erst 15-jährigen Caitlynn. Nachdem sich zeigt, dass ihre Charisma-Fähigkeiten für eine adlige Heirat nicht ausreichend wären, schiebt ihre Mutter sie zu ihrer Großmutter, Meisterin Melana, ab. Diese soll das Mädchen zur Heilerin ausbilden – den Wunsch, Vollstreckerin zu werden, muss Caitlynn begraben. Doch das Mädchen fügt sich ihrem Schicksal und erweist sich als talentierte Schülerin. „Das grüne Tuch“ folgt dabei nicht dem klassischen Spannungsbogen, sondern ist stattdessen eine gelungene Einführung in Caitlynns Welt. Der Leser hat Zeit, mit der Magie dieser Welt vertraut zu werden und den einzelnen Charakteren näher zu kommen.

Ein Jahr später wird Caitlynn in der Geschichte „Halbe Hand“ auf Schloss Faelin entführt, wo Fürst Frioban unter einer schweren Krankheit leidet, die niemand benennen, geschweige denn heilen kann. Bei dem Versuch, Frioban zu heilen, riskieren Caitlynn und Melana schließlich sogar ihr Leben. Dem Leser offenbart sich dabei nicht nur, zu welch guter Heilerin Caitlynn bereits in so kurzer Zeit geworden ist, sondern auch ihre Begabung für die spätere Tätigkeit als Vollstreckerin. Diese Eignung stellt die junge Protagonisten in der dritten Geschichte, „Schmerztrinker“, erneut unter Beweis, als es beim alljährlichen Sternkäferfest zu einem Anschlag auf eine junge Frau kommt und Caitlynn die Möglichkeit erhält, einen Vollstrecker bei der Suche nach dem Täter zu begleiten.

Caitlynns Wunsch, Vollstreckerin zu werden, ist also in allen drei Geschichten stets präsent – wenn er für das Mädchen auch lange unerreichbar scheint. Über allem schwebt dabei wieder und wieder der Tod von Jadon, von dem wir im Prolog des Vorgängerbandes erfuhren. So fügen sich die Erlebnisse der beiden „Vollstrecker der Königin“-Bücher zu einem großen, facettenreichen Mosaik zusammen. Angelika Diem weiß dabei erneut nicht nur mit ihrem Schreibstil und der von ihr geschaffenen Welt zu überzeugen, sondern auch mit gut durchdachten, komplexen und spannenden Handlungen sowie mit großartigen Nebencharakteren, die ebenso vielschichtig sind wie Protagonistin Caitlynn, die sich im Laufe der geschilderten zwei Jahre zu einer starken und mutigen jungen Frau weiterentwickelt.

Fazit:

Wer nach Angelika Diems erstem Buch „Vollstrecker der Königin – Der Baeldin-Mord“ sehnsüchtig auf die Fortsetzung wartete, wer noch intensiver eintauchen wollte in Caitlynns Welt, dessen Wünsche werden mit dem Sammelband „Vollstrecker der Königin – Das grüne Tuch“ zur vollsten Zufriedenheit erfüllt – sie werden gestillt und zugleich neu entfacht, denn nach der Lektüre der drei Geschichten und den Begegnungen mit lauter liebenswerter Charakteren möchte man einfach mehr.

Für die Bereitstellung des Rezensions-E-Books und ein wunderbares Leseerlebnis danke ich herzlich Angelika Diem und dem Machandel Verlag.