2014 rief Bücherphilosophin Katarina die Rubrik “Die Sonntagsleserin” ins Leben, die schnell viele begeisterte Leser fand und andere Blogger zum Mitmachen motivierte. Jeden ersten Sonntag im Monat werfe ich einen Blick zurück auf jene Blogbeiträge, die mir im Vormonat besonders gefielen und die von euch entdeckt werden sollten. Im April waren das Folgende …
Rezensionen
„In Zeiten wie diesen vergessen viele: die Flucht war schon immer ein fester Bestandteil der Menschheit. […] In Zeiten wie diesen ist es immer sinnvoll, sich zu erinnern, dass all das keine Momentaufnahme ist: Geschichte sich wiederholt“, schreibt Ilja auf seinem Blog Muromez und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Léon Werths Bericht über die eigene Flucht vor den Nationalsozialisten, der nach einem dreiviertel Jahrhundert noch immer (oder: wieder) hochaktuell ist.
Ein ebenso bedeutendes Buch ist „Zwischen mir und der Welt“, in dem Ta-Nehisi Coates sich mit dem Rassismus in den USA auseinandersetzt und das uns Arndt von Astro Librium ans Herz legt.
Sindy von booksandmore81 zeigt sich indes sehr bewegt von Deborah Feldmans Leben in und Bruch mit der streng orthodoxen chassidischen Gemeinde.
Religion und Spiritualität stehen auch im Mittelpunkt von Gideon Böss‘ Deutschlandreise, die er in „Deutschland, Deine Götter“ dokumentiert hat und zu der uns Leo von Leo’s literarische Landkarten einlädt.
Bloggerkollegin Mina von Aig an Taigh steckt mit ihrer Begeisterung für Nathaniel Philbricks „Im Herzen der See“ an.
Ins Schwärmen gerät man beim Anblick von „Love“, einer der schönsten Graphic Novel-Serien aller Zeiten, die uns Miss Booleana näher vorstellt.
„Wenn Sie einen großartigen niederländischen Roman lesen möchten, lesen Sie diesen“, resümiert Miriam auf 1001 Bücher über Anna Enquists Roman „Das Meisterstück“.
Ein sehr enttäuschendes Leseerlebnis hatte hingegen Serendipity3012, die bis vor kurzem noch auf Feiner reiner Buchstoff bloggte, mit Jóanes Nielsens Roman „Die Erinnerungen“.
Buchbloggerin Friederike stellt uns mit „Das unvollendete Leben der Addison Stone“ ein Buch vor, das unter anderem durch eingebaute Interviews und Fotos auf den ersten Blick den Eindruck einer Künstlerbiografie macht, tatsächlich aber rein fiktiv ist.
Kunst spielt auch eine Rolle in dem Kinderbuch „Meisterfälscher“, das uns Ulrike auf Leselebenszeichen vorstellt und das einen ganz außergewöhnlichen, tierischen Helden hat.
Die Grenzen von Kunst und Wissenschaft thematisiert indes Jens-Ulrich Davids‘ „Frankensteins Erben“, das Sarah von Lesen ist Gold uns voller Enthusiasmus empfiehlt.
Heike von Irve liest schwärmt von Ángeles Donates „Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“, das nicht nur ein gelungenes Plädoyer auf das Briefeschreiben ist, sondern auch die Geschichte einer liebenswerten Dorfgemeinschaft erzählt.
Ute von buchstapelweise präsentiert uns den Page Turner „The Widow“, der im Mai auch auf Deutsch erscheint.
Und wer lieber etwas zum Lauschen möchte, der findet auf buchstapelweise eine gelungene Besprechung von Ivar Leon Mengers „Monster 1983“, das nicht nur Bloggerkollegin Ute, sondern auch mir großartige Hörspiel-Stunden bescherte.
Und sonst so?
Anja von Zwiebelchens Plauderecke sprach mit Autor Reiner Engelmann unter anderem über das Schreiben über den Holocaust.
Birgit von Sätze & Schätze nimmt uns mit nach Nördlingen, der Heimat der Anderen Bibliothek.
Einen Einblick in die diesjährige HobbitCon findet ihr bei Seitenfetzer.
Miss Booleana empfiehlt 7 Animes, die vom legendären Ghibli-Studio produziert wurden, darunter meinen Favoriten „Die letzten Glühwürmchen“.
Außerdem stellt Miss Booleana uns weiterhin die bedeutendsten Frauen der Informatik vor – dieses Mal: Yahoo-CEO und ehemalige Google Vize-Präsidentin Marissa Mayer.
Danke für Deinen Hinweis auf Ta-Nehisi Coates… wahrlich wichtig und der Pulitzerpreis 2016 für eine Zeitungsstory über tödliche Schüsse von Polizisten auf unbewaffnete Schwarze hat erneut viel von dem bestätigt, was im Buch zu lesen ist.
Ich habe das Buch von Ta-Nehisi Coates neulich auch in der Buchhandlung angelesen und schon da gemerkt, dass es sprachlich und inhaltlich sehr gewichtig ist. Keinesweg etwas für zwischendurch, sondern ein Buch, das von seinem Leser wirklich 100-prozentige Aufmerksamkeit und Konzentration verlangt.
Ich selbst werde mich dem Thema der rassistisch motivierten Polizeigewalt auch noch literarisch nähern – allerdings im Bereich der Fiktion – und bin gespannt, wie die Problematik in verschiedenen Werken aufgegriffen wird.
Darauf bin ich auch gespannt. Coates ist nichts für Zwischendurch. Ja. Aber es ist eine gute Referenz für fiktionale Textbewertungen.
Richtig! Ich möchte mich daher auch ganz gerne Coates Buch vor der Fiktion widmen, um entsprechende Rückschlüsse zwischen Fiktion und Realität ziehen zu können.
Es ist unglaublich, wie viel man für sich rausziehen kann… ich profitiere sehr von diesen Gedanken.
Das glaube ich dir sofort. So sehr wir uns auch versuchen, in Menschen wie Coates hineinzuversetzen, wird es uns wohl nie ganz gelingen – was Bücher wie seines umso wichtiger macht, um zumindest einen Eindruck zu erhalten.
Es zu versuchen ist schon der Königsweg des Lesens…
Wow, das sind wieder sehr viele tolle Lesetipps. Ilja/Muromez trifft mit seinen Worten auch einen wunden Punkt. Ich staune immer wieder wie schnell die Menschen vergessen wie gut es uns hier geht und dass Flucht nicht etwas ist, dass ‚immer nur die anderen‘ trifft. Oft höre ich auch Sprüche wie „Ich würde statt zu flüchten lieber die Probleme in meiner Heimat lösen und nicht wegrennen“. Die Leute haben wahrscheinlich noch nie um ihr Leben oder dass ihrer Familie fürchten müssen.
Monster 1983 – schon soviel Gutes gehört. Das wird am Ende noch das erste Hörbuch was ich seit jahren höre. Aber das kann man auch nirgends auftreiben außer auf Audible, oder? Dann wirds wohl mal zeit für einen Probemonat.
Und danke für die Erwähnungen. :) Drei an der Zahl – ich fühle mich geehrt. :D
Schönen Sonntag noch!
Ja, vielen mangelt es wirklich an Empathie und Vorstellungsvermögen… Die meisten, die jetzt so sehr über Flüchtlinge und Asyl schimpfen, würden in der gleichen Situation auch versuchen zu fliehen – und warum auch nicht?!: Gerade, wenn man Familie hat, ist man doch bestrebt, jene, die man liebt, aus dieser Gefahr herauszubekommen und ihnen anderswo ein Leben in Sicherheit zu ermöglichen. Aber abgesehen davon habe ich immer mehr den Eindruck, dass vor allem von denen Kritik kommt, die selber unglücklich mit ihrem Leben sind – weil sie wenig verdienen oder arbeitslos sind, weil ihnen der Job keinen Spaß macht oder es in ihrer Region nicht wirklich Perspektive für sie gibt. Bei denen entsteht dann wohl ein Unverständnis darüber, dass jemand von „außen“ Leistungen des deutschen Staates in Anspruch nehmen kann, während sie jeden Euro dreimal umdrehen müssen. Dass die Asylsuchenden und diejenigen, die eine (fast immer nur temporäre) Aufenthaltsgenehmigung erhalten, aber tatsächlich unter erbärmlichen Zuständen selbst hier in Deutschland leben müssen, ahnen diese „Kritiker“ gar nicht (oder wollen es einfach nicht wahrhaben).
Aber zu was Positiverem – „Monster 1983“: Das ist eine reine Audible-Produktion und daher auch nur dort zu haben. Aber sie ist wirklich gut gemacht. Kein Horror, bei dem man sich permanent fürchtet, aber dennoch spannend und gerade zum Ende hin durchaus auch mit Gruselfaktor. Mich hat das Hörspiel sehr oft an Stephen Kings alte Geschichten erinnert. Wer die alten King-Geschichten mag oder früher die „Gänsehaut“-Reihe von R.L.Stine mochte, dem dürfte „Monster 1983“ gefallen. Ich bin gespannt, wie dein Urteil ausfällt und hoffe, du kannst das Hörspiel ebenso genießen wie ich :)
Genau – diese Haltung macht mich auch immer fertig. Die Leute leben in ihrer kleinen Welt in der alles in Ordnung ist und scheinen die Krisen überall in der Welt gar nicht wahrzunehmen. Und schwupps ist jeder für sie ein Sozialschmarotzer. Und ja: deine Vermutung, dass die in echt mit ihrem eigenen Leben so unzufrieden sind, klingt für mich umso stimmiger, desto länger ich darüber nachdenke. Die Schimpfer, die an ihrem Leben aber nix ändern sind da schon erstaunlich oft vorne dabei.
Dann werde ich wohl tatsächlich mal Audible testen. Wobei es mir noch schwerfällt Zeit im Alltag für Hörbücher freizuschaufeln. Ich mache ja vieles bei dem man nebenbei Hörbücher hören könnte, aber ich bin da immer so schnell nicht mehr bei der Sache und höre nicht mehr zu. Die Frage klingt jetzt saublöd, aber wann hörst du Hörbücher? Mir fällt nur Bahn fahren ein (zu kurz) oder sauber machen. Ha, Luxusprobleme.
Ich habe auch einen steinigen Weg zum Hören hinter mir. Am besten kann ich beim Autofahren hören. Öffentliche Verkehrsmittel gehen nur, wenn die Strecken länger sind und die Umgebung nicht zu laut ist. Haushalt funktioniert bei mir dagegen gar nicht mit Hörbuch, weil ich durch die ständige körperliche Bewegung dabei, irgendwann „vergesse“ zuzuhören oder nicht alles aufnehme.
Ansonsten hab ich bei mir die Einschlafphase zur Hörbuchzeit ernannt – ich leg mich früher ins Bett als in der Vergangenheit und stell dann den Sleep Modus der App auf 30 Minuten (sofern ich nicht zu groggy von der Arbeit bin, schlafe ich auch nicht während des Hörens ein – und ich habe eine Routine, bei der mein Körper für die Nacht runterfahren kann).
Andere schwören auch aufs Hören in der Badewanne – klappt bei mir nur mittelmäßig – oder beim Sport. Am besten probierst du einfach ein paar Dinge aus. Irgendein passender Hörmoment wird sich schon finden. Abgesehen davon fällt es ja auch immer recht leicht, David Nathan zuzuhören ;)
Vielen Dank fürs Verlinken :)
Oh, auch ich Danke fürs Verlinken!!!!
Lieben Dank für die Erwähnung. Das Buch ist es wirklich wert!
Gern geschehen, liebe Mina, Heike und Friederike :)