Sindy von booksandmore81 und Miss Booleana haben mir in den vergangenen Monaten (ja, Monaten!) Blogger Awards verliehen und mich in diesem Zuge dazu verpflichtet, Rede und Antwort zu stehen. Die Awards selbst haben aufgrund ihrer inflationären Verbreitung im Laufe der Bloggerjahre für mich an Reiz verloren, weshalb ich hier auf diese weder näher eingehen möchte, noch werde ich sie weiterreichen. Doch den Fragen und Fakten, mit denen mich meine beiden Bloggerkolleginnen beauftragt haben, möchte ich mich nun endlich einmal widmen.
Beginnen wir mit Sindys Fragen (dann habe ich gleich noch etwas mehr Zeit, mir zu überlegen, welche sieben Fakten ich anschließend über mich preisgebe ;) ):
1) Seit wann betreibst du diesen Blog?
Mein Blog wird in diesem Monat tatsächlich schon 5 Jahre alt! Am 24. Februar ist Bloggeburtstag und eigentlich wollte ich dann einen großen optischen Relaunch starten. Leider hat das „Real Life“ meine Planung durcheinandergebracht zunichtegemacht, doch dazu später in einem separaten Beitrag mehr.
2) Was motiviert dich zu deiner Tätigkeit als BloggerIn?
Vermutlich die gleichen Dinge wie die anderen Blogger(innen): der Austausch mit Menschen, die die gleiche Leidenschaft fürs Lesen aufbringen, das dauerhafte Festhalten der eigenen Leseeindrücke und die damit verbundene Möglichkeit, später auf frühere Lektüren zurückzublicken und die eigene Lesebiografie zu reflektieren.
3) Welche Perspektiven haben sich bisher aus der Tätigkeit als BloggerIn für Dich ergeben?
Mir geht es nicht darum, mit dem Blog zu Geld, Bekanntheit oder gratis Lesestoff zu kommen. Bedeutender finde ich, dass man als Blogger in Kontakt mit den Menschen tritt, die dafür zuständig sind, dass wir unserer Leseleidenschaft frönen können: Autoren, Verlage etc. Wir erhalten Einblicke in Welten, die „Nur-Lesern“ für gewöhnlich vorenthalten werden und das finde ich immer wieder unglaublich spannend. Außerdem habe ich durchs Bloggen viele liebe Menschen kennengelernt, die mich zum Teil seit Jahren begleiten und von denen ich einigen in diesem Jahr auf der Buchmesse erstmals „in echt“ begegnen werde.
4) Was sind deine Stärken und Schwächen beim Bloggen?
Schwächen fallen mir im Moment mehrere ein: Die Optik meines Blogs stört mich schon lange. Daher wollte ich, wie schon erwähnt, in diesem Monat eine Rundumerneuerung durchführen, was sich aber wohl noch um ein paar Monate verschieben wird, denn das Alltagsleben außerhalb der Blogosphäre hat nun einmal noch höhere Priorität – womit wir bei der nächsten Schwäche wären: Der Zeitmangel. Hier stapeln sich aktuell unzählige Bücher, die ich euch vorstellen möchte. Doch die letzten 12 Monate waren einfach zu stressig, zu schwer planbar und hielten ständig etwas anderes bereit, das mich vom Bloggen abhielt. Ich hoffe, dass bald mehr Ruhe einkehrt und ich somit endlich wieder mehr Zeit für den Blog habe, denn diese nun schon fast chronische Vernachlässigung nervt mich extrem.
Als Stärke sehe ich bei meinem Blog, dass ich nicht auf ein oder zwei Genres festgefahren bin und dadurch auch ganz unterschiedliche Zielgruppen erreichen kann. Ich finde es toll, dass ich auf meinem Blog Klassiker ebenso in den Fokus rücken kann wie Jugendbücher oder Fantasy und dadurch auch mit unterschiedlichen Lesern in Kontakt komme. Außerdem war mein Blog tatsächlich einer der ersten, die sich auch den Graphic Novels widmeten – damals (in den Jahren 2010/2011) waren Comics und Graphic Novels noch nicht allzu etabliert in den deutschen/deutschsprachigen Feuilletons und Blogs. Und ja, daher bin ich schon irgendwie ein wenig glücklich/stolz, dass ich mich bereits mit Graphic Novels beschäftigte, als sie noch nicht so „hip“ waren. ;)
5) Welcher andere Blog hat Dich besonders beeindruckt?
Es gibt einige Blogs, die seit Jahren einen festen Platz in meiner Blogroll haben und so mancher, der auf irgendeine Weise besonders hervorsticht. Einer meiner Favoriten war immer der Blog der Bücherphilosophin. Katarina hatte mich immer wieder mit ihrem vielseitigen Lesegeschmack begeistert und so manche Buchperle entdeckt, lange bevor sie in aller Munde war (z.B. „Where’d You Go, Bernadette“/“Wo steckst du, Bernadette?“ oder „Wild“/“Der große Trip“). Katarina habe ich daher auch etliche Bücher in meinem Regal (und auf der Wunschliste) zu verdanken. Sie war es beispielsweise, die mich dazu bewegen konnte, Alice Sebolds „Lucky“ zu lesen, an das ich mich lange nicht herantraute, weil ich fürchtete, dass das Thema mir zu sehr an die Nieren gehen würde.
Großartig finde ich auch immer wieder, was die oben bereits erwähnte Miss Booleana für uns bereithält. Ihr müsst wissen, dass ich in der Regel nur Blogs folge, die sich (nahezu) ausschließlich mit Büchern bzw. Literatur beschäftigen – Blogs ohne starke Fokussierung auf ein oder zwei Themen, die also z.B. einen bunten Mix aus Lifestyle, Kultur, DIY und Beauty anbieten, üben auf mich einfach keinen Reiz aus. Bei Miss Booleana ist das anders, was nicht zuletzt auch an der Art ihrer Themen liegt: Da gibt es beispielsweise Einblicke in künstliche Intelligenz, Manga und Anime, sogar ein paar Japanischstunden hat die liebe Bloggerkollegin untergebracht. All das wird noch dazu immer mit einer gelungenen Mischung aus Tiefe, Verständlichkeit und Humor präsentiert. Man lernt quasi etwas, hat Spaß dabei und kann sich austauschen – eine perfekte Kombination. :)
6) Hast Du ein aktuelles Lieblingsbuch oder eines, das Dich sehr geprägt hat?
Ein aktuelles Lieblingsbuch habe ich nicht – es gibt so viele großartige Bücher und auch mehrere, die mich über die Jahre hinweg geprägt haben. Dazu zählen vor allem „Die unendliche Geschichte“, „Alice’s Adventures in Wonderland“ & „Through the Looking-Glass“, Anne Franks Tagebuch, „20.000 Meilen unter dem Meer“ sowie diverse Märchen.
7) Nehmen wir an, Du hast die Möglichkeit, in einer Zeitmaschine zu reisen. Welches Jahr möchtest Du Dir näher ansehen und warum?
Es gibt viele Epochen und Ereignisse in der Vergangenheit, die ich unglaublich faszinierend finde. Die Geschichte von Jeanne d’Arc hat mich immer sehr interessiert, ebenso das alte Ägypten. Manchmal gibt es aber auch Momente, in denen ich einfach gerne in meine eigene Kindheit zurückreisen möchte – in eine Zeit, in der es keine Handys und kein Internet gab, als man bis spät in die Nacht Mario über den grünen LCD-Bildschirm des Game Boys hüpfen ließ oder Tetristürme baute, als man stundenlang gespannt vor dem Radio saß, um sein aktuelles Lieblingslied auf MC aufnehmen zu können, als man Hörspiele und Musik noch mit einem Walkman hörte und als man sich mit seinen Freunden bereits in der Schule feste Zeiten fürs Treffen am Wochenende ausmachen musste, da man nicht eben mal eine SMS schreiben oder per Handy anrufen konnte.
8) Was oder wen würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen?
Auf jeden Fall meinen Kater und meinen Freund – die würden mir sonst zu sehr fehlen. Unter den Gegenständen würde sich so manches Nützliches finden (Messer, Behälter für Wasser, etwas womit man das Salz aus dem Meerwasser filtern kann, Kleidung, eine Decke, etwas zum Verarzten), aber natürlich auch ausreichend Lesestoff – nicht nur um Momente der Langeweile zu vertreiben, sondern auch um den Geist fit zu halten.
9) Was tust Du zuerst, wenn Du morgens / mittags / abends aufstehst?
Wecker ausschalten, Brille aufsetzen und meinen Kater füttern.
10) Bitte gib uns ein Beispiel für Glück in Deinem Alltag.
Glück kann viele Gesichter haben. Was mich im Alltag glücklich macht, sind zum Beispiel der erste warme und sonnige Frühlingstag nach einem langen, düsteren Winter; ein Regenbogen; der erste Marienkäfer oder Schmetterling des neuen Jahres – oder auch so etwas Simples wie zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein (z.B. wenn in meiner Tollpatschigkeit eines unserer teuren Vakuumteegläser herunterfällt und ich es gerade noch rechtzeitig auffangen kann ;) ).
11) Hast Du ein Lebensmotto?
Grundsätzlich versuche ich tatsächlich immer nach der Goldenden Regel „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu“ zu leben. Würden sich alle Menschen an diesen doch einfachen Grundsatz halten, gäbe es so einige Probleme und Ärgernisse weniger.
Außerdem habe ich mir den Erich-Kästner-Satz „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch“ einverleibt. Das Leben ist so viel schöner, wenn man nie vergisst, die Welt durch Kinderaugen zu sehen und man sich die kindliche Neugier und Aufgeschlossenheit bewahrt.
Puh, das waren sie also, die Fragen von Sindy (die sie im Übrigen von Vanessa von Packing books from boxes übernommen hat). Doch damit nicht genug, denn Miss Booleana schulde ich noch sieben Fakten über mich. Mal schauen, was mir da so spontan in den Sinn kommt …
1) Ich bin ein Schisser. ;) Ich habe Höhenangst, sofern ich nicht in einem komplett abgeschlossenen Raum und abgesichert bin (bei einer Fahrt im London Eye über 100m über dem Boden zu schweben ist toll, auf einer 1,5m hohen Leiter zu stehen dagegen ein Albtraum). Und ich habe Angst vor Spinnen – allerdings nicht so wie die meisten, die sich lediglich davor ekeln, sondern schon eine recht ausgeprägte Phobie: Je nach Spinnengröße und -art gerate ich unterschiedlich stark in Panik, zum Teil begleitet von flauem Magen, Gänsehaut, beschleunigtem Puls. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich in meiner Kindheit auch ein sehr gruseliges und widerliches Erlebnis mit einer ganzen Armee von Spinnen hatte.
2) Für mich ist meine (Noch-)Wahlheimat Erfurt mehr Heimat als mein tatsächlicher Heimatort, in dem ich geboren wurde und 22 Jahre meines Lebens verbrachte. In Erfurt bin ich verliebt, mein Heimatort dagegen ist eher eine Pflicht geworden – ich fahre hin, um Verwandte und Freunde zu besuchen, bin aber immer wieder froh, wenn ich der dortigen Tristesse und den nahezu durchweg negativ eingestellten und schlecht gelaunten Menschen entkommen kann.
3) Bis ich in die Grundschule kam, habe ich quasi nur mit Jungs gespielt, da es in meiner unmittelbaren Umgebung keine Mädchen in meinem Alter gab. Innerhalb der Wohnung spielte ich also mit Barbies und Polly Pocket, außerhalb kletterte ich auf Bäume und machte mich dreckig.
4) Wenn wir schon bei Genderthemen sind: Als Jugendliche habe ich auf der Play Station immer nur klassische Jungsspiele gespielt – „Need for Speed“, „Tony Hawk’s Pro Skater“, „GTA“ (damals noch in Vogelperspektive und nicht annähernd so realistisch und brutal wie die späteren Versionen ;) ). Ich habe einen älteren Bruder und bin dadurch automatisch damit in Kontakt gekommen – blöd nur, dass sich die Mädels in meinem Freundeskreis für solche Themen so gar nicht begeistern konnten. Heute sind diese Spielerfahrungen aber ganz praktisch: Wenn ich in medienpädagogischen Projekten mit Jungs über Computerspiele rede und sie mitbekommen, dass ich solche „Jungsspiele“ selbst schon gespielt habe, finden sie das immer „cool“ und plötzlich bin ich in ihren Augen nicht mehr die erwachsene Frau, die von sowas eh keine Ahnung hat und sie sowieso nicht versteht. ;)
5) Ich rede gelegentlich im Schlaf. Eine Freundin hatte ich zu Abi-Zeiten mal damit geschockt, dass ich, als sie bei mir übernachtete, sagte, sie solle verschwinden. Zum Glück hat sie rechtzeitig gemerkt, dass ich das im Schlafmodus sagte, sonst wäre sie wohl mitten in der Nacht in ihren 15km entfernten Wohnort gefahren. ^^
6) Kennt ihr die Anime-Serie „Georgie“? Die lief in den ’90ern auf RTL II (wie so viele wunderbare Anime-Serien). Die Protagonistin, ein kleines, blondes Mädchen namens Georgie, lebt auf einer Farm in Australien und hat einen Koala als Haustier, was damals dazu führte, dass auch ich mir einen eigenen Koala wünschte. Heute träume ich zum Glück nur noch davon, wenigstens einmal eines dieser wuschligen Tiere „live“ zu sehen.
7) Und wenn wir schon bei Träumen sind, enden wir doch gleich damit: Ich liebe die Unterwasserwelt und seit ich klein bin, fasziniert mich der Gedanke, wie Kapitän Nemo in einem U-Boot durch die Ozeane und Meere zu fahren und die dortigen Wunder zu bestaunen. Eine kleine Weltreise, nicht über Land, sondern unter Wasser, bis in die Tiefsee – das wär’s. Glaubt mir, ihr würdet mich von den U-Boot-Fenstern nicht mehr wegbekommen – ich wäre wie ein Kind, das zum ersten Mal bewusst das Weihnachtsfest erlebt.
So, nun habe ich ganz schön viel geplappert und vermutlich mehr Unsinn als Interessantes preisgegeben. Egal. ;) Zumindest wisst ihr nun Dinge über mich, die ihr ansonsten wohl nie erfahren hättet und die eigentlich nur engste Verwandte und Freunde kennen (bzw. kannten).
Schön, dass du doch noch dazu gekommen bist und dir 7 Fakten eingefallen sind! :D (Du hast es ja schon angekündigt – hab mich schon auf deinen Beitrag gefreut und v.A. dass du es nicht vergessen hast)
Musste sehr oft schmunzeln und habe mich in deinen Antworten an ein paar Stellen wiedererkannt. So beispielsweise bei den Jungs-Videospielen oder dem Aufnehmen von MCs. Ach … das waren Zeiten :D Ich habe damals wirklich Radio-Chartsendungen gehört und manchmal auf bestimmte Songs gewartet und war wütend, wenn einer reingequatscht hat XD
Deine Antwort auf 11. hat mir auch besonders gut gefallen. Und vielen Dank für deine lieben Worte über mich bzw. über meinen Blog. Das war ja wieder so ein Awwww-Wasser-in-den-Augen-Moment :) :D :’D
Jetzt muss ich dich aber nochmal fragen: wo kommst du her? (kein Problem, wenn du es nicht sagen willst, kann ich verstehen) Wir haben ja glaube ich schon mal über Sachsen-Anhalt und das Radio gesprochen. (Ich hoffe ich verwechsle jetzt nichts) Deswegen habe ich in Erinnerung, dass du aus SH kommst. In deinem Wohnort ist die Stimmung echt so schlimm?
Fands ja sehr lustig und cool, dass du Georgie erwähnt hast. Ich hab die Serie auch extrem geliebt damals! :D
Und da ich nicht so ein fleißiger Twitter-Leser bin, habe ich wahrscheinlich auch nichts über die Veränderungen bei dir mitbekommen. Bin schon sehr gespannt auf den Beitrag dazu!
Ich hab deine Nominierung nie vergessen, wollte allerdings immer erst die Fakten zusammenhaben – doch irgendwie habe ich nie 7 zusammenbekommen. Nun habe ich daher einfach mal spontan das niedergeschrieben, was mir gerade in den Sinn kam. :D Würde ich den Beitrag in einer Woche oder einem Monat schreiben, kämen vermutlich ganz andere Dinge aufs digitale Papier.
In den ’90ern aufzuwachsen, war genial, nicht wahr? Die Technik hielt schon Einzug in die Kinderzimmer, aber wesentlich klobiger und mit weniger Reizüberflutung als heute.
Das Warten und Reinquatschen beim Aufnehmen von Lieder kenne ich zu gut. Nervig fand ich auch, wenn ein Sender Crossfades zwischen zwei Songs einbaute oder wenn ein Lied angekündigt wurde, dann aber erst noch drei andere sowie zwei Werbeblöcke liefen. Doch umso stolzer war man dann, wenn man ein Lied wirklich komplett und ohne Dazwischengerede hatte. :D Das waren Playlists, die man sich hart erarbeiten musste!
Zu meiner Herkunft: Ich komme aus Merseburg, eine sachsen-anhaltinische Kleinstadt 15km von Halle und 30km von Leipzig entfernt. Da war noch nie viel los und Jugendliche wurden grundsätzlich überall vertrieben (mit dem Skateboard durchs Zentrum – ein Skandal; irgendwo als Gruppe auf einer Bank sitzen – misstrauenerweckend). In den letzten +/-10 Jahren fing die Stadt dann an, sich verstärkt um die Touristen zu bemühen und tat im selben Zuge etliches, womit sie die Einwohner aus dem Zentrum und von beliebten Plätzen fernhielt (allein die Vorstellung, dass ein Tourist durch den Schlosspark wandert und dabei auf zwei oder drei Merseburger stößt, die auf der Wiese liegen und die Sonne genießen, bereitete den Politikern Bauchschmerzen). Hinzu kam, dass die Arbeitslosenquote in den letzten Jahren extrem stieg, die rechte Szene in Merseburg schon immer stark ausgeprägt war (NPD, AfD und Pegida finden hier leicht Anhänger) und die Merseburger Neuem gegenüber kaum aufgeschlossen sind. Unternehmen können sich nicht lange halten und obwohl ein extremer Leerstand herrscht, regen sich viele Merseburger darüber auf, wenn in einem heruntergekommen und seit 10 Jahren leerstehenden Gebäude Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen sollen! Davon abgesehen ist die Mentalität der (meisten) Merseburger die eines Griesgrams. In Geschäften bekommen die Mitarbeiter häufig kein „Guten Tag“ heraus, geschweige denn, dass sie mal höflich lächeln. Small Talk in Cafés oder Geschäften (was hier in Erfurt Gang und Gebe ist), ist in Merseburg utopisch. Hinzu kommt, dass die Merseburger gerne darüber motzen, wie schlecht alles vor Ort sei, dass es keine Arbeit und kaum Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gebe, aber keiner versucht, mal selber etwas in die Hand zu nehmen. Selbst diejenigen, die lange arbeitslos, solo und kinderlos sind, sind nicht bereit, für ein besseres Leben in einen anderen Ort zu ziehen – aus reiner Bequemlichkeit und Angst vor einem Neuanfang versauern sie lieber in ihrem „alles-ist-doof“-Zustand. Früher, als ich noch dort lebte, ist mir das alles nie aufgefallen. Kommilitonen aus anderen Regionen Deutschlands sprachen mich erstmals auf die negative Einstellung der Merseburger an; später machte eine Freundin, die nach Hamburg zog, die gleiche Beobachtung, als sie zu Besuch nach Merseburg kam – und als ich dann in Erfurt wohnte, fiel es mir selbst auf. Das ist schon deprimierend, wenn man sieht, wie die ganze Stadt mit jedem Jahr weiter ausstirbt, kaum noch Menschen auf der Straße sind, sich stetig mehr Häuser leeren und fast jeder immer nur nörgelt. Für mich ist das immer wie ein kleiner Kulturschock. ;)
Was meine privaten Veränderungen betrifft: Auf Twitter habe ich dazu, glaube ich, auch nichts geschrieben, nur ein oder zweimal auf Facebook. Kurz zusammengefasst: Im Februar ein Vorstellungespräch gehabt, am Morgen danach die Zusage erhalten und nun muss ich nach NRW ziehen, wo ich bereits im März in den Job starte. Eine Wohnung suche ich noch und wohne vorübergehend in einem Wohnheim (ohne eigenes Bad und ohne Küche – da hatte ich selbst während meines Studiums mehr Luxus ^^).
Puh, jetzt habe ich dich buchstäblich zugetextet! Verzeih mir und mach dir ein entspanntes Wochenende!
Kein Problem! das ist kein zutexten, ich habe doch danach gefragt. :)
Wow – NRW, und ist Erfurt immer noch dein Lebensmittelpunkt, musst du jetzt jede Woche pendeln? Das ist ja nun wirklich kein Katzensprung.Schon im März! Wow! Dann wünsche ich dir alles gute für den Berufseinstieg und den Start mit neuer Wohnung und allem drum und dran! Anstrengende Zeit, oder???
Das mit Merseburg hätte ich nicht erwartet, ich hatte bisher gar keine Meinung zu der Stadt. Das mit der schlechten Stimmung kenne ich aber – wenn ich es auch bisher bei weitem nicht so krass erlebt habe. Die seltsame Unart der leute nichts an ihrer Situation zu ändern und vllt. mal wegzuziehen finde ich auch seltsam. Das habe ich bei extrem vielen Leuten beobachtet, die mit mir zur Schule gegangen sind oder so.
Manchmal hatte ich den Eindruck, dass viele früher oder später wieder dort landen, wo wir alle zur Schule gegangen sind. Wenn sie beruflich und sozial nicht stark gebunden sind und kranke Eltern haben … das könnte ich ja irgendwie nachvollziehen. Aber die Kleinstädte in meiner Heimat sind gelinde gesagt … auch nicht so der Knaller.
Na auf jeden Fall danke für die Erklärung! Dass dort wo Unzufriedenheit herrscht und man nicht für Neues aufgeschlossen ist solche Gruppierungen wie die NPD und Pegida Anklang finden, bewahrheitet sich leider viel zu oft…
Also die nächsten zwei Monate werde ich an den meisten Wochenenden noch nach Erfurt fahren, aber sobald wir hier in NRW eine Wohnung gefunden haben (momentan bin ich in einem Wohnheim untergebracht), verlagert sich dann der Lebensmittelpunkt wirklich nach NRW (auch wenn Erfurt immer meine Herzensstadt bleiben wird). Ich bin gespannt, was der Neuanfang bringen wird :) Was mich stört, ist, dass man kaum etwas planen kann, da man nicht weiß, was die nächsten Wochen bringen werden und wie anstrengend sie wohl werden.
Du hast doch auch Berufseinstieg und Umzug in eine neue Stadt zur gleichen Zeit gehabt – hast du eventuell irgendwelche Tipps für mich? Momentan suche nach Wohnungen in erster Linie bei Immobilienscout24, weil dort mehr Wohnungen zu finden sind als auf anderen Seiten, aber so die Traumwohnung schlechthin haben wir da noch nicht entdeckt – bwz. bei denen, die uns gefielen, waren keine Haustiere erlaubt (ein generelles Haustierverbot ist zwar nach aktueller Rechtssprechung ungültig,aber man will es sich ja nicht gleich mit dem potenziellen zukünftigen Vermieter verderben, in dem man sie darauf hinweist ;) ). Also wenn du aus deiner Erfahrung irgendwelche Ideen hast, wie man schneller die ideale Wohnung findet, immer her damit! :D
Oh das Gefühl kenne ich gut. Die Ungewissheit nach dem Studium fand ich irgendwie schon manchmal bedrückend. Aber dann als der Berufseinstieg kurz bevor stand und in den ersten Wochen fühlte ich mich dann nochmal richtig unsicher und hatte nur im Kopf Wie wirds weitergehen? War das der richtige Schritt? Oder gibts nach ein paar Wochen ein böses Erwachen?
Jaaaa, ich würde dir gern helfen. Aber ich glaube dazu kann ich kaum Tipps geben. Aber ich kann dir von meinen Erfahrungen erzählen. Ich fand die Wohnungssuche gar nicht so einfach. Und ich habe auch über Immobilienscout und solche Seiten gesucht. Der Wohnungsmarkt in Magdeburg sah eigentlich ganz gut aus. Die Wohnungen waren bezahlbar und eigentlich auch viele Angebote da. Aber ich hatte den Eindruck, dass es trotzdem hart umkämpft ist und es wenige Makler und Verwaltungen gibt, die wirklich mit einem verhandeln. Die meisten Wohnungen an denen ich INteresse hatte, waren schon weg, als ich angerufen habe. Eine Wohnung war weg, als ich für den Besichtigungstermin angereist bin. Eine Stunde vorher haben sie mir abgesagt – das war bitter und da war ich auch mal richtig sauer am Telefon. Hatte 3 Stunden Anfahrt. Das ist nicht soviel wie dein Fahrtweg wäre, wenn du von Erfurt aus hin müsstest, aber ich fand es trotzdem sehr bitter. Hatte glücklicherweise aber noch mehrere Termine. Aber auch da hat sich der Verdacht bestätigt, dass die Vermietungsgesellschaften und Makler gar nicht wirklich für Interessenten einsetzen, sondern vorrangig gucken wo sie bleiben und sofort zuschlagen, wenn jemand sagt „Ich nehm die Wohnung“. Scheiß egal, ob noch irgendwer gesagt hat, dass er Interesse hat und noch ein paar Stunden Bedenkzeit braucht. Das fand ich ziemlich hart. Ich hielt das nicht für üblich.
Ansonsten habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass man die Traumwohnung an der alles stimmt kaum findet. Aber wenn man „lange genug“ sucht, findet man zumindest etwas, wo man wenige Kompromisse machen muss. Die meisten „Wünsche“ vernichtet ja meistens eh das Budget ;) Bei mir wars dann leider auch so, dass ich viele Abstriche machen musste, weil es eben gerade keine für mich erschwingliche Wohnung mit Tageslichtbad gab. Blöde, aber kann man nicht ändern.
Und was das Haustier-Dilemma betrifft: ich weiß auch nicht was da das beste vorgehen ist. Vielleicht den Vermieter besonders sympathisch darauf aufmerksam machen, dass es da doch diesen einen Paragraphen gibt. Oder: einfach zusagen und verhandeln kurz bevor das Papier unterschrieben werden muss. Da bin ich aber ein schlechter Ratgeber.
Hui, da hast du ja nun doch einiges erzählt über dich. Schöne Antworten, interessante Fakten. Musik aufnehmen war für mich immer der Graus, wenn ich das leise Pfeifen hörte und schon wußte, dass der blöde Moderator gleich wegen irgendeinem Autobahnmist dazwischen plappert…
Freut mich, dass du den Beitrag gern gelesen hast. Ich dachte mir hinterher so: „Das will doch eh kein Mensch lesen.“ ^^ Aber manchmal muss man eben Dinge zu Papier/ in den Blog bringen, die einen spontan in den Sinn kommen. :D
Die außerplanmäßigen Verkehrsmeldungen hielten sich damals bei uns in Grenzen (oder ich habe nur zu Zeiten eingeschalten, bei denen wenig auf den Straßen los war?). Aber Frust-Momente beim Aufnehmen gab es trotzdem genug – die Moderatoren haben ja auch so gerne mal dazwischen geredet. Ganz schlimm fand ich auch immer das Aufnehmen auf Video – entweder fingen die Sendungen zu früh oder zu spät an und man hatte ständig noch etwas vom übrigen Sendeprogramm drauf oder es fehlte der Anfang/das Ende der Wunschsendung. Da bin ich manchmal echt verzweifelt. Zum Glück kann man heute bei verpassten Serien und Filmen vieles in den Mediatheken nachholen. ;)