Nachdem ich die Leipziger Buchmesse (LBM) und Manga Comic Con (MCC) im vergangenen Jahr sehr genossen habe, hatte ich mich schon früh auf die LBM und MCC 2025 gefreut – und frühzeitig Urlaub eingereicht, um die Messe am Donnerstag und Freitag statt am immer überfüllten Wochenende zu besuchen.

In diesem Jahr wurde ich von der Buchmesse und der Manga Comic Con allerdings (mal wieder) enttäuscht und auf die mir häufig gestellte Frage nach Highlights konnte ich immer nur antworten: „Es gab kein einziges.“ Das lag zum einen an den Schwerpunkten und Prioritäten der Messe, zum anderen an etlichen organisatorischen Problemen – und den extremen Menschenmassen! Denn zum ersten Mal wurden im Vorfeld so viele Tickets verkauft, dass bereits wenige Tage vor Messebeginn keine Tickets mehr für den Messesamstag verkauft wurden.

Welche Schwierigkeiten und Probleme ich mit der diesjährigen LBM und MCC hatte und welche – wenigen – positiven Erfahrungen ich auf der Messe machte, möchte ich heute mit euch teilen.

1. Lange Wartezeiten und Logistikprobleme

Eines der größten Ärgernisse – nicht nur für mich, sondern für den Großteil des Messepublikums, der Ausstellenden und Veranstaltenden – war die schlechte Organisation des Einlasses. Körperscanner haben die durch Menschen durchgeführten Taschenkontrollen abgelöst. Das entlastet die Messe zwar personell, aber für die Menschenanstürme der Buchmesse waren diese Änderungen nicht geeignet, denn es gab am Haupteingang der Glashalle lediglich 4(!) dieser Scanner. Wenn morgens 10 Uhr tausende von Menschen an der Messe auftauchen, aber immer nur 4 Personen gleichzeitig durchgelassen werden, ist es unvermeidbar, dass es zu stundenlangen Wartezeiten kommt – umso mehr, wenn die Absperrungen willkürlich aufgestellt scheinen und statt für Orientierung und Leitung nur für Verwirrung und Chaos sorgen.

Ich selbst war am Donnerstag eine der ersten vor der Glashalle, stand nur rund 20 Meter von der Tür entfernt und musste dennoch 40 Minuten warten, bis ich die Halle betreten konnte. Andere Besuchende warteten anderthalb Stunden oder noch länger. Ein Problem, das übrigens nicht nur das Publikum betraf, sondern auch viele Veranstaltende. Das hatte zur Folge, dass manche Vormittagsveranstaltungen ohne Publikum blieben, mit Verspätung starteten oder ganz ausfielen.

Immerhin: Die Leipziger Messe hatte schnell aus diesen Erfahrungen und der öffentlichen Kritik gelernt und in den Folgetagen zumindest die Wegführung zu den Eingängen verbessert.

Aber auch innerhalb des Messegeländes blieb das Warten nicht aus. Mitunter standen die Leute Schlange, nur um den Stand besuchen zu können, an anderen Ständen wiederum bildeten sich Warteschlangen an den Kassen. Beispielsweise musste ich schon am ruhigen Donnerstag 20 Minuten an der Kasse von Tokyopop warten.

Apropos Bezahlen: Obwohl Donnerstag relativ wenig Publikum auf der Messe war, war das WLAN der Messe nicht stabil. Manche Besuchende und Ausstellende hatten gar keinen Zugriff auf das Netzwerk, bei anderen – wie mir – funktionierte es schwach oder nur temporär. Das führte wiederum dazu, dass an einigen Ständen nicht mit Karte gezahlt werden konnte. Wer kein oder zu wenig Bargeld hatte, musste die geplanten Käufe also entweder ganz abbrechen oder sich zunächst Bargeld organisieren und anschließend zurück an den jeweiligen Messestand.

2. Eine Manga Comic Con (fast) ohne Mangas und Comics

Ein weiteres Manko war die enttäuschende Halle 1 der LBM, die seit einigen Jahren Zuhause der Manga Comic Con ist. Die Leipziger Messe hat die MCC mittlerweile nicht mehr nur in Halle 1 untergebracht, sondern nutzt auch einen Teil von Halle 3 für die MCC. Was gedacht war, um mehr Platz für die MCC zu schaffen, sorgte bei mir und anderen Manga- und Comic-Fans aber für Irritation und Enttäuschung. Eine Schulgruppe brachte es am Donnerstag nach dem Besuch der Halle 1 auf den Punkt: „Warum gibt es hier denn keine Bücher – auf einer BUCHmesse?“ Denn Mangas und Comics sucht man in Halle 1 – Hauptfläche der MCC und erste Anlaufstelle für deren Publikum – vergeblich. Selbst der Manga- und Comic-Bezug war dort in diesem Jahr kaum noch erkennbar. Denn Halle 2 besteht nur noch aus Non-Book-Produkten: Snacks, Kuscheltiere, Überraschungstüten/-boxen, Kleinkunst, japanische Küchenutensilien. Wer also wegen Mangas und Comics zur Manga Comic Con kam, fand lediglich in Halle 3 einige Stände – die dann entsprechend voll waren.

Für die Zukunft der MCC wünsche ich mir daher ein „Back to the roots“: eine komplette Halle, die dem Namen MANGA COMIC CON wirklich gerecht wird. Vielleicht gibt es dann auch wieder mehr Programmpunkte rund um die Themen Manga und Comic, denn davon gab es in diesem Jahr nur wenige.

Auffällig fand ich zudem, dass deutlich weniger Cosplayer*innen auf der Messe unterwegs waren als in den vorangegangenen Jahrzehnten.

3. Gastland Norwegen: Kleiner Stand für ein großes Land

Was mich in diesem Jahr ebenfalls erneut(!) enttäuschte, war der Auftritt des Gastlandes Norwegen. Das lag nicht an Norwegen selbst, sondern daran, dass die Leipziger Messe für das Gastland wieder einmal viel zu wenig Fläche bereithielt. Inmitten der Menschenmassen und der gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen am Stand war es kaum möglich, sich zu den Büchern „durchzukämpfen“ und zu stöbern.

Ich erwarte ja gar nicht, dass in Leipzig wie in Frankfurt eine komplette Halle nur für den Auftritt des Gastlandes reserviert wird. Aber die Auftritte der Gastländer sind in Leipzig flächenmäßig nicht größer als andere Stände auf dem Messegelände. Das wird den Gastländern nicht gerecht und bietet ihnen viel zu wenig Sichtbarkeit und Raum, um sich angemessen zu präsentieren. Wenn ich im Vergleich sehe, dass die Stände rund um Schulbildung und schulische Infrastruktur im Schnitt doppelt oder dreifach so viel Fläche haben wie nahezu alle Verlagsstände oder der Gastland-Auftritt, lässt mich das die Prioritäten und Ausrichtung der Buchmesse hinterfragen. Versteht mich nicht falsch: Der Bildungsbereich hat auf der Buchmesse natürlich eine Relevanz, aber wenn hier alles größer und auffälliger ist als bei den literaturbezogenen Ständen, empfinde ich das als fehlende Wertschätzung gegenüber den Literaturschaffenden.

Generell schien es mir, als hätten viele Verlage dieses Jahr weniger Standfläche als früher – eine Entwicklung, die ich – auch angesichts einer ganzen Halle voller Non-Book-Artikel – sehr bedenklich finde.

4. BookTok-Trends statt Vielfalt

Nicht betroffen von dem Problem der geringen Fläche und Sichtbarkeit waren Verlage mit Schwerpunkt auf Young Adult, New Adult und Dark Romance. Besonders auffällig war die starke Fokussierung auf BookTok-Trends – wenn auch nicht in dem extremen Ausmaß, wie es letzten Herbst bei der Frankfurter Buchmesse der Fall war.

Dass durch BookTok das Lesen wieder beliebter wird, ist grundsätzlich positiv. Ich hatte jedoch immer wieder den Eindruck, dass dies zu Lasten anderer Genres und Zielgruppen ging und es der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr sehr an Vielfalt mangelte.

5. Überfüllung. Oder: Wann hört das Streben nach Besucherrekorden endlich auf?

Am Freitag war die Messe so überfüllt, dass schon an diesem Tag ein neuer Besucherrekord aufgestellt wurde. Klar, die Messe lebt von Publikum und angesichts gestiegener Kosten sind hohe Besucherzahlen umso wichtiger. Doch schon in den vergangenen Jahren waren es samstags viel zu viele Menschen – so viele, dass die Enge für viele Besuchene eher mit Frust oder gar Panik statt mit Messeflair verbunden war. In diesem Jahr war also schon der Freitag der Tag, an dem sich all das einstellte.

Für mich bedeutete das, dass ich am Freitag das Messegelände schon deutlich früher verließ als geplant. Dadurch konnte ich zum Beispiel die Lesung von Linn Strømsborg nicht mehr wahrnehmen, mit deren Roman „Verdammt wütend“ ich kurz vor der Messe begann. Das habe ich im Nachgang zwar bedauert, aber die Menschenmassen haben mich bereits 14 Uhr so erschöpft, dass jede weitere Minute danach für mich eher zur Qual wurde – bis ich kurz vor 16 Uhr endgültig aufgab.

Neben der Enge und der anstrengenden Geräuschkulisse, die mit solchen Massen einhergeht, sorgte der Freitagsansturm auch dafür, dass bei manchen Ständen einfach kein Durchkommen war. So konnte ich beispielweise bei Klett Cotta nur die Bücher auf den oberen Regalreihen sehen – und auch das nur aus mehreren Metern Entfernung.

6. Verbesserung in der Wegeführung

Immerhin eine Verbesserung gab es in diesem Jahr! Nachdem die Leipziger Messe in den vergangenen Jahren einzelne Tunnel zwischen den Hallen immer wieder zu Einbahnstraßen umfunktionieren musste – was dazu führte, dass das Publikum häufig umkehren und einen anderen Weg finden musste – wurde dieses Jahr eine neue Wegführung umgesetzt. Nun gab es innerhalb der Tunnel Absperrungen, sodass für jede Laufrichtung eine Tunnelhälfte vorgesehen war. Ein System, das reibungslos funktioniert hat und die Wege zwischen den Hallen für mein Empfinden auch deutlich entspannter machte.

7. Buchmesse heißt auch, Pläne zu verwerfen

Meine eigene Planung für die Messe habe ich aufgrund der langen Wartezeiten und der Menschenmassen an beiden Messetagen über den Haufen geworfen. So habe ich insgesamt nur vier Veranstaltungen besucht: die Vorstellung von Florian Schäfers und Janin Pisareks Buch „Hausgeister!“; das Bloggertreffen von Diogenes, bei dem Christian Schünemann seinen überwiegend autobiografischen Roman „Bis die Sonne scheint“ vorstellte; der Rückblick auf 25 Jahre Egmont Manga; das Gespräch mit Autor Akram El-Bahay und Hörbuchsprecher Thomas Schmuckert inklusive Lesung aus Akram El-Bahays Ende April erscheinendem Fantasyroman „Die Buchreisenden“.

Die dadurch gewonnene Zeit nutzte ich für längere Treffen mit Sindy und Christin von Life4Books – so viel Zeit für Begegnungen hatte ich in den letzten Messejahren nicht und es war schön, Veranstaltungen und Stände gemeinsam mit ihnen zu besuchen und sich über das Erlebte auszutauschen.

Lediglich auf das traditionelle Wiedersehen mit Miss Booleana musste ich verzichten. Ich glaube, es war das erste Mal, seit wir uns kennen, dass wir uns nicht auf der Messe treffen konnten. Liebe Steffi, das holen wir beim nächsten Mal umso intensiver nach!

Fazit:

Die Leipziger Buchmesse und die Manga Comic Con 2025 waren für mich definitiv eine der schlechtesten Buchmessen, die ich in rund 20 Jahren erlebt habe. Gesetzte Schwerpunkte, organisatorische Probleme, viel zu viele Menschen und die deutlich sichtbare Kommerzialisierung machten die Messe anstrengend und eintönig. Liebes Leipzig, Buchmesse konntest du schon besser!