Carrie hat es geschafft: Niemand hat es ihr zugetraut, keiner sie unterstützt und doch nimmt sie nun an einem renommierten Schriftstellerkurs in New York teil. Doch noch bevor sie in die Tasten ihrer Schreibmaschine hauen kann, wird die Stadt ihrer Träume entdeckt. Sie lernt berühmte und auch eigenartige Charaktere der New Yorker Szene kennen, besucht im wahrsten Sinne des Wortes berauschende Parties und verliebt sich Hals über Kopf in den mehr als zehn Jahre älteren Autor Bernard Singer. Carrie ist mitten im Leben und mitten da, wo sie immer hin wollte.

Dabei gelang ihr das nur durch einen unglücklichen Zufall: Kaum im Big Apple angekommen, wurde der 17-Jährigen auch schon die Tasche geklaut. Zum Glück fand Carrie Unterschlupf bei der Cousine einer Mitschülerin. Diese Cousine ist niemand geringerer als Samantha Jones. Samantha zeigt Carrie das wahre Leben in New York – und die Highschool-Absolventin ist hin und weg.

Es ist nur ein Sommer, wenige Wochen, die Carrie in New York bleiben soll und doch passiert so viel wie nie zuvor in ihrem Leben. Da sind die Affären mit Männern, neue Freundschaften, das Kennenlernen mit allen, die in Manhattan Rang und Namen haben. Es ist auch der Sommer, in dem Carrie die drei Frauen trifft, die ihr für den Rest des Lebens zur Seite stehen werden: Samantha, die kurz davor steht, in die höheren Gesellschaftskreise einzuheiraten (JA, genau DIE Samantha möchte heiraten!); Miranda, die junge Feministin, die gegen Pornografie demonstriert und alle Männer für Arschlöcher hält. Und natürlich ist da auch Charlotte, doch wie sie und Carrie einander kennen lernen, das erfährt der Leser erst auf den letzten Seiten. So unterschiedlich die vier Frauen sind, kann sie nur der Zufall zusammenführen und es ist Carrie, die die Brücke zwischen den jungen Frauen herstellt.

Viele Fortsetzungen haben das Problem, dass sie nicht so gut sind wie ihr Vorgänger. Bei „Summer and the City“ ist genau das Gegenteil der Fall: Es ist nicht nur genauso komisch und liebenswert wie „The Carrie Diaries“, es ist sogar noch besser. „Summer and the City“ vereint die naive Unschuld und jugendliche Frische seines Vorgängers mit dem Humor, den Extremen und den schlagkräftigen Wortwitzen und pikanten Gesprächen der „Sex and the City“-Staffeln. Die Charaktere sind einzigartig,haben allesamt Ecken, Kanten und Macken. Bushnells Schreibstil ist locker und leicht.

Wie auch TV-Serie und Vorgängerbuch überzeugt „Summer and the City“ sehr durch seine Authentizität. Wohl jede Frau findet sich in dem Buch wieder. Bushnell zeichnet hervorragend das erste Zusammentreffen Carries mit ehemaligen Mitschülerinnen und ihrer besten Freundin auf. Szenen, die jeder von uns so oder so ähnlich einmal erlebt hat: Sein (halbes) Leben lang ging man mit seinen besten Freundinnen zur Schule, nach dem Abschluss entwickelt man sich zum Teil in unterschiedliche Richtungen weiter, lernt neue Freunde kennen – die gemeinsame Lebenswirklichkeit ist plötzlich klein geworden und man scheint einander nicht mehr wieder zu erkennen. Das führt zu Enttäuschung: Man hat sein eigenes Bild von der Freundin, das plötzlich nicht mehr passt und man fürchtet, sie könne nicht mehr die selbe, ja nicht mehr sie selbst sein.

Etwas, womit ich mich persönlich sehr gut identifizieren konnte, war Carries Leidenschaft für das Schreiben und der steinige Weg in dieses Business: Es ist schon nicht leicht, in einer kreativen, so hart umkämpften Branche Fuß zu fassen und dann erlebt man auch noch Rückschläge – in Form von fehlenden Ideen, berechtigter und unberechtigter Kritik, fehlender Unterstützung und vor allem dem Gefühl, dass die wichtigsten Menschen einen nicht verstehen, geschweige denn an einen glauben. Als Anfänger im Schriftsteller- und Redakteurenbusiness plagen Carrie Selbstzweifel, ihr Selbstbewusstsein schwankt zwischen Hoch und Tief. Und sie ist verletzt – von ihren früheren Freunden aus der Heimat und ihrer Familie. Keiner interessiert sich für ihre schriftstellerische Karriere, jeder hält ihren Autorinnentraum für eine kurze Spinnerei, die schon bald verfliegen wird. Doch Carrie gibt nicht auf und setzt alles daran, das Studium in Boston zu vermeiden und stattdessen in New York bleiben zu können.

Fazit:

„Summer and the City“ ist noch besser als sein Vorgänger „The Carrie Diaries“. Es zeigt den „Sex and the City“-Fans, wie sich die vier so unterschiedlichen Frauen kennen lernen, wie aus Carrie die wird, die sie in der Serie ist und wie sie es schafft, einen Fuß in die New Yorker Szene zu setzen und sich so ihren beruflichen Weg ebnet. Candace Bushnell schreibt locker-leicht und witzig. Sie lässt Kopfkino entstehen und zeigt ihren Leser(-innen) Momente und Stationen im Leben auf, die jeder kennt. Bushnell spricht einem quasi aus der Seele, möchte man meinen. Es fällt daher leicht, sich vor allem mit Carrie zu identifizieren. Das alles und die Tatsache, dass man mitten in das aufregenden, niemals schlafende New York hineingezogen wird, machen „Summer and the City“ zu einem wunderbaren Lesegenuss für alle Frauen dieser Welt.