Wir Vielleser haben die Angewohntheit, uns vor allem auf die besten Neuerscheinungen zu konzentrieren, die Lektüre der über Jahrhunderte bewährten Geschichten kommt dabei häufig zu kurz. Wie oft nimmt man sich vor, diesen oder jenen Klassiker endlich zu lesen – und gibt dann doch wieder einem Buch jüngeren Datums den Vorrang? Tobi von Lesestunden stellte daher kürzlich zu recht die Frage, warum ein Großteil der Blogger keine oder nur selten Klassiker bespricht und regte damit eine spannende Diskussion auf seinem Blog an.
Wer Klassikern endlich mehr Aufmerksamkeit schenken möchte, sich aber nicht sofort an ein 1000-seitiges Mammutwerk wie „Krieg und Frieden“ herantraut oder Erzählungen abseits der Standardwerke sucht, dem möchte ich an dieser Stelle die Little Black Classics-Reihe aus dem Hause Penguin ans Herz legen.
Mein Lieblingsverlag auf internationalem Terrain hat in diesem Jahr sein 80. Jubiläum gefeiert. Aus diesem Anlass hat Penguin 80 schmale Taschenbüchlein zum Preis von je 80 Pence veröffentlicht. Jedes von ihnen enthält Essays, Kurzgeschichten, Novellen, Märchen und andere Texte der größten Schriftsteller, Philosophen, Musiker und Forscher von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. Darunter finden sich unter anderem Werke von Homer, Aesop, Rudyard Kipling, Joseph Conrad, Charles Darwin und Giovanni Boccaccio. Manche der Geschichten wie Poes „The Tell-Tale Heart““ („Das verräterische Herz“) haben die meisten wohl schon mindestens einmal gelesen, andere der Taschenbüchlein indes bergen regelrechte Geheimtipps, beispielweise aus Asien. Durch diese Bandbreite findet sich für wirklich jeden Leser etwas – für den, der sich erst an Klassiker herantasten möchte, für jenen, der die ganz großen Werke bereits kennt, für denjenigen, der Fabeln und Märchen schätzt, aber auch für Liebhaber von Sachtexten. Schade ist allerdings, dass manche Autoren mit mehreren Büchern vertreten sind, während man andere schriftstellerische Größen wie Hugo, Verne oder Dumas in der Kollektion vergeblich sucht.
Wer sich, wie ich, nicht auf die Lektüre einzelner Titel der Little Black Classsics beschränken möchte, für den hat Penguin im September einen Schuber mit allen 80 Titeln herausgebracht – der natürlich zum Preis von 80 £ zu haben ist. Zugegeben, von der Verarbeitung her ist der Schuber nicht perfekt: Bei den Buchrücken befinden sich die weißen Balken mit dem Penguin-Logo leider nicht auf einer Höhe und die Länge des Schubers ist so knapp bemessen, dass es nicht einfach ist, ein einzelnes Büchlein aus der Mitte der Reihe herauszunehmen. Aber sieht man von diesen kleinen Makeln ab, wirkt der Schuber in der heimischen Bibliothek ausgesprochen gut. Idealerweise platziert man ihn in einem auf beiden Seiten offenen Raumtrennerregal, denn dann kommt auch die Schuberrückseite zur Geltung, welche ein Zitat aus einem der Little Black Classics ziert – in meinem Fall ein Satz Oscar Wildes.
Ich persönlich habe durch die Little Black Classics mein Buchprojekt für 2016 gefunden und hoffe, dass die 80 literarischen Häppchen auch euch zum Klassikerlesen anregen.
Woooow, das ist ja mal eine beeindruckende Jahr ein Jubiläum zu begehen. Und sieht bestimmt sehr toll im Regal aus!
Oh ja, im Regal sieht der Schuber wirklich toll aus – auch wenn er bei uns momentan ziemlich untergeht, da uns noch ein gutes Regal fehlt (du kennst das: Nach einem Umzug fragt man sich immer, wie man das ganze Zeug vorher nur in all die Schränke bekommen hat ;) )