Eigentlich möchte ich über Levi Pinfolds „Grünling“ nicht mehr sagen als: „Was für ein wunderschönes Buch!“, und euch selbst auf Entdeckungsreise durch diese magische Bilderbuchwelt schicken. Aber ich fürchte, damit werdet ihr euch nicht zufrieden geben und dass ihr mehr wissen wollt, bevor ihr euch einen Grünling ins Haus holt.
Doch wie von einer nur 40 Seiten umfassenden Geschichte schreiben, ohne zu viel zu verraten und trotzdem den Zauber des Buches wenigstens ansatzweise einzufangen?
Ich könnte euch nun erzählen, dass der Farmer Herr Hafermann auf seinem Grundstück eines Tages ein grünes Baby findet, das er mit nach Hause nimmt. Ich könnte euch erzählen, dass seine Frau davon wenig begeistert ist. Auch könnte ich euch lang und breit berichten, wie der kleine Grünling Hafermanns Haus und Farm in eine riesige Obst- und Gemüseoase verwandelt und wie er erzürnte Pendler für den Zauber der Natur öffnet. Ich könnte schreiben, das Levi Pinfolds Bilderbuch eine wunderbare Liebeserklärung an die Natur ist, verfasst in Reimform. Und vor allem könnte ich euch von Pinfolds beeindruckenden Illustrationen aus Wasserfarben und Gouache vorschwärmen, von ihrem impressionistischen Stil, von ihren wohlig-warmen, rustikalen, naturgetreuen Farben, von dem perfekten Spiel von Licht und Schatten, von der Exaktheit und dem Detailreichtum der Bilder, die jede noch so feine Maserung im Holz und jeden einzelnden Grashalm erkennen lassen. Ich könnte begeistert davon erzählen, wie unglaublich viel es in jedem einzelnen Bild zu entdecken gibt.
Doch ich bin ehrlich: Die Schönheit und den Charme von „Grünling“ können euch all diese Worte nicht einmal ansatzweise vermitteln. Und daher bleibe ich bei dem eingangs erwähnten Leseresümee: Ihr müsst „Grünling“ selbst entdecken und in euer Herz lassen. Ich bin ganz sicher, euch wird es wie mir gehen: Als ich Levi Pinfolds Bilderbuch „Grünling“ zuklappte, war ich erfüllt von einer inneren Ruhe und vollkommenen Zufriedenheit, meine Lippen umspielte ein Lächeln und ich fühlte mich, als wäre ich nach einer langen Reise Zuhause angekommen.
Ich wünsche mir mehr solcher Bilderbücher. Und ich wünsche mir, dass Bilderbücher von Erwachsenen nicht länger mit „Büchern für Kinder“ gleichgesetzt werden, dass Erwachsene den Zauber und die Weisheit, die Bilderbüchern innewohnen, für sich selbst wiederentdecken und erkennen, dass Bilderbuchgeschichten eine literarische Reduktion auf das Wesentliche sind, dass hier jeder Satz und jedes Bild so viel aussagen kann und muss, wie ein umfangreiches Kapitel in einem Roman. Wessen Leserherz dafür offen ist, der wird dem Charme von „Grünling“ garantiert keine einzige Sekunde widerstehen können und dem schmalen Büchlein einen besonderen Platz im „Erwachsenen“-Bücherregal einräumen, wo es freilich immer nur für kurze Zeit stehen wird, da man es wieder und wieder aus dem Regal zieht, um in die atemberaubenden Bilderwelten einzutauchen.
Fazit:
Levi Pinfolds „Grünling“ ist Poesie pur – in Text und Bild – und mit gewaltigem Herzensbuch-Potenzial!
Liebe Kathrin,
Deinem Plädoyer, daß Bilderbücher nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene betrachtens- und erlesenswert sind, kann ich nur zustimmen!
Deine schwärmerische Besprechung von GRÜNLING spricht mich SEHR an und ich werde mir dieses Bilderbuch vormerken.
Kennst Du die HERR-EICHHORN-Bilderbücher von Sebastian Meschenmoser? Er schreibt und zeichnet – es kommt also alles aus einer Hand – und auch seine Bilderbücher sind gleichermaßen für Kinder wie für Erwachsene geeignet.
Ich lasse Dir den Link vom vierten Band hier:
http://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/08/28/herr-eichhorn-und-der-besucher-vom-blauen-planeten/
Den fünften Band werde ich demnächst besprechen …
Bibliophile Grüße von Ulrike :-)
Liebe Ulrike,
mir fiel gerade auf, dass ich noch gar nicht auf deinen Kommentar geantwortet habe. Entschuldige bitte!
Ich freu mich immer wieder, wenn ich andere Erwachsene mit einer Liebe zu Bilderbüchern treffe (virtuell oder offline). In meinem Regal haben Bilderbücher inzwischen einen eigenen Bereich und die schönsten möchte ich gerne demnächst in der Wohnung auffälliger „präsentieren“. Dazu fehlt mir noch ein passendes Regal.
Dass ich dich auf den „Grünling“ neugierig machen konnte, freut mich selbstverständlich. Es ist eine wirklich zeitlose Geschichte, die auch gerne noch ein paar Seiten länger hätte sein können.
Die „Herr Eichhorn“-Bücher waren mir bis zu deinem Hinweis hier und der Rezension auf deinem Blog tatsächlich noch unbekannt. Aber wie ich dir ja schon schrieb, habe ich mich dank deiner Besprechungen und der wunderbaren Zeichnungen bereits in die Reihe verliebt. Sollte man die Bücher eigentlich in der richtigen Reihenfolge lesen oder stehen die Bücher auch für sich allein und sind ohne Kenntniss der Vorgänger lesbar?
Liebe Grüße
Kathrin