Edgar Allan Poe ist wohl der berühmteste Schauergeschichtenschreiber aller Zeiten gewesen. Ich kannte bis vor wenigen Jahren nur „Der Rabe“, die vermutlich meist adaptierte seiner Geschichten (unter anderem aufgegriffen in einer Halloweenfolge der „Simpsons“). Auf Basis dieser Erzählung konnte ich die Ehre, die Poes Horror zuteil kam, nicht nachvollziehen. Doch dann ging es vor einigen Jahren zu einer Lesung, bei der mich „Die Grube und das Pendel“ vom Talent des früh Verstorbenen überzeugen konnte. Es folgte ein Besuch des Poe-Musicals in Halle. In meiner Lieblingsbuchhandlung schrie mich dann schließlich vor wenigen Monaten eine ganz besondere Ausgabe von Poes Geschichten an, die ich in just der Sekunde, als ich sie erblickte, haben MUSSTE: „Unheimliche Geschichten“ (erschienen bei „Jacoby & Stuart“) beinhaltet sieben Schauergeschichten des Autors – wunderbar in Szene gesetzt durch ganz individuelle Illustrationen des französischen Autors und Zeichners Benjamin Lacombe.
Optisch ist die Ausgabe ein regelrechter Genuss. Die die Fantasie des Lesers ankurbelnden Geschichten sowie die liebevolle Gestaltung durch mal weiße, mal schwarze Seiten und detailreiche Zeichnungen – mal in historischen Sepiatönen, mal als schwarz-weiße Skizzierungen – machen die Lektüre des Buches zu einem kleinen Erlebnis. Mein liebster Lars fand es im Übrigen immer wieder aufs Neue amüsant, wenn ich hinter dem hohen Schmöker fast vollständig verschwand. ;)
Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Schreibweise der Übersetzungen! Alle Geschichten sind exakt so übernommen wurden, wie sie von Arno Schmidt und Hans Wollschläger Mitte des 20. Jahrhunderts übersetzt wurden. Das gilt auch für sämtliche Eigenheiten, Tipp- und Grammatikfehler! Da tauchen Kommas an Stellen auf, wo sie keinerlei Sinn ergeben, aus einem „Gott“ wird ein „GOtt“, ein „und“ wird zu einem „&“ verkürzt, unbestimmte Artikel werden als Ziffern dargestellt und Wörter sind gelegentlich falsch geschrieben. Darüber muss einfach hinweggesehen werden – ist die Ausgabe doch ansonsten wirklich ein Traum für jeden Poe-Leser und Bibliophilen!
Oh das klingt super! Die Zeichnungen erinnern mich ein wenig an Tim Burton… Schade, dass Grammatik und Schreibfehler nicht ausgebessert wurden. Wahrscheinlich aber war das Absicht, hat wohl einen eigenen Charme…
Stimmt – ich habe auch die ganze Zeit überlegt,woran mich Lacombes Stil erinnert: Die Zeichnungen haben wirklich etwas von Tim Burton.Aber sie passen auch super zu der Atmosphäre der Geschichte.
Die Sache mit den Schreibweisen war Absicht – im Anhang wird noch einmal explizit darauf hingewiesen. Anfangs war ich dennoch sehr irritiert. Doch irgendwann habe ich mich daran gewöhnt. Wichtiger als die Schreibweise sind ja die Geschichten selbst. Und durch die restliche Aufmachung des Buches drückt man auch gern ein Auge zu ;)
Ja das denk ich mir. Es sind ja „unheimliche“ Geschichten, da passen dann auch „dunkle“ Gestalten dazu!
Steht auch im Anhang, warum die Schreibweise beibehalten wurde?
Nein, warum diese Schreibweise beibehalten wurde, wurde nicht erklärt. Vielleicht der Authentizität zuliebe oder es ist ein persönlicher „Stil“ des Verlages … Benjamin Lacombe hat jedoch auch „Schneewittchen“ neu illustriert , welches hier in Deutschland ebenfalls bei Jacoby & Stuart erschienen ist und ebenfalls im Originaltext der Gebrüder Grimm veröffentlicht wurde: http://www.amazon.de/gp/product/394178739X/ref=as_li_tf_tl?ie=UTF8&tag=phantasienrei-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=6742&creativeASIN=394178739X