Ein gewaltiges Unwetter bricht an Weihnachten über die Vereinigten Staaten herein. Doch ist es kein gewöhnlicher Sturm: Übernatürliche Phänomene begleiten das Ereignis, Blitze machen ihre Wege durch Häuser und schlängeln sich durch die Straßen. Am nächsten Morgen muss Matt feststellen, dass seine Eltern ebenso wie andere Erwachsene und ein guter Freund von ihm tot sind, sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösten. Stattdessen greifen wahnsinnige Zombies an und merkwürdige Kreaturen mit züngelnden Stimmen streichen durch die Straßen. Gemeinsam mit seinem besten Freund Tobias macht sich Matt auf die Flucht. Gut ausgerüstet ziehen sie gen Süden, als sie in einem Geschäft plötzlich von einem wahnsinnig gewordenen Erwachsenen attackiert werden und Matt sein Bewusstsein verliert.
Erst nach einem halben Jahr erwacht Matt aus seinem Koma. Er und Tobias wurden von anderen Kindern gerettet und leben nun auf einer kleinen Insel. Zunächst scheint es hier sicher, doch die Mampfer – wie die Zombies genannt werden – kommen immer näher und werden zunehmend blutrünstiger. In all der Gefahr stoßen Matt, Tobias und ihre neue Freundin Amber auch noch auf Verschwörungen in den eigenen Reihen …
Maxime Chattam ist eines der besten Jugendbücher gelungen, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Die Geschichte hat einen Spannungsbogen, der nie schwächelt, und steckt voller Fantasie, unerwarteter Wendungen und anderer Überraschungen. Hörbuchsprecher Timmo Niesner gelingt es dabei, die unheimliche Atmosphäre der ohnehin schon guten Erzählung noch zu verstärken. Pausen und Betonungen sind gut gesetzt und Niesners vielfältiger Einsatz der Stimme sorgt für ein abwechslungsreiches Hörerlebnis. Das Übernatürliche und die Bedrohungen werden beim Hören regelrecht hörbar, opulentes Kopfkino stellt sich ein. Niesner schafft es, den Hörer auf eine fast magische Art zu fesseln, so sehr, dass einem der Atem stockt. Beim Autofahren ist daher Vorsicht geboten – zu leicht gerät man in den starken Bann der Geschichte und vergisst alles um sich herum!
Die Idee, dass nach einer Katastrophe die Kinder und Jugendlichen auf sich allein gestellt sind, ist großartig. Allerdings liegt nach Matts Erwachen aus dem Koma ein zu großer Fokus auf den einzelnen Verschwörungen auf der Insel. Die eigentlichen Folgen, die das Aussterben der Erwachsenen mit sich bringt, gehen leider manchmal etwas unter. Ich hätte mir durchaus mehr zu der Lebenssituation der Kinder gewünscht. Etwas unerklärt blieb auch das Übernatürliche. Was hat es mit den sogenannten Stelzenläufern und anderen Wesen auf sich? Und steckt hinter Ladenbetreiber Balthasar vielleicht noch mehr? Was ist mit Matts aus Balthasars Laden gestohlener Ware geschehen?
Gut und logisch erscheint Chattams Erklärung der Naturkatastrophe: Die Erde hat sich daran gerächt, was die Menschheit ihr angetan hat, den Kindern und Jugendlichen ist nun die Möglichkeit gegeben, es besser zu machen. Alle irdischen Lebensformen – egal ob Pflanze, Tier oder Mensch – haben sich an die veränderten Lebensbedingungen angepasst und entsprechende, teils übermenschliche Fähigkeiten im Rahmen der so betitelten Alteration entwickeln. Allerdings erklärt dies nicht die übernatürlichen Kreaturen, die nach der Sturmnacht ihr Unwesen trieben. Was sind sie? Was ist aus aus ihnen geworden? Sind sie noch immer eine Bedrohung oder existieren sie nicht mehr? Ein wenig unglaubhaft erscheint zudem, dass sie und die Mampfer stets eine Gefahr darstellten, oft aus dem Nichts auftauchten, aber nie etwas geschah, wenn Matt und Tobias schliefen.
Der erste Band der „Alterra“-Trilogie lässt etliche Fragen offen, die hoffentlich in den Folgebänden beantwortet werden. Die fesselnde Erzählweise und der Einfallsreichtum Chattams, Timmo Niesners Interpretation sowie die geniale Idee, die hinter „Alterra“ steckt, hinterlässt unweigerlich das Bedürfnis, wissen zu wollen, wie es weitergeht.
Fazit:
„Alterra. Die Gemeinschaft der Drei“ lässt den Leser sehr viel grübeln und mitraten, weist auch manchen Kritikpunkt auf. Jedoch ist darüber leicht hinwegzusehen: Maxime Chattams Buch überzeugt durch Ideenreichtum, einen großartigen Erzählstil und puren Nervenkitzel. Timmo Niesners Darbietung der Geschichte trägt zusätzlich einen großen Beitrag dazu bei, von „Alterra“ regelrecht gepackt zu werden und immer mehr zu wollen. Großartiges Kopfkino und fantastische Literatur nicht nur für Jugendliche! Kurz: Ein absolutes Must-Read!
Geplauder